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Ein Geschäftsmodell zu skalieren, verlangt Gründern, Teams und Investoren andere Fähigkeiten ab als die Start-up-Phase. Es kommt in Scale-ups vor allem auf Strategie, Prozesse, Fundraising, Recruiting und die Unternehmenskultur an.
Nichts ist aufregender im Leben von Gründern als die ersten Jahre des Unternehmens. Der
Venture-Capitalist Marc Andreessen sagt, ein Unternehmen zu gründen, sei wie auf Glas zu
kauen. Doch diese Start-up-Phase geht schnell vorbei. Und sobald das Unternehmen
wächst, ändern sich die Herausforderungen.
Gründer arbeiten strategisch
Am Anfang steht das Nichts! In der frühen Start-up-Phase existiert meist keine Infrastruktur,
keine geregelten Prozesse, die Teams sind klein und die Ressourcen spärlich. Gründer
müssen zu Beginn in allen Abläufen involviert sein, egal ob Kundenakquise, Buchhaltung
oder Möbel auspacken.
Im Gegensatz dazu existiert in Scale-ups eine Infrastruktur und ein Management-Team
übernimmt die einzelnen Verantwortungsbereiche. Gründer sollten sich nun aus dem
Operativen zurückziehen und statt im Hier und Jetzt mehr im Morgen und Übermorgen
arbeiten. Scale-up-CEOs kümmern sich um die Prozesse und Produkte sowie das Personal
und das Kapital, um das zukünftige Wachstum zu ermöglichen.
Prozesse legen das Fundament
Prozesse sind in der Scale-up-Phase entscheidend. Daher sollte man sich mit folgenden
Fragen beschäftigen:
- Funktioniert das Unternehmen mit dem heutigen Setup auch noch, wenn es doppelt
oder zehnmal so groß ist? - Welche Prozesse kann man automatisieren?
- Sind die Produktmargen skalierbar?
Das Management-Team sollte regelmäßig alle Prozesse auf Skalierbarkeit überdenken. Das
gilt auch für Compliance-Themen. Denn je größer das Unternehmen, desto komplexer
werden auch die regulatorischen Anforderungen.
Professionelle Investoren
Scale-ups benötigen Kapital – viel Kapital. Selbst wenn das Unternehmen bereits profitabel
ist, wird dieser Gewinn in der Regel nicht ausreichen, um das Geschäft schnell zu skalieren.
Da man nun größere Summen als in der Seed- oder Series-A-Runde benötigt, wendet man
sich vor allem an Venture -Capital-Unternehmen, die das entsprechende Volumen
bereitstellen können. Pitchdecks, Due-Diligence-Unterlagen und der Gesamtauftritt des
Unternehmens müssen deshalb professionalisiert werden.
Auch der Öffentlichkeitsarbeit kommt mehr Bedeutung bei, denn das Branding unterstützt
kommende Finanzierungsrunden.
Recruiting, Recruiting, Recruiting
Die größte Herausforderung in der Scale-up-Phase ist das Recruiting. Zwar mag es spannend sein, für ein Scale-up zu arbeiten und junge Unternehmen bieten eine steile Lernkurve. Doch das allein reicht nicht aus, um die besten Talente für das Unternehmen zu begeistern. Dazu kommt der Fachkräftemangel in Deutschland und oftmals sind Gehälter in etablierten Unternehmen attraktiver.
Andererseits können Scale-ups beispielsweise durch Mitarbeiterbeteiligungen Anreize
schaffen. Sie können Mitarbeitern auch Remote-Arbeiten ermöglichen, wodurch sie
einerseits größere Flexibilität bieten und andererseits ihren verfügbaren Talentpool
vergrößern.
Unternehmenskultur aktiv managen
Der Management-Guru Peter Drucker sagte: “Culture eats strategy for breakfast.” Der Erfolg
eines Scale-ups hängt entscheidend von dessen Innovationskraft ab. Dazu braucht es eine
durch unternehmerisches Denken und flache Hierarchien geprägte Unternehmenskultur.
In einem Start-up sind die Hierarchien meist per Definition flach, doch in schnell
wachsenden Unternehmen halten Bürokratie und Unternehmenspolitik Einzug.
Führungskräfte sollten deshalb die Kultur in Scale-ups aktiv managen, statt die Dinge ihren
Lauf nehmen zu lassen.
Zum Autor:
Patrick Stäuble ist der Gründer & CEO der Teylor AG. Das Fintech stellt Softwaremodule für Finanzinstitute zur Digitalisierung von Kreditprozessen bereit sowie digitale Finanzierungen für KMU.