Bildnachweis: DTCF, UVC Partners.
Deeptech und Climatetech haben eines gemeinsam: Sie sind langfristig ausgerichtet.
Ob Quantencomputing, Energieversorgung oder die Reduzierung von CO2-Emissionen
– Start-ups brauchen in diesen Feldern Zeit für Forschung und Entwicklung, und bis zum marktreifen Produkt dauert es oft deutlich länger als zehn Jahre. Um hierzulande dennoch Kapital mit langem Atem für diese Zukunftstechnologien zu sichern, tritt der DeepTech & Climate Fonds (DTCF) an den Start.
Den Fonds haben das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Bundesfinanzministerium gemeinsam als Teil der Start-up-Strategie der Regierung entwickelt. Ziel ist es, das Wachstum von Deeptech- und Climatetechunternehmen zu stärken und diese langfristig an den Standort Deutschland zu binden. Im Investitionsfokus stehen die Branchen Industry 4.0, Robotik, künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Prozessautomatisierung. Außerdem soll in Unternehmen mit einem technologiebasierten Geschäftsmodell wie Digital Health, New Energy, Smart City, New Materials sowie in ausgewählte Biotechbereiche investiert werden. Die beiden Ministerien hoffen, mit diesem Kapital einen technologie-basierten Mittelstand aufzubauen. Dafür sollen über eine Fondslaufzeit von 25 Jahren bis zu 1 Mrd. EUR in die kapitalintensive Wachstumsphase von Jungunternehmen investiert werden. Die Mittel stammen aus dem Zukunftsfonds sowie aus dem ERP-Sondervermögen. Pro Unternehmen ist die Finanzierungshöhe über alle Runden hinweg auf 30 Mio. EUR begrenzt. In der ersten Runde will der DTCF mit mindestens 1 Mio. EUR einsteigen. „Der Fokus wird zunächst auf der Series A liegen, ein Sweetspot sind circa 10-Mio.-EUR-Runden. Wir haben natürlich auch Platz im Portfolio für größere Runden und können pro Unternehmen maximal 30 Mio. EUR über verschiedene Investmentrunden investieren“, berichtet Dr. Elisabeth Schrey, die seit 1. Februar Teil der Geschäftsführung ist.
Business Angels und Family Offices als bevorzugte Partner
Als Ankerinvestor beteiligt sich der DTCF gemeinsam mit privaten Beteiligungsgebern zu gleichen Teilen, in Ausnahmefällen bis zu 70%. Als Partner wünscht sich der Fonds institutionelle Investoren, Business Angels und Family Offices – Venture Capital-Gesellschaften stehen hingegen nicht auf Platz eins der Prioritätenliste. „Grundsätzlich kann der DTCF mit Venture Capital-Gesellschaften in Investmentrunden gemeinsam investieren.
Gleichzeitig muss aber in der Investmentrunde auch weiteres privates Kapital von zum Beispiel Family Offices, Mittelständlern oder Stiftungen investiert werden. Es sollen mit dem Fondskonzept neue Finanzierungsquellen erschlossen werden, sodass zum Beispiel Mittelständler, Family Offices et cetera zu mehr Investments in Zukunftstechnologien animiert werden. Und wir sehen im Markt genügend Signale, dass Family Offices interessiert sind, auch an größeren Runden teilzunehmen. Gibt es weniger größere Runden mit lokalen Venture Capitalisten, dann ist weniger Vertrauen von Family Offices da, gemeinsam zu investieren“, sagt Schrey. Um nachhaltige Unternehmen im eigenen Land zu schaffen, liegt der Gedanke zunächst nahe, auf Familienunternehmen als Investoren zu setzen. Dass Venture Capital- Gesellschaften als Investitionspartner nicht bevorzugt werden, kann Benjamin Erhart, General Partner beim B2B-Deeptech-Venture Capital-Fonds UVC Partners, nachvollziehen: „Ein Blick in die übliche Praxis zeigt, dass Venture Capital-Gesellschaften bei ihren Fondslaufzeiten in der Regel auf zehn Jahre limitiert sind und die Fonds die Unternehmenspositionen liquidieren müssen. Die häufigste Form ist Gesamtveräußerung durch den Exit. Wenn man das Konzept der Langfristigkeit ernst nimmt, ist es valide, sich nicht an Zehnjahreszyklen zu halten und damit Unternehmen aufzubauen, die keinen Exit-Druck haben. Gleichwohl bin ich der Überzeugung: Wenn wir langfristig denken, ist es immer besser, Kräfte zu bündeln.“ Er betont die Vorteile von Venture Capital-Gesellschaften, die zum einen in der deutlich höheren Kapitalverfügbarkeit liegen im Vergleich zum aktuellen langfristig orientierten Finanzierungsmarkt. Zudem haben die Venture Capitalisten viel Erfahrung im Aufbau von Firmen und innovieren ebenfalls ihre Fondsmodelle mit Growth- oder auch Continuation Funds. In seiner Erfahrung zeigen aktuelle Daten, dass sich sowohl durchschnittliche Haltedauern als auch die Fondslaufzeiten deutlich verlängern.
USA erneut Vorreiterrolle
Die USA machen vor, dass beispielsweise Quantencomputing- oder Kernfusionsfirmen bereits von Wagniskapitalgesellschaften mit Milliardenbeträgen finanziert werden, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht binnen zehn Jahren zu Ergebnissen oder gar Exits führen werden. „Dort ist man im Markt schon so weit, dass man gemeinsam langfristige Themen angeht und zum Beispiel auf Secondary Optionen setzt, wenn frühphasige Fonds liquidieren wollen oder müssen, sodass aber nicht das Unternehmen verkauft wird“, so Erhart weiter. Auf die Secondary Optionen zielt auch Schrey ab: „Man bietet den Venture Capitalisten, die ebenfalls in ein Unternehmen investiert sind, die Option einer Secondary Transaktion, falls die Kommerzialisierung der Technologie oder die Unternehmensentwicklung länger dauert, als die Fund-Laufzeit vorgesehen ist.“ Noch sind die Secondaries für Frühphaseninvestoren im Venture Capital-Segment hierzulande allerdings ein seltenes Bild, Preise derzeit oftmals schlechter als bei einem Verkauf, und es fehlt an der Secondary-Kultur in frühen Phasen, wie sie in den USA zum Beispiel längst verankert ist. Allerdings können so die Unternehmen länger in Deutschland gehalten werden, es droht nicht die Gefahr eines Ausverkaufs der Technologien ins Ausland.
Staatliche Fonds können Markt befeuern
Für UVC Partners ist ein staatlicher Ankerinvestor grundsätzlich immer interessant. „Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit dem High-Tech Gründerfonds gemacht. Als technologie-orientierter Fonds investieren wir auch langfristig in anspruchsvolle Entwicklungsprojekte mit hohem Kapitalbedarf wie Robotik oder eben Quantencomputing. Daher setzen wir schon immer auf vereinte Kräfte gemeinsam mit Co-Investoren. Ich wünsche mir, dass wir in Deutschland noch mehr Offenheit seitens der Venture Capital-Investoren erreichen, auch längerfristig zu denken“, sagt Erhart, dessen Fokus auf Robotik, Deeptech, Mobilität und industrieller Software liegt, und ergänzt mit Blick auf den DCTF: „Dieser kann jetzt eine wichtige Rolle spielen und den Markt befeuern, wie schon der HTGF vor 20 Jahren, der das Venture Capital-Geschäft damals wiederbelebt hat.“