Bildnachweis: HBOX Therapies.
Der TechVision Fonds führt die Seedfinanzierung des Medtech-Start-ups HBOX Therapies an. Gemeinsam mit dem High-Tech Gründerfonds sowie Business Angel Prof. Dr. Peter Borges werden insgesamt 2,3 Mio. EUR investiert.
Lungenschonende Behandlung von Beatmungspatienten
Das 2021 gegründete Spin-Off der RWTH Aachen hat eine Technologie entwickelt, die eine lungenschonende Behandlung von Beatmungspatienten ermöglicht. „Diese Technologie schützt perspektivisch nicht nur Patienten vor den vielen Begleitschäden der invasiven Beatmung, sie kann auch unser Gesundheitssystem entlasten, indem sie langwierige Krankheitsverläufe bis hin zu Sterbefällen reduziert“, sagt Bernhard Kugel, Geschäftsführer des TechVision Fonds und erklärt weiter: „Der demografische Wandel, die Zunahme an respiratorischen Erregern sowie stärkere Luftverschmutzung werden dazu führen, dass immer mehr Menschen mit Lungenkrankheiten zu kämpfen haben. Wir verfolgen die Entwicklung von HBOX Therapies schon seit einigen Jahren und sehen enormes Potenzial für eine ‚Break-Through-Technologie‘, die auch für weitere Anwendungsbereiche einsetzbar sein wird.“
Lungenschonende Beatmungsmethode
Die Gründer arbeiten bereits seit 2013 zusammen, haben im letzten Jahr den StageTwo Deep Tech Award gewonnen und entwickeln mit dem Startkapital einen Protoypen um den nächsten Schritt in Richtung klinischer Prüfung zu realisieren. Wenn diese bestanden ist, folgt die CE-Zertifizierung und schließlich die Bereitstellung für Patienten mit Lungenversagen. Die etablierte Behandlungsmethode der invasiven mechanischen Ventilation (IMV) führt häufig zu Lungenschäden, Pneumonien oder Zwerchfellfunktionsstörungen – insbesondere bei vorbelasteten Patienten. Zudem müssen Patienten oft über Wochen wieder von der IMV entwöhnt werden. Als letzte Behandlungsoption folgt bisher die ECMO – eine künstliche Lunge, die jedoch mit großen Kanülen und hohen Blutflussraten ebenfalls sehr belastend ist. Für eine schonendere Sauerstoffversorgung entwickelten die Aachener Forscher die patentierte Plattformtechnologie HBOX (Hyperbaric Blood Oxygenation): Wie bei herkömmlichen ECMO-Therapien wird Sauerstoff direkt ins Blut verabreicht und die Lunge dadurch entlastet. Das Besondere daran ist, dass der Austausch von Kohlenstoffdioxid und Sauerstoff durch das erhöhte Druckniveau wesentlich kleinere Blutvolumina erfordert. Dadurch ist die Behandlung weniger invasiv und Patienten können während der Behandlung wach sein und spontan atmen. Die HBOX-Technologie kann dadurch auch mit der etablierten nicht-invasiven oder invasiven mechanischen Ventilation (NIV bzw. IMV) kombiniert und zu früheren Zeitpunkten angewandt werden als bisherige ECMO-Verfahren. „Unser Verfahren bietet im Vergleich zu den bisherigen Methoden viele Vorteile“, so Dr. Peter Schlanstein, Co-Gründer von HBOX Therapies. „Es sorgt dafür, dass Ärzte gar nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die invasive Beatmung umstellen müssen. Das reduziert potenziell die Liegedauer, die Entwöhnungszeit und das Sterberisiko der Patienten.“