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Globale Unsicherheiten sowie hohe Rohstoff- und Energiepreise beeinflussen den M&A-Markt. In dieser Folge schwächelt auch das Finanzierungsumfeld. Angesichts dieser Rahmenbedingungen: Wie können Investoren die Transaktionssicherheit in einem volatilen Marktumfeld erhöhen oder bringt 2023 gar das Aus des Leverage Finance-Modells?
Das Ende der Nullzinspolitik von Fed und EZB haben das Finanzierungsumfeld im letzten Jahr erheblich verändert. Zudem greift die EZB durch und verdonnerte einige europäischen Banken zu mehr Eigenkapital aufgrund von Leverage Finance-Geschäften. Hinzu kommen ein unsicheres Marktumfeld sowie gestiegene Preise bei Rohstoffen, Energie und Material. All diese Auswirkungen sind am M&A-Markt spürbar. Ist der Finanzierungsmarkt für fremd-finanzierte Übernahmen damit am Nullpunkt angekommen, wie es oftmals heißt?
LBO-Runden anspruchsvoller
Um die gute Nachricht gleich vorwegzunehmen: Auch 2023 wird es einen Markt für Leveraged-Buyout(LBO)-Finanzierungen geben. Allerdings wird das Segment, wie schon 2022, künftig deutlich anspruchsvoller sein. Dies zeigt sich etwa an längeren Bankprozessen und, anders als in der Vergangenheit, ausführlicheren Due Diligence-Prüfungen. Nach wie vor gilt jedoch: Obwohl Fremdkapital aufgrund der höheren Zinsen teurer geworden ist, ist eine LBO-Finanzierung immer noch günstiger als Eigenkapital. Insofern funktioniert der Leverage-Effekt, also die Erhöhung der Verzinsung auf das investierte Eigenkapital, weiterhin. Durch die höheren Zinsen ist die Belastung auf die Cashflows allerdings höher, wodurch die Akquisitionsdarlehen in Summe etwas kleiner werden und der Werthebel („Leverage“) sinkt. Dies muss kompensiert werden, unter anderem durch mehr operative Wertschöpfung bei den Targets und natürlich durch etwas niedrigere Kaufpreise. Die Unsicherheiten bei Finanzierungen von M&A-Transaktionen zeigen sich auch an den wachsenden Formen der Absicherungen, etwa durch Hedging, mit dem sich Investoren anteilig vor steigenden Zinsen schützen.
Stapled Finance erhöht Transaktionssicherheit
Um die Erfolgschancen eines erfolgreichen fremdfinanzierten Deals zu erhöhen, sollten sich Investoren hinsichtlich der Finanzierung möglichst breit aufstellen und sich diese frühzeitig im Prozess sichern. Ein Trend, der sich abzeichnet: Immer mehr Investoren suchen eine strukturierte Finanzierungsberatung. Die Stunde der Debt Advisory-Berater hat somit geschlagen. Sie kommen zu einem späten Zeitpunkt im Verkaufsprozess an Bord, um die Käuferseite bei der Regelung der Finanzierung zu unterstützen. Bei Leveraged Buyouts kann für die Käufer- und die Verkäuferseite zudem eine Stapled Finance sinnvoll sein, denn sie verringert das Risiko, dass eine Finanzierung scheitert oder dass die Verkaufsbedingungen während der Verhandlungen mit den Kreditgebern der Käuferseite im Nachgang an die Auktion angepasst werden müssen. Stapled Finance wirkt dem entgegen, weil sie die Akquisitionsfinanzierung sinnvoll strukturieren kann.
Branche des Zielunternehmens beeinflusst Finanzierung
Neben der Historie des Unternehmens ist für eine fremdfinanzierte Übernahme die Branche des Targets entscheidend. Unternehmen aus Sektoren wie IT/Software, Healthcare oder Bereichen, die großen Makrotrends unterliegen, etwa dem Glasfaserausbau oder der Energiewende, profitieren mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den kommenden Monaten von einem attraktiven Verkaufsumfeld und Interesse seitens der Investoren. Aber auch in unter Druck stehenden Branchen, etwa dem produzierenden Gewerbe, können Leveraged Buyout-Transaktionen durchaus erfolgreich sein. Hier können die entsprechenden Prozesse allerdings komplexer und langwieriger ausfallen.
Fazit
Zweifelsohne stellen das aktuelle Markt- und Zinsumfeld sowie die veränderten Rahmenbedingungen den LBO-Markt vor Herausforderungen. Allzu pessimistisch sollten Investoren jedoch nicht auf die kommenden Monate blicken. Stattdessen gilt es, sich möglichst frühzeitig im M&A-Prozess eine Finanzierung zu sichern, da sie über den Erfolg eines Deals entscheidet. Eine Stapled Finance erfüllt genau dieses Kriterium, denn diese
Fremdfinanzierung durch Banken, Leasing- und Factoring- und Mezzanine-Geber strukturiert die Akquisitionsfinanzierung sinnvoll und erhöht damit die Transaktionssicherheit.
Über den Autor:
Kai Hesselmann ist Co-Founder und Managing Partner von DealCircle, einer ganzheitlichen Technologielösung mit der weltweit größten Datenbank von Such- und Kaufprofilen. Die überlegene Matching-Technologie macht das 2018 gegründete Hamburger Fintech bei der Käuferidentifikation und der Marktansprache zum präferierten Partner von Hunderten M&A-Beratern.