Bildnachweis: FCF Fox Corporate Finance.
Deutsche Start-ups aus dem Bereich „Advanced Manufacturing“ liegen beim eingesammelten Wagniskapitalvolumen europaweit an erster Stelle. Dies ist eine der Schlüsselerkenntnisse der von FCF Fox Corporate Finance veröffentlichten Studie zum Thema Venture Capital-Aktivitäten der letzten fünf Jahre im Bereich Advanced Manufacturing. Die Studie umfasst die Subsektoren Additive Manufacturing, Robotic Automation, Sensors, IoT Platforms sowie Industrial Process Software.
Mit einem Finanzierungsvolumen von 628 Mio. EUR (2018 bis zum ersten Quartal 2023) liegen demnach hiesige Start-ups vor dem Vereinigten Königreich (605 Mio. EUR) und Frankreich (585 Mio. EUR). Aufgrund der hohen Dunkelziffer (nur 55% der deutschen Deals veröffentlichen das Finanzierungsvolumen, verglichen mit 83% in UK) fällt das tatsächliche Volumen sogar noch höher aus. Hier zeigt sich, wie sich Deutschlands traditionelle Stärken (industrielle Produktion und Maschinenbau) auch im Start-up-Bereich spiegeln.
Die durchschnittliche Höhe der Finanzierungsrunden stieg im letzten Jahr auf 4,7 Mio. EUR – anno 2019 lag diese noch bei 1,3 Mio. EUR. Acceleratoren und andere Frühphasenfinanzierer verlieren dabei an Bedeutung, während sich Spätphaseninvestoren stärker positionieren konnten. Trotz der zunehmenden Zahl an reiferen Start-ups suchen die Investoren nicht das Börsenparkett als Exit. In den letzten fünf Jahren gab es lediglich drei IPOs. Da das Geschäfts-modell vieler Advanced Manufacturing-Start-ups in der Regel aber hochsynergetisch für klassische Industrieunternehmen ist, stellt der Trade Sale eher den typischen Exit-Pfad dar (50 Trade Sale Exits zwischen 2018 und dem ersten Quartal 2023).
Kommentar von Florian Theyermann, Managing Director FCF Fox Corporate Finance
Auf diese für Deutschland gute Nachricht folgt eine schlechte Nachricht für das Segment im Allgemeinen. Im ersten Quartal 2023 kam es europaweit zu einem massiven Rückgang der Venture Capital-Investments im Advanced Manufacturing-Sektor. Nach einem starken Jahr 2022 (Allzeithoch des Investitionsvolumens mit 1,1 Mrd. EUR und durchschnittlich 60 Deals pro Quartal) fällt das erste Quartal 2023 deutlich zurück. Obwohl das erste Quartal in den vergangenen Jahren das stärkste war, verzeichnete es 2023 nur 40 Deals und ein Investvolumen von nur 152 Mio. EUR. Dieser starke Rückgang spiegelt die wirtschaftliche und politische Unsicherheit sowie die Eintrübung des Venture Capital-Umfelds wider. Bestätigt sich also der Trend aus dem ersten Quartal, wird klar, dass der „Wagniskapitalwinter“ das Segment Advanced Manufacturing 2022 zwar noch verschont hat, jetzt aber genauso zuschlägt wie in anderen Venture Capital-Segmenten.
Florian Theyermann ist seit 2006 Teil des FCF-Teams. Seit 2018 verantwortet er den Bereich „Deeptech“ und begleitet Start-ups bei der Aufnahme von Eigenkapital oder Venture Debt.