Bildnachweis: Porsche Ventures.
Mit seiner Venture Capital Unit „Porsche Ventures“ ist der Sportwagenhersteller Porsche AG seit 2016 am Markt aktiv und mittlerweile an rund 50 Start-ups beteiligt. Anfang des Jahres wurde die zweite Fund-Generation Porsche Ventures 2.0 gestartet, welche bis zu 250 Mio. EUR in Start-ups und das bestehende Venture Capital-Portfolio investieren kann.
VC Magazin: Sie sind mit Porsche Ventures in Palo Alto, Berlin, Tel Aviv und Shanghai vertreten. Durch den Start Ihres zweiten Funds haben Sie sich nach Luxemburg erweitert. Wie sehen Ihre Investmentstrategie und Ihr aktuelles Portfolio aus und wie wird es sich in Zukunft gestalten?
Thiem: Wir suchen weiterhin spannende Start-ups aus aller Welt, um sie zusätzlich zum finanziellen Investment mit dem Porsche-Ökosystem bestmöglich zu unterstützen. Ziel ist es stets, eine Win-win-Situation herzustellen: Die jungen Unternehmen profitieren von unserem Porsche-Netzwerk und Know-how in Bereichen wie der Industrialisierung und Produktion. Im Gegenzug erhält Porsche Zugang zu Erfolg versprechenden und relevanten Innovationen. Die Gesamtperformance des Porsche-Portfolios ist bereits heute aus strategischer und finanzieller Sicht positiv. Auch in Zukunft wollen wir uns für Porsche relevante Themen ansehen, sind aber durch die neue Fundstruktur flexibler in Bezug auf unsere Suchfelder.
VC Magazin: Auf welche Branchen fokussieren Sie sich bei Ihren Investments?
Thiem: Unsere Investmentfelder umfassen die Bereiche Car and Mobility, Sustainability und Intelligent Enterprise. Mit dem Bereich Beyond, unserem vierten Suchfeld, decken wir noch weitere Themenfelder wie Smart City and Living, New Luxury Lifestyle, Sports und New Space ab. Insgesamt suchen wir nach innovativen Start-ups, die das Potenzial haben, die Erfolgsgeschichte von Porsche auch für die kommenden 75 Jahre maßgeblich zu unterstützen.
VC Magazin: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Impact bei Ihren Investments?
Thiem: Beides spielt bei unserer Investmentstrategie eine zentrale Rolle. Daher haben wir im Bereich Sustainability auch ein eigenes Investmentsuchfeld mit Investments in beispielsweise 1Komma5° und Bcomp. Das Ziel ist es, den Porsche-Kunden vor allem beim Kauf eines hybriden oder vollelektrischen Porsche ein ganzheitliches Angebot im Bereich Nachhaltigkeit anzubieten und verstärkt nachhaltige Materialien in Porsche-Fahrzeugen einzusetzen. Wir wollen mit Porsche Ventures nicht nur finanziellen Erfolg erzielen, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten und mit unseren Investitionen langfristige, nachhaltige Veränderungen fördern.
VC Magazin: Sie haben neben den CVC-Aktivitäten weltweit in mehrere Risikokapitalfonds investiert und beispielsweise das Early-Stage-Investmentfund-Joint-Venture APX mitgegründet, welches derzeit mit Heartfelt Capital die nächste Stufe zündet. Welche Empfehlung geben Sie Mittelständlern und anderen Konzernen, die über Investments in Start-ups nachdenken?
Thiem: Wir haben in den letzten Jahren wertvolle Erfahrungen gesammelt und im Laufe der Zeit für Porsche Ventures unsere eigene „Investment-DNA“ gefunden, uns stetig weiterentwickelt und mit dem Vertrauen des Vorstands unsere Investmentaktivitäten weiter ausbauen können. Wir haben in unseren Anfängen viel beobachtet und zugehört sowie versucht, schnell zu lernen. Dennoch wollten wir immer unseren eigenen Weg gehen … wie Porsche insgesamt. Zu Beginn kann ich jedem Mittelständler oder Konzern empfehlen, eine klare Strategie und eine realistische Zielsetzung für sich zu definieren. Im Weiteren ist es von zentraler Bedeutung, ein starkes Netzwerk aufzubauen, um den Markt durch Partnerschaften besser kennenzulernen. Intern muss man vertrauensbildend darum werben, dass Corporate Venture Capital nicht nur über einzelne Investments, sondern vor allem auch grundsätzlich einen strategischen Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit und damit zur Weiterentwicklung des jeweiligen Corporate Sponsors leistet.
VC Magazin: Sie sind als CVC seit sieben Jahren im Markt unterwegs. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der CVC-Einheiten der Unternehmen? Welche Trends nehmen Sie wahr?
Thiem: Unternehmen haben das Thema mittlerweile besser verstanden und setzen verstärkt auf CVC, um Innovationen voranzutreiben und externe Partnerschaften zu stärken. Wir sehen einen Trend hin zu branchenübergreifenden Kooperationen und Fokus auf disruptive Technologien. Allgemein werden CVC-Aktivitäten als treibende Kraft im Unternehmen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit immer ausgeprägter, und wir sehen immer mehr Finanzierungsrunden unter Beteiligung von CVCs.
VC Magazin: Planen Sie, mittelfristig Ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen, etwa indem Sie Ihre Venture Capital-Aktivitäten auch für externe Partner öffnen?
Thiem: Die vergangenen Jahre haben wir ein starkes Netzwerk aufgebaut und uns mit guten Investments einen eigenen Namen gemacht. Gerne möchten wir diese Erfahrungen mit potenziellen Partnern teilen, mit dem Ziel, zusätzliche Investitionsmöglichkeiten für und durch Partner zu schaffen, unsere Reichweite zu erhöhen und unsere diversifizierte Portfoliostrategie auszubauen. In welcher Form wir diese Partnerschaften vertiefen, zum Beispiel durch die Aufnahme von Investoren bei Porsche Ventures, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir sind für viele Gestaltungsformen offen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zum Interviewpartner:
Dr. Ulrich Thiem ist Geschäftsführer von Porsche Ventures, der CVC-Einheit des Automobilherstellers Porsche. Nach seinem Einstieg im Jahr 2011 war er zuerst Leiter des Bereichs Gesellschaftsrecht und M&A in der Rechtsabteilung und leitet seit 2019 neben Porsche Ventures auch die M&A-Abteilung der Porsche AG.