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Die Zahlen sind verblüffend ähnlich – trotz unterschiedlicher Methodik der Datenerhebung. Sowohl dem ZEW in einer Studie von 2019 als auch AddedVal.io im Business Angels Report 2023 zufolge gibt es etwa 10.000 Business Angels in Deutschland, die jährlich circa 1.000 Hightech-Start-ups finanzieren.
Business Angels stellen laut AddedVal.io mit 78% die größte Investorengruppe in deutschen Start-ups dar, vor Venture Capital mit 8% und Corporates mit 7%. Nach ZEW finanzieren sie jährlich nahezu 2,5 Mrd. EUR in Start-ups; 2013 waren es erst 663 Mio. EUR. Kein Zweifel: Business Angels und ihre Investitionen haben in den letzten Jahren einen riesigen Aufschwung erlebt. Begleitet wurde der Aufschwung durch eine effizienzsteigernde Professionalisierung des Markts, was an den Downloadzahlen des vom Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) mitverantworteten Standardvertragsprojekts Gessi ablesbar ist. Mehr als 100.000-mal wurden die Verträge bereits heruntergeladen.
Auch der Business Angels-Markt spürt die Finanzkrise
Alles also in bester Ordnung? Nein, denn natürlich wirkt sich im Sommer 2023 die allgemeine Situation an den Finanzmärkten auf die Business Angels-Szene aus und sorgt für Verunsicherung. Trotz sinkender Bewertungen neigen einige Angels zur Zurückhaltung oder investieren nur noch in risikoärmere Folgerunden oder in ihr eigenes Portfolio. Die steigenden Zinsen machen andere Anlageklassen wieder attraktiver. Ungünstig war auch, dass genau jetzt das Programm Invest – Zuschuss für Wagniskapital auf insgesamt 100.000 EUR Zuschuss pro Person reduziert wurde; ein Nachteil für erfahrene Angels und solche, die größere Summen Kapital investieren. Da das neue Invest-Programm sich im Ergebnis verstärkt an First Time Angels ausrichtet, achtet der Verband verstärkt darauf, diese durch Investment Readiness-Konzepte zu qualifizieren, und wirbt für Investitionen gemeinsam mit erfahrenen Angels. Besonders geeignet zum gegenseitigen Kennenlernen der Angels untereinander sind die Business Angels-Netzwerke. Es ist wichtig, dass künftig mehr Bundesländer als bisher die Netzwerke unterstützen.
Mit mehr Liquidität den Markt beleben
Eine Marktbelebung könnte RegioInnoGrowth, das Nachfolgeprojekt für die Corona-Säule II, bringen, das zu 70% vom Bund finanziert wird und von den Landesförderinstituten durch eigene Programme ausgeführt wird. Damit mehr Kapital für Start-ups zur Verfügung steht, sollte die enge Kooperation mit Angels als Lead-Investoren Programmbestandteil sein, wie es zumindest einzelne Länder planen.
Mehr Female Angels motivieren
Bei 13,8% weiblichen Angels wird das von Frauen verwaltete Vermögen noch viel zu wenig für Start-up-Investments genutzt. Dies ist ein weiterer wichtiger Grund, für mehr Female Angels zu werben. Erfreulich ist, dass viele Aktivitäten hierzu angelaufen sind, um das zu ändern. Band hat die Kampagne „Women Angels Mission 25“ mit dem Ziel aufgelegt, den Anteil weiblicher Angels bis 2025 auf 25% zu heben.
Secondary-Markt für Angels
Deutschland braucht einen Secondary-Markt, der es den Angels ermöglicht, bereits vor dem Exit die Anteile zu veräußern. Dadurch würde wieder mehr Liquidität geschaffen und die Freude am Investieren würde bei den Angels angesichts des Geldflusses wieder gehoben. Den Anschub könnte ein aus Mitteln des Zukunftsfonds finanzierter Secondary-Fonds leisten.
Fazit
Business Angels haben sich in Deutschland als wichtigste Investoren der Frühphase etabliert. In der Krise mag der Angels-Markt geschüttelt werden, er bleibt aber wichtiger Faktor im Investitionsgeschehen. Durch gezielte Maßnahmen kann nicht nur die kritische Situation besser überwunden, sondern der Markt auf Dauer auf ein noch höheres Niveau gehoben werden.
Zu den Autoren:
Dr. Ute Günther und Dr. Roland Kirchhof sind der Vorstand der Business Angels Deutschland (BAND). Der Verband organisiert die deutschen Angels-Netzwerke, betreibt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit und fördert die Professionalisierung und Forschung der Szene in Deutschland.