Bildnachweis: CK Venture Capital.
Katja Ruhnke wurde vor Kurzem vom Verband Business Angels Deutschland als Business Angel des Jahres ausgezeichnet. Über ihr Beteiligungsvehikel investiert sie vorwiegend in Impact-Start-ups und setzt sich für mehr Diversität im Ökosystem ein.
VC Magazin: Sie sind Musicaldarstellerin, Kulturmanagerin, Familienunternehmerin und Investorin. Inwiefern hilft Ihnen diese ungewöhnliche Kombination bei Ihrer Tätigkeit als Business Angel und in der Zusammenarbeit mit den Start-ups?
Ruhnke: Gerade weil ich nicht den üblichen Investorenbackground habe, kann ich Fähigkeiten einbringen wie sonst wenige in der Start-up-Branche. Das fängt mit offensichtlichen Dingen an, wie der Unterstützung mit allem rund um das Thema Pitchen. Jeder Pitch ist ein Auftritt, welcher vorbereitet und geprobt werden muss. Gründer unterschätzen sehr oft die Wirkung von Storytelling, Mimik, Gestik, Stimme und Körperhaltung. Wir Investoren entscheiden oft innerhalb von Minuten, ob wir uns tiefergehend mit einem Start-up beschäftigen wollen. Weniger offensichtlich, aber sehr hilfreich ist es, Menschen einschätzen zu können. Als Schauspielerin gehört das zum Handwerk und hilft bei der Auswahl von Start-ups enorm. Als Unternehmerin blicken wir mit einer unternehmerischen Sicht auf die Start-ups. Wir verstehen sehr gut, dass nicht alles nach Plan läuft und die Reise für alle Beteiligten mehr einer Achterbahn als dem berühmten Hockeystick gleicht. Wir versuchen deswegen, auch echte Sparringspartner zu sein. Ähnlich wie in einer Ehe heißt das: in guten wie in schlechten Zeiten.
VC Magazin: Als weiblicher Business Angel sind Sie mittlerweile in guter Gesellschaft, wenngleich es nach wie vor mehr männliche Investoren gibt. Wie hat sich die Venture Capital- und Business Angels-Szene Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren hinsichtlich Diversität verändert?
Ruhnke: Wir werden mehr, das ist die gute Nachricht. Seit ich Teil der Szene geworden bin, setze ich mich unermüdlich dafür ein, mehr Frauen für Start-up-Investments zu begeistern. Wir sind trotzdem nur 13% weibliche Angels im Gegenzug zu 87% Männern. Das ist immer noch viel zu wenig. Auf der Venture Capital-Seite hat sich fast gar nichts getan. Im Gegenteil: Es gehen immer noch nur 2% des europäischen Wagniskapitals an reine Gründerinnenteams. Das liegt daran, dass es immer noch zu wenig Partnerinnen auf der Venture Capital-Seite gibt. Gründerinnen brauchen Investorinnen, da diese eher bereit sind, in Frauen zu investieren. Zum Glück gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Netzwerken wie das Female Investors Network (Fin), encourageventures oder die Evangelistas. Auch hat der BAND die Women Angel Mission ’25 ausgerufen und setzt sich mit Nachdruck für mehr Investorinnen ein.
VC Magazin: Wo hakt es derzeit noch, wo sehen Sie in Sachen Diversität Verbesserungspotenzial?
Ruhnke: Definitiv auf Wagniskapitalseite, hier ist das ganze System noch zu einseitig – nicht
nur, was das Geschlecht betrifft, sondern auch andere Punkte wie Migrationshintergrund oder Ausbildung. Es gibt Venture Capitalisten, die stellen nur Menschen mit demselben Background ein. Dass da nicht viel Weitblick entsteht und immer nur in die gleichen Menschen investiert wird, liegt auf der Hand.
VC Magazin: Sie sind zum Business Angel des Jahres gewählt worden – eine Auszeichnung, die auf der positiven Bewertung der Start-ups beruht. Was raten Sie Gründern, die einen Business Angel mit an Bord holen möchten?
Ruhnke: Es ist wichtig, sich vor dem Investment intensiv auszutauschen, insbesondere über die gegenseitigen Erwartungen. Ich würde nur Angels an Bord holen, wenn ich an einer echten Zusammenarbeit interessiert bin, sonst sind alle Beteiligten schnell enttäuscht und desillusioniert.
VC Magazin: Ihr Portfolio zieht sich über mehrere Branchen hinweg und eint der Impact-
Gedanke. Impact Investing ist seit der Pandemie stärker in den Fokus gerückt. Wo sehen Sie den Stellenwert von Impact Investing heute und in den nächsten Jahren?
Ruhnke: Impact Investing wird meines Erachtens nach enorm wachsen, die Green- und Climatetech-Start-ups sind neben den AI-Lösungen auch die Einzigen, die nicht so stark unter der aktuellen Finanzierungskrise leiden.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über die Interviewpartnerin:
Als Musicaldarstellerin und Kulturmanagerin war Katja Ruhnke zehn Jahre lang auf und hinter der Bühne tätig. Schließlich führte sie ihr Weg zurück nach München in das Familien-unternehmen, und sie gründete zusammen mit ihrer Schwester CK Venture Capital, bei der sie als CEO fungiert.