Bildnachweis: Catch, NRW.Bank.
Arbeitskräfte sind rar, überall ringen Unternehmen um Mitarbeiter. Gleichzeitig sinkt die Mitarbeiterbindung, besonders bei jüngeren Menschen. „Heute wechseln 50% der unter 30-Jährigen jedes Jahr den Job“, sagt Marco Verhoeven, Gründer von Catch in Köln. Bewerbende können sich den Arbeitsplatz aussuchen, die Mitarbeitersuche ist für HR-Abteilungen deutlich aufwendiger als noch vor einigen Jahren.
„Personalverantwortlichen blieben bislang nur zwei Optionen“, so Verhoeven, „entweder ein Team für das aktive Sourcing aufbauen oder mit externen Recruitern beziehungsweise Headhuntern zusammenarbeiten.“ Catch bietet eine neue Lösung. „Mit uns können Personaler passende Talente frühzeitig ansprechen, basierend auf dem Stellenprofil und den individuellen Arbeitspräferenzen“, so Verhoeven. Der Fokus liegt dabei auf den passiven Kandidaten, die grundsätzlich wechselbereit sind, aber noch nicht aktiv auf der Suche. Catch ermöglicht es, diese Kandidaten gezielt zu aktivieren.
Präferenzbasiertes Matching
In seiner Masterthesis und der anschließenden Arbeit an der Universität Köln hatte Verhoeven intensiv präferenzbasiertes Matching im HR-Bereich erforscht. Seinen Mitgründer Justin Bous kennt er seit der Schule. An der Universität leitete Bous mehrere studentische Initiativen, etwa das Campus Recruiting, und hatte so tiefe Einblicke in die Recruiting-Prozesse großer Unternehmen gewonnen. „In vielen Firmen ist die Personalsuche nicht auf der Höhe der Zeit“, so Verhoeven; der Auswahlprozess sei eindimensional, der Fokus liege häufig auf formalen Qualifikationen wie Ausbildung und Noten. „Doch ob Kandidat und Job zusammenpassen, hängt von viel mehr Faktoren ab.“
Fähigkeiten, Persönlichkeit, Cultural Fit
Die Matching-Technologie von Catch kann potenzielle Kandidaten automatisch vorqualifizieren. „Basierend auf acht Tätigkeitsdimensionen erstellen wir für die Stelle ein Arbeitsprofil“, erklärt Verhoeven. Für jeden Job gibt es prädestinierte Persönlichkeitstypen. Wenn es zum Beispiel darum geht, ein Team zu organisieren, erfordert das einiges an planerischer Tätigkeit. Die Engine von Catch ermittelt die besten Kanäle, um passende Kandidaten zu finden, und spricht sie mit personalisierten Anzeigen an. In einer individuellen Stärkenanalyse wird ermittelt, wie gut Kandidaten hinsichtlich Fähigkeiten, Persönlichkeit und Cultural Fit zum Unternehmen passen, ausgedrückt im individuellen Matching Score.
Nach dem Pivot durchgestartet
2020 startete Catch als Ausgründung aus der Universität und stand direkt vor einer grundlegenden Herausforderung. „Unser System hatten wir auf Kandidatenauswahl getrimmt, doch dann stellten wir fest, dass Unternehmen gar keine Kandidaten haben“, so Verhoeven. Das Team wagte den Pivot und nutzt die KI seitdem erfolgreich, um passende Kandidaten zu finden. 2022 nahm Catch erstmalig Venture Capital auf. Neben dem Aachener Tech Vision Fonds und Business Angel Christian Greb ist auch die NRW.Bank dabei. „Catch engagiert sich in einem sehr kompetitiven Markt und hat sich hier eine vielversprechende Marktposition erarbeitet“, sagt Investment Manager Patrick Nesseler. „Durch die klaren USPs und die bisher erreichten Milestones, sowohl hinsichtlich der technischen als auch der vertrieblichen Entwicklung, ist das Startup auf dem richtigen Wachstumsweg.“
Auf dem Weg zur Series A
Im Vergleich mit Stellenbörsen oder Recruiting-Firmen habe Catch eine geringfügig längere Anlaufzeit, so Verhoeven, doch mittel- und langfristig erziele Catch bessere Ergebnisse, zu einem niedrigeren Preis: „Bereits nach einigen Wochen greift die stetige Optimierung durch den selbstlernenden Algorithmus.“ Für jede Stelle liefert Catch im Schnitt 25 Kandidaten, die monatlichen Kosten pro besetzte Stelle liegen zwischen 150 und 790 EUR. Heute zählt Catch über 500 Kunden, vom kleineren Mittelständler bis zum Konzern mit über 20.000 Mitarbeitern. Nesseler erwartet, dass Catch die Position im Markt weiter stärken und sich als B2B-Software im Bereich Recruiting weiter etablieren wird: „Finanzseitig ist hierzu die für 2024 geplante Series A-Runde der nächste logische Schritt.“