Bildnachweis: Atmos, MBG Baden-Württemberg.
Atmos Space Cargo steigt mit seinen Rückkehrkapseln in den wachsenden Markt der Fertigung im Weltraum ein. Mit dem Kapital der Seed-Runde arbeitet das Start-up an einer Demomission.
Im Kern sei seine Firma ein Logistikprovider, sagt Sebastian Klaus. Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber doch zu bescheiden: Denn in erster Linie ist Atmos Space Cargo ein hochtechnologisches, innovatives Raumfahrtunternehmen. Es entwickelt eine Kapsel, in der man Fracht etwa zu Forschungszwecken in den Weltraum schicken und sie auch wieder zurückholen kann. „Die Raumfahrt ist extrem teuer. Der Hauptgrund ist, dass alles meist nur ein einziges Mal gemacht wird. Raketen, Satelliten – das ist fast alles für den Einmalgebrauch ausgelegt, und zwar, weil es extrem schwierig ist, etwas aus dem Weltraum zurückzubekommen“, sagt Klaus. Mit der von Atmos entwickelten Rückkehrkapsel „Phönix“ soll sich das ändern. Die erste Demonstrationsmission soll Ende 2024 gestartet werden.
Zahlreiche potenzielle Einsatzgebiete
Klaus war schon als Teenager von der Raumfahrt begeistert. Mit Beginn der kommerziellen Missionen ins All war für ihn schnell klar, dass er dabei sein wollte: Denn nun konnten einzelne Menschen das machen, was bis dahin nur staatlichen Organisationen wie der NASA vorbehalten gewesen war. Schon während seines Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik forschte er an der Wiederverwendung von Raketen. Der Markt war zwar da, aber für ein Start-up waren die Vorlaufzeiten einfach zu lang. 2021 machte er sich deshalb mit seiner Idee der Transportkapsel selbstständig. Anfangs soll „Phönix“ in der Biomedizin eingesetzt werden. Der Markt ist groß, kamen doch von den rund 3.000 Experimenten, die in den letzten 20 Jahren auf der internationalen Raumfahrtstation (ISS) gemacht wurden, rund 2.000 aus dem biomedizinischen Bereich. Es dürfte nützlich sein, wenn Unternehmen die Proben, die sie im All erforscht haben, später im eigenen Labor weiteruntersuchen können. Denkbar ist der Einsatz der Kapsel aber auch in anderen Bereichen, etwa bei Halbleitern. „Biomedizin ist für uns der Markteintritt“, sagt Klaus. Die Ideen von der ausgelagerten Werkbank im All wird durch Phönix ein Stück realistischer.
Raumfahrt für Investoren interessant
Das Projekt stößt auf großes Investoreninteresse. Erstes Geld steuerten unter anderem die europäische Raumfahrtbehörde ESA und die EUKommission bei. In der Seed-Runde kamen dann im Sommer 4 Mio. EUR zusammen. Mit von der Partie war auch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg. „Vor allem hat uns die Vision überzeugt. Atmos bedient eine Nische im Bereich New Space, die aus unserer Sicht großes Potenzial birgt. Schließlich wollen die Europäer in der Raumfahrt einen eigenen Footprint haben“, sagt Frank Kraheberger, Leiter des Venture Capital-Geschäfts bei der MBG. „Neben Markt- und Zukunftsperspektive haben uns Klaus und sein Team voll überzeugt. Und als in Baden-Württemberg ansässiger Investor gab es zusätzlich die Motivation, in eines der erfolgversprechendsten New Space-Start-ups zu investieren.“
Ausblick
Die nächste Finanzierungsrunde steht Anfang 2025 an. In dieser Series A wollen Klaus und sein Team etwa 10 Mio. EUR einsammeln. Dann sollen auch vermehrt europäische Venture Capitalisten angesprochen werden. Spätestens für die folgende Wachstumsfinanzierung will man aber auch in den USA nach Geldgebern suchen. Droht damit die Abwanderung in die USA? Schließlich wollen Investoren ihre Beteiligungen immer gerne in der Nähe haben. „Wir wollen den Standort in Europa halten“, versichert Klaus. Es könnte aber sein, dass man in den USA durch eine Tochtergesellschaft vertreten sein wird.