Bildnachweis: Eight Advisory, VC Magazin.
Ein durchwachsendes Investitionsjahr neigt sich dem Ende und die Private Equity- und Venture Capital-Branche blickt hoffnungsvoll auf 2024. In unserer Reihe „Adventsgespräche“ haben wir mit Marktkennern über ihre Erwartungen und Aussichten für 2024 sowie ihre eigene Wahrnehmung dieses Jahres gesprochen.
VC Magazin: Das Jahr 2023 geht zur Neige, wie fällt Ihr Fazit aus?
Deniz: Die Situation auf dem PE-Markt war in diesem Jahr recht volatil und wird sich zumindest in der ersten Hälfte von 2024 wahrscheinlich nicht ändern. Wir sehen, dass sich der PE-Markt immer noch nicht vollständig von den Auswirkungen der wirtschaftlichen und geopolitischen Polykrisen erholt hat. Zwar haben sich die Zinssätze nach einem schnellen Anstieg in den letzten Monaten/Jahren etwas stabilisiert, die Inflation ist derzeit jedoch weder kurz- noch mittelfristig vorhersehbar, und die monatlich veröffentlichten Werte führen immer wieder zu widersprüchlichen Aussagen. Hinzu kommt die politische Lage in Europa und in der Ukraine. Gleichzeitig sind die Auswirkungen von Covid-19 auf die Profitabilität und den Cashflow in den Zahlen, die wir auf Transaktionen sehen, immer noch nicht vollständig beseitigt.
Die Transaktionsaktivität in Deutschland hat sich seit der Pandemie in 2021 sowie nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem hochinflationären Umfeld erholt und stabilisiert. Der Gesamtwert der (offengelegten) Transaktionen in 2023 hat jedoch noch nicht das Niveau von 2021 erreicht. Die wichtigsten Märkte in Bezug auf den Transaktionswert im Jahre 2023 waren Industrieunternehmen, gefolgt von Energie, TMT und Real Estate. Gemessen am Transaktionsvolumen lagen TMT, Industrie, Business Services und Pharma an der Spitze.
VC Magazin: Ein Blick auf Ihr Geschäft, was waren die Highlights des Jahres, was lief weniger gut?
Deniz: Ein Highlight des Jahres war definitiv unser fünf-jähriges Bestehen in Deutschland, welches wir mit unseren Kunden zusammen feiern konnten. Dank des kontinuierlichen Ausbaus unserer Dienstleistungen (wie z.B. CFO Advisory) und Vergrößerung unserer Marktanteile in der DACH-Region konnten wir viele neue Projekte für unsere Mandanten erfolgreich abschließen. Ein weiteres Highlight war auch der erfolgreiche Ausbau und die Entwicklung unseres Teams, auf das wir sehr stolz sind. Nicht zu vergessen ist auch die Expansion von Eight Advisory in die USA mit der Neueröffnung unseres Standortes in New York vor kurzem.
Natürlich gab es auch Herausforderungen und Bereiche, die weniger gut liefen. So waren viele
Projekte aufgrund der Marktsituation eher langatmig und nicht planbar. Zudem haben sich viele Projekte in das nächste Jahr verschoben, primär aufgrund von hohen Preiserwartungen der Verkäufer. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr einige dieser Transaktionen wieder auf dem Markt sehen werden.
VC Magazin: Die Unternehmensbewertungen bei Private Equity- und Venture Capital-
Transaktionen waren größtenteils rückläufig. Ihre Prognose für 2024?
Deniz: Wir beobachten, dass die Multiples leicht sinken, gleichzeitig aber denken wir, dass das Niveau immer noch zu hoch ist und erst im Laufe des nächsten Jahres eine Normalisierung erreicht wird. Aber ganz klar, eine Kehrtwende ist spätestens seit Anfang des letzten Quartals von 2023 zu beobachten. Die Transaktionsaktivität auf dem Markt ist jedoch immer noch relativ gering, um hier finale Aussagen zu treffen. Auf dem Real Estate Markt sieht man den Rückgang der Bewertungen viel stärker im Vergleich zum M&A Markt – dies liegt daran, dass Bewertungen auf dem M&A Markt erst mit einer Verzögerung nachziehen, da diese auch auf historischen Zeiträumen basieren. Einerseits gibt es also nur wenige Transaktionen, so dass die Bewertungen eine angemessene Anpassung finden müssen, andererseits sind die Bewertungen teilweise immer noch zu hoch.
Die PE-Häuser verfügen immer noch über viel dry Powder, und wenn es ein attraktives Asset auf dem Markt gibt, sind sie bereit, hohe Preise zu zahlen. All diese Faktoren zeigen, dass der Markt schwer vorhersehbar und polarisiert ist. Die besten Unternehmen, die in den resistenten Sektoren (wie z.B. IT Tech/Software) tätig sind, dürften weiterhin starkes Interesse und auch teileweise hohe Multiples auf sich ziehen.
Wir beobachten, dass die Multiplikatoren allmählich, wenn auch langsam, sinken. Angesichts der Tatsache, dass sich viele PE-Häuser in diesem Jahr stärker auf die Portfolioarbeit konzentriert haben und zahlreiche Transaktionen auf Eis gelegt wurden, gehen wir davon aus, dass ein angemessener Teil dieser Unternehmen im Laufe des Jahres 2024 wieder auf den Markt kommen wird.
VC Magazin: Mit welchen Gefühlen blicken Sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ins Jahr 2024?
Deniz: Eher mit Optimismus bezogen auf unser eigenes Geschäft, denn wir sehen sehr viele Transaktionen, die für 2024 avisiert sind. Sorge bereiten uns dagegen die geopolitischen Konflikte in Europa und im Nahen Osten aber auch die anstehenden Wahlen in den USA.
VC Magazin: Was wünschen Sie sich persönlich für das neue Jahr?
Deniz: Wir wollen in erster Linie unser Wachstum in der DACH-Region weiter ausbauen u.a. über die Erweiterung unserer Service Lines. Natürlich wünschen wir uns weiterhin, dass wir unseren Kunden auch im neuen Jahr bestmöglich auf den Transaktionen und Projekten zur Seite stehen können. Und natürlich ein baldiges Ende der geopolitischen Konflikte. Abschließend wünschen wir, dass alle Leserinnen und Leser im neuen Jahr Erfolg, Glück und Gesundheit erfahren.
Über den Interviewpartner:
Murat Deniz ist Partner im Frankfurter Büro des unabhängigen internationalen Beratungsunternehmens Eight Advisory. Als eines der Gründungsmitglieder der deutschen Niederlassung ist Murat Deniz auf Transaction Services spezialisiert und verfügt über jahrelange Erfahrung im Umgang mit den Besonderheiten diverser Branchen mit besonderem Fokus auf den Gesundheitsmarkt.