Bildnachweis: SevenVentures, VC Magazin.
Ein durchwachsendes Investitionsjahr neigt sich dem Ende und die Private Equity- und Venture Capital-Branche blickt hoffnungsvoll auf 2024. In unserer Reihe „Adventsgespräche“ haben wir mit Marktkennern über ihre Erwartungen und Aussichten für 2024 sowie ihre eigene Wahrnehmung dieses Jahres gesprochen.
VC Magazin: Das Jahr 2023 geht zur Neige, wie fällt Ihr Fazit aus?
Halbig: Natürlich war das Jahr von einem verhältnismäßig schwachen Konsumklima geprägt. Zudem überlagerten zahlreiche Konflikte, wie in der Ukraine und in Nahost, sowie politische Großthemen die wirtschaftliche Entwicklung. Dennoch hat sich die deutsche Wirtschaft stets als resilient und innovativ erwiesen, daran glauben wir auch weiterhin. Und wir sind ungebrochen von der Werbewirkung von TV, der Bedeutung von antizyklischem Werben in Krisenzeiten für die langfristige Markenbildung und dem daraus resultierenden Mehrwert für unsere Portfoliounternehmen überzeugt.
VC Magazin: Ein Blick auf Ihr Geschäft, was waren die Highlights des Jahres, was lief weniger gut?
Halbig: Trotz eines generell eher zurückhaltenden M&A-Marktes haben wir uns entschieden, weiterhin in junge Unternehmen zu investieren. Dabei konnten wir einige attraktive Neuzugänge in unserem Portfolio an Minderheitsbeteiligungen hinzugewinnen: Unter anderem KoRo, TiNDLE, Nucao, getvoila & Matsmart Motatos. Gerade Food hat als Branche sehr gut funktioniert, aber auch in anderen Sparten konnten wir neue Partnerschaften abschließen. Innerhalb unseres Portfolios mussten wir geplante externe Finanzierungsrunden verschieben, aber konnten größtenteils interne Lösungen finden.
VC Magazin: Die Unternehmensbewertungen bei Private Equity- und Venture Capital-Transaktionen waren größtenteils rückläufig. Ihre Prognose für 2024?
Halbig: Viele Investoren warteten ab, um ihr „dry powder“ zum Bewertungstiefpunkt zu investieren und anschließend erhofften wirtschaftlichen Aufschwung mitzunehmen. Ich gehe davon aus, dass wir 2024 wieder mehr Transaktionen erleben werden und die guten Unternehmen mehr Investorennachfrage verzeichnen, was wiederum die Bewertungsniveaus einiger Unternehmen steigen lässt.
VC Magazin: Mit welchen Gefühlen blicken Sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ins Jahr 2024?
Halbig: Als Investmentmanager bin ich berufsbedingt optimistisch. Deshalb glaube ich auch an eine wirtschaftliche Erholung im kommenden Jahr und stabilere Rahmenbedingungen für erfolgreiche Investments. Ich glaube, dass die Gründerszene in Deutschland einen großen Schritt nach vorne machen kann. Hier bewegt sich gerade einiges in die richtige Richtung, unter anderem beim Thema Mitarbeiterbeteiligungen an Start-ups, die durch das Zukunftsfinanzierungsgesetz erleichtert werden sollen. Auch SevenVentures profitiert davon, wenn die Arbeit in Start-ups für hochqualifizierte Mitarbeiter attraktiver wird und die Unternehmen sich langfristig aufstellen können.
VC Magazin: Was wünschen Sie sich persönlich für das neue Jahr?
Halbig: Dass unsere Portfoliounternehmen ihre Budgets treffen und sich weiterhin so gut entwickeln. Zudem erhoffen wir uns natürlich weitere spannende Neuzugänge durch unsere Media Investments. Und ich würde mich sehr freuen, wenn wir mit der Reichweite von ProSiebenSat.1 das Konsumentenverhalten weiterhin positiv beeinflussen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Über den Interviewpartner:
Christopher Halbig arbeitet als Vice President Equity Investments bei SevenVentures und ist Teil des Management-Teams. Er vertritt SevenVentures im Beirat einiger Portfoliounternehmen und hat einen Doppel-Master-Abschluss in Finance und Strategic Marketing von der Maastricht University.