Immer noch dunkle Wolken am Fundraising-Himmel

"Private Equity-Perpetuum mobile" aus dem Gleichgewicht

Detlef Mackewicz, Mackewicz & Partner
Detlef Mackewicz, Mackewicz & Partner

Bildnachweis: Mackewicz & Partner.

In der Kunst und Literatur wie auch in der Welt der alternativen Investments wird
das Konzept des Perpetuum mobile zuweilen als Symbol für ewige Bewegung oder
Fortdauer verwendet. Der Begriff bezieht sich auf eine hypothetische Maschine oder
Vorrichtung, die in der Lage ist, kontinuierlich Energie zu erzeugen und sich selbst in
Bewegung zu halten, ohne dass externe Energiezufuhr erforderlich ist. Wissenschaftler wissen, dass Perpetuum mobiles den Gesetzen der Thermodynamik widersprechen – Energie kann nicht aus dem Nichts entstehen. Auch in der Private Equity-Branche ist man sich dessen wieder bewusst geworden.

Inflation, höhere Zinsen, Lieferengpässe, Personalsorgen, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten mit einer daraus resultierenden Energieknappheit haben die Wirtschaftsleistung
in den Industrieländern 2023 schrumpfen lassen. Mit dem gestiegenen Zinsniveau sind nun Anleihen wieder attraktiver und reduzieren das Chance-Risiko-Verhältnis für Aktien und Private Equity. In der Beteiligungsbranche verteuern die gestiegenen Zinsen zudem den Einsatz von Fremdkapital und reduzieren die Eigenkapitalrendite einzelner Transaktionen aufgrund der vorsichtigeren Nutzung von Leverage. Hinzu kommt die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe an Unternehmen. Unter diesen Bedingungen können Unternehmenskäufer ihre Investitionsziele nur erreichen, wenn die Verkäufer ihre Preisvorstellungen reduzieren. Wir befinden uns noch immer in einem Anpassungsprozess, der vor dem Hintergrund der makroökonomischen Weltlage durchaus noch weit bis in das Jahr 2024 anhalten kann. Die Haltedauer der Unternehmen in den Fonds der Private Equity-Manager hat sich vor diesem Hintergrund zuletzt deutlich verlängert.

Weniger Unternehmensverkäufe

In Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession sinken üblicherweise die Preise für Unternehmen aufgrund einer geringeren Nachfrage und der schwächeren Gewinnaussichten. Damit sinkt auch der Investitionsdruck und die Bereitschaft, hohe Preise zu akzeptieren. Vor diesem
Hintergrund haben sich die Exit-Aktivitäten der Private Equity-Gesellschaften deutlich verlangsamt. Das Private Equity-Perpetuum mobile ist aus dem Gleichgewicht geraten, und die Investoren erhalten weniger Rückflüsse aus ihren bestehenden Fondsbeteiligungen,
womit in der Folge auch weniger Commitments für neue Fonds verbunden sind. Konnten Private Equity-Fonds im Ausnahmejahr 2021 weltweit noch 2.712 Unternehmen im Wert von 690 Mrd. USD veräußern, so sind die Exit-Aktivitäten 2022 und 2023 deutlich geringer ausgefallen.

Schwierige Fundraisingbedingungen

Das Marktumfeld für die Fundraising-Aktivitäten von Private Equity- und Venture Capital-Fonds ist im Augenblick so schwierig wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Insbesondere
im Venture Capital-Bereich hat sich die Zahl der Fonds, die 2022 und 2023 erfolgreich Kapital
einwerben und schließlich geschlossen werden konnten, deutlich reduziert. Laut Pitch Book konnten in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 nur noch 955 Fonds mit einem Gesamtvolumen von 117 Mrd. USD eingeworben werden.

Erfolg macht erfolgreich

Die besten Voraussetzungen für das erfolgreiche Fundraising eines neuen Fonds bilden ein guter Track Record und die Investorenbasis der Vorgängerfonds. Erfolgreiche Exits und regelmäßige Ausschüttungen an die Investoren sind die besten Argumente für einen neuen Fonds. Die Fondsmanager sollten auch die Weisheit beherzigen, dass nach dem Fundraising vor dem Fundraising ist. Eine systematische, langfristige Vorgehensweise mit regelmäßigen, gut dosierten inhaltsreichen Treffen mit bestehenden und potenziellen Investoren, ein Netzwerk verbündeter Partner sowie Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer sind wichtige Eigenschaften, die von den Fondsmanagern kultiviert werden sollten.

Zurückhaltung institutioneller Investoren

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Performance von Buy-out- und Venture Capital-Fonds. So liegt die Rendite der am besten performenden Venture Capital-Fonds mit 58% IRR in den USA und 69% IRR in Europa deutlich über der Rendite der am besten performenden Buy-out-Fonds (USA: 41%; Europa: 36%). Die Median-Performance von Venture Capital-Fonds liegt mit 10% IRR in den USA und 8% IRR in Europa dagegen deutlich unter der Buy-out-Rendite in den USA und Europa. Während die Buy-out-Fonds im unteren Quartil noch Renditen zwischen 4% (Europa) und 7% (USA) erzielen, liegen die Venture Capital-Renditen der Fonds im unteren Quartil bereits im negativen Bereich. Diese Zahlen erklären die Zurückhaltung vieler institutioneller Investoren bei Investitionen in Venture Capital-Fonds. Oft entsprechen die Erwartungen der Investoren nicht der Realität. Über die lange Laufzeit von nicht selten zwölf bis 15 Jahren hinweg betrachtet, erhalten die Investoren oft keine ausreichende Entschädigung für die erheblichen Risiken, die mit Investitionen in junge, aufstrebende Unternehmen verbunden sind. So führt zum Beispiel etwa die Hälfte der Unternehmen, die mit Venture Capital finanziert wurden, das eingezahlte Kapital nicht wieder zurück. Dagegen sind 1% aller Exits für etwa 50% der gesamten Exit-Erlöse verantwortlich. Nicht selten haben einzelne Unternehmen im Portfolio eines Venture Capital-Fonds das Potenzial, den gesamten Fonds zurückzuzahlen (was im Buy-out-Bereich viel seltener der Fall ist).

Anzeichen für Optimismus

Mit Blick auf die gewaltigen Herausforderungen, vor denen die Weltwirtschaft aktuell steht, hat sich die Private Equity-Branche 2023 gut behauptet. Die Aktivitäten haben sich auf dem vor-pandemischen Niveau eingependelt, und es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass vor dem Hintergrund der veränderten Marktbedingungen gute Private Equity-Jahrgänge erwartet werden können:

• In Krisenzeiten sind die Bewertungen von Unternehmen oft niedriger, da die Märkte von Unsicherheit geprägt sind und Investoren vorsichtiger werden. Erfahrene Manager von Private Equity-Fonds nutzen in diesem Umfeld die Chancen, um Unternehmen zu günstigen Preisen zu erwerben.
• Krisen bieten Private Equity-Fonds die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, die finanzielle Schwierigkeiten haben oder restrukturiert werden müssen. Diese opportunistischen Investitionen können hohe Renditen generieren, wenn sich die Unternehmen erholen und
Wachstumspotenziale erschließen.
• Private Equity-Fonds haben oft eine aktive Rolle bei der Steuerung und Verbesserung der Performance ihrer Portfoliounternehmen. In Krisenzeiten können sie ihre Expertise nutzen, um ineffiziente Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und das Unternehmen auf Wachstumskurs zu führen.
• In Krisenzeiten sind viele andere Investoren zurückhaltend und zögern, Kapital einzusetzen. Dies kann zu verringertem Wettbewerb um attraktive Investitionsmöglichkeiten führen, was den Private Equity-Fonds einen Vorteil verschafft.

Fazit

Überrenditen von guten Private Equity-Managern gehören nach wie vor zu den wenigen Konstanten in einer von zunehmenden Unsicherheiten geprägten Welt. Die Private Equity-Branche befindet sich aber in einer Konsolidierungsphase: Sowohl die Bereitstellung von Kapital für neue Fonds als auch die Zahl der Transaktionen zeigen aktuell eine rückläufige
Tendenz. Trotzdem wird der Begriff des Perpetuum mobile hoffentlich bald wieder metaphorisch für den erfolgreichen Aufbau von Private Equity-Portfolios verwendet und weniger, um etwas zu beschreiben, das unmöglich oder unrealistisch ist.

Über den Autor:

Detlef Mackewicz hat 2010 Mackewicz & Partner Investment Advisers gegründet. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Private Equity-Branche und ist einer der wenigen Berater in Deutschland, die mehrere Jahre in der Fondsindustrie aktiv waren.