Bildnachweis: bm-t & E-Terry, E-Terry.
Das Erfurter Start-up E-Terry ist angetreten mit der Mission, die Landwirtschaft durch den Einsatz von Robotik und KI effizienter und nachhaltiger zu machen. Die Schlüsseltechnologie, der E-Terry-Roboter, ist ein autonomer und intelligenter Geräteträger, der speziell für die Bedürfnisse von Gemüselandwirten entwickelt wurde. Das System automatisiert manuelle Arbeiten auf dem Feld und digitalisiert die Prozesse bis hin zur Einzelpflanze.
Der flexible Roboter passt sich dynamisch an verschiedene Kulturen und Wachstumsstadien an und lässt sich sogar zusammenfalten. „Zunächst fokussieren wir uns auf die Unkrautentfernung in ökologischen Zuckerrüben- und Zwiebelfeldern“, erläutert Martha Wenzel, Gründerin und Geschäftsführerin von E-Terry. Das System ist mit nur 300 Kilogramm sehr leicht und ermöglicht dadurch eine bodenschonende Bewirtschaftung und einen einfachen Transport. „Zudem sammelt der Roboter mithilfe eines selbstlernenden und anpassbaren Deep Learning-Algorithmus Echtzeitdaten pro Pflanze, beispielsweise Informationen zur Pflanzenqualität, Biomasse und Mikroklima auf dem Feld“, so Wenzel.
Farming as a Service als Markteintritt
E-Terry verfolgt als Markteintrittsstrategie ein Farming as a Service (FaaS)-Geschäftsmodell, in dessen Rahmen Landwirte flexibel und pro Hektar die autonome Entfernung von Unkraut buchen können. „Dazu kooperieren wir mit Lohnunternehmern und landwirtschaftlichen
Dienstleistern innerhalb der bereits bestehenden Infrastruktur in Europa“, sagt Wenzel. Das Modell sei besonders attraktiv für kleine bis mittelgroße Gemüsebauern bis 100 Hektar, da sie keine Initialkosten haben und bereits ab dem ersten Hektar 20% der Kosten sparen. „Langfristig soll der E-Terry-Roboter als offene Plattform für verschiedene landwirtschaftliche Geräte fungieren und dann auch direkt verkauft werden.“ Das Alleinstellungsmerkmal liegt in der Kombination aus dem einzigartigen Roboterdesign, der präzisen autonomen Navigation und der Fähigkeit, detaillierte Echtzeitdaten zu sammeln, die eine maßgeschneiderte Kultivierung ermöglichen sollen. „Das macht den E-Terry zum einzigen Agrarroboter auf dem Markt, der für ein FaaS-Geschäftsmodell geeignet ist“, unterstreicht Gründerin Wenzel. Aktuell fokussiert sich E-Terry auf die Weiterentwicklung des Hackwerkzeugs und die Optimierung der Hard- und Software, um das System in die Serienreife zu überführen. „Wir stehen in der kommenden Saison an einem strategisch wichtigen Punkt, da wir unsere ersten Aufträge mit Pilotkunden durchführen und den Aufbau eines Servicenetzes für unser Farming as a Service-Modell angehen“, so Wenzel weiter.
Landwirtschaft mit Bedarf
Die moderne Landwirtschaft benötigt autonome Feldroboter aus vielerlei Gründen, die sowohl durch wirtschaftliche als auch ökologische Faktoren getrieben sind. So melden 62% der Landwirte Schwierigkeiten, ausreichend Personal zu finden. Dazu kommen steigende Arbeitskosten: Ökologische Landwirtschaft ist arbeitsintensiv, besonders im Bereich der Unkrautbekämpfung, die bis zu 450 Stunden pro Hektar benötigt. Roboter können diese Arbeitszeit und damit verbundene Kosten reduzieren. Und schließlich ermöglichen autonome Roboter präzise und effiziente Anbauverfahren, beispielsweise durch die bedarfsgerechte Ausbringung von Chemikalien, Dünger und Wasser.
Wachsender Markt
Mit seiner Technologie adressiert E-Terry den wachsenden Markt für landwirtschaftliche Robotik und Precision Farming, insbesondere im Gemüsebau. „Der globale Markt für landwirtschaftliche Roboter wird bis 2030 auf einen Wert von etwa 58,5 Mrd. EUR geschätzt und weist eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von etwa 24% auf. Speziell für unser Segment in Europa haben wir das Serviceable Available Market (SAM) auf rund 1,55 Mrd. EUR geschätzt, basierend auf der Gesamtfläche von Zwiebel- und Zuckerrübenfeldern, die wir aktuell bereits bedienen können“, erklärt Wenzel. Jede weitere Kultur berge ein zusätzliches Marktpotenzial von ca. 500 Mio. EUR, beispielsweise Spinat, Kohl oder Salat. Zudem sieht Wenzel ein rasant wachsendes Marktpotenzial im Software-Upsell beim Pflanzen- und Feldmonitoring, da immer mehr Landwirte durch sich verschärfende Anbaubedingungen die Prozesse auf dem Feld optimieren müssen, um weiterhin ausreichende Erträge zu erzielen.
Investoren willkommen
Im September 2022 wurde eine erste Finanzierungsrunde über 1,2 Mio. EUR mit bm|t beteiligungsmanagement thüringen und drei Business Angels abgeschlossen. Aktuell plant das Unternehmen eine weitere Finanzierungsrunde für Mitte 2024. „Wir haben die Gründungsidee bereits während der Forschungstätigkeit an der Bauhausuniversität Weimar beobachtet und uns über den Entwicklungsfortschritt regelmäßig informiert“, sagt Karin Rabe, Senior Investment Managerin bei bm|t. „Das Thema hat uns sehr interessiert, da es in sich vielfältige technologische Themen von der Robotik über die Sensorik bis hin zur Elektronik und Antriebstechnik vereint und sehr durchdacht ist.“ Aktuell ist das Beteiligungsunternehmen mit dem Thüringer Start-up-Fonds in E-Terry investiert. „Und wir verfügen bei der bm|t über weitere Fonds, die in die sich anschließende Wachstumsphase investieren können“, so Rabe.