Bildnachweis: D11Z.Ventures.
Seit 18 Jahren sind der Zukunftsfonds Heilbronn und sein Frühphasenvehikel Born2Grow feste Bestandteile der deutschen Investorenszene. Seit Anfang 2024 investiert das unternehmerisch getriebene Family Office als D11Z.Ventures und hat den Investitionsfokus technologisch wie auch regional neu ausgerichtet.
VC Magazin: Aus dem Zukunftsfonds Heilbronn wird D11Z.Ventures. Was sind die Hintergründe?
Villinger: Im Kern unserer Entscheidung für die Neugründung von D11Z.Ventures steht unser tiefes Engagement für Europa und die Überzeugung, dass die gezielte Unterstützung von Start-ups in Schlüsseltechnologien essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Kontinents ist. Der Zukunftsfonds Heilbronn, gestartet vor 18 Jahren, hat bereits eine solide Basis für
ein innovationsfreundliches Umfeld in der Region geschaffen. Durch die erfolgreiche Förderung von Unternehmen in den Bereichen Medizin- und Biotechnologie sowie Software und IT hat der Fonds maßgeblich zum industriellen Wandel und zur Etablierung Heilbronns als eine innovative Gründercity beigetragen. Mit D11Z.Ventures bauen wir auf diesem Fundament auf und erweitern unsere Reichweite sowie unseren Impact durch die Gründung einer neuen, dynamischen Marke, die es sich zum Ziel gesetzt hat, europaweit in bis zu 100 Tech-Start-ups zu investieren und so die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten. Wir sprechen hier von einer tiefgreifenden Transformation, die weit über ein einfaches Rebranding hinausgeht.
VC Magazin: Was steckt hinter dem Namen D11Z.Ventures? Wie viel persönliche Vision und Motivation fließen in die Ausrichtung des Fonds ein?
Villinger: Der Name D11Z.Ventures spiegelt unsere Bestrebung wider, an der Spitze der digitalen Revolution und des technologischen Fortschritts zu stehen. Die Wahl eines international klingenden Namens reflektiert unsere globale Vision und Ambition. Wir sehen enormes Potenzial in Bereichen wie KI, Deeptech, SaaS und IoT und haben uns zum Ziel gesetzt, eine führende Rolle in der Förderung dieser disruptiven Technologien zu spielen. Wir planen, in eine Vielzahl von Start-ups zu investieren, mit dem Ziel, bis 2030 in über 100 Unternehmen engagiert zu sein. Persönlich bin ich getrieben von der Überzeugung, dass wir durch unsere Investitionen nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen können. Die Zusammenarbeit mit visionären Gründern inspiriert mich täglich, und es ist diese kollektive Leidenschaft für Innovation, die D11Z.Ventures antreibt. Unser Ziel ist es, nicht nur in Start-ups zu investieren, sondern auch eine nachhaltige, positive Veränderung in der Welt zu fördern.
VC Magazin: Das klingt sehr ambitioniert…
Villinger: Es ist unser Anspruch, ambitioniert zu sein. Inspiriert von Erfolgsgeschichten wie Kima Ventures in Frankreich, sind wir uns des Aufholbedarfs Europas in digitalen Technologien bewusst. Unser Ziel ist es, dieses Potenzial zu erschließen, indem wir mit starken Partnern zusammenarbeiten und unsere eigenen Stärken nutzen, um Start-ups optimal zu fördern. Als Teil des europäischen Technologieökosystems sehen wir unsere Rolle darin, gemeinsam mit
anderen Akteuren die Zukunft zu gestalten und Europas Position zu stärken. Durch Initiativen wie bei Aleph Alpha haben wir gezeigt, dass wir unsere Kräfte erfolgreich bündeln können, ohne dabei die Lead-Investorenrolle anzustreben. Unser Ansatz fördert den europäischen Gedanken durch das Lernen von der Expertise anderer Venture Capitalisten und das Einbringen unserer eigenen Stärken, um Teams gemeinsam bestmöglich zu unterstützen.
VC Magazin: In welchen finanziellen Größenordnungen planen Sie als D11Z zu investieren?
Villinger: Als eines der größten Family Offices in Europa ermöglicht uns unsere Evergreen-Struktur eine flexible Investitionsstrategie. Wir investieren in der Pre-Seed-Phase bis zu 200.000 EUR, in der Seed-Phase 500.000 bis 750.000 EUR und in einer Series A bis zu 2 Mio. EUR. Anschließend haben wir die Möglichkeit, in einer Series B rund 5 Mio. bis 10 Mio. EUR Kapital beizusteuern. Wir sind bereit, in allen Phasen der Unternehmensentwicklung zu investieren, um visionäre Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.
VC Magazin: Wie Sie erwähnt haben, waren Sie an der viel beachteten Finanzierungsrunde über 500 Mio. EUR in Aleph Alpha beteiligt – ein Meilenstein für Sie als Investor und auch für den Standort Deutschland?
Villinger: Auf jeden Fall. Es ist das größte Investment eines deutschen Unternehmenskonsortiums. Ein gemeinschaftliches Investment von Bosch, SAP, Schwarz-Gruppe und weiteren Partnern hat es so noch nie gegeben. Damit zeigen wir auch Flagge für den Standort Deutschland und für Europa. Und ich denke, es ist wichtig, Flagge zu zeigen im Bereich der generativen KI, denn wir müssen uns im weltweiten Markt behaupten. Hierfür ist es von großer Bedeutung, diese Technologie für den europäischen Gebrauch auszurichten, der auch dem AI Act unterliegt und der Governance-Struktur von Europa Rechnung trägt. Mit D11Z sind wir Minoritätsgesellschafter und halten die Anteile der Schwarz-Gruppe. Das große Kapitalvolumen resultiert auch aus der Tatsache, dass neben Equity auch Mittel aus der Forschungsförderung in das Projekt geflossen sind.
VC Magazin: Was wird aus dem bestehenden Portfolio von Zukunftsfonds und Born2Grow?
Villinger: Das bestehende Portfolio profitiert von unserer Neuausrichtung, da sich nicht nur die Ambitionen des Fonds erweitert haben, sondern auch das Volumen, das Netzwerk und der Support, den wir bieten können. Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, da wir gemeinsam in eine Zukunft voller Innovation und Wachstum blicken.
VC Magazin: Wie viel KI kommt in Ihrer täglichen Arbeit heute bereits zum Einsatz?
Villinger: Die Integration von KI in unsere tägliche Arbeit ist umfassend. Insbesondere nutzen wir seit diesem Jahr die Dealflow AI von Startup Radar, eine fortschrittliche KI-gestützte Lösung, die es uns ermöglicht, das gesamte europäische Start-up-Ökosystem
effizient zu durchleuchten und relevante Start-ups zu identifizieren. Mithilfe dieser KI-Modelle konnten wir bereits über 10.000 relevante Start-ups entdecken und anschließend für uns evaluieren. Diese technologische Unterstützung ist ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg.
VC Magazin: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist umstritten. Wie unvoreingenommen
stehen Sie dem Einsatz von KI persönlich gegenüber?
Villinger: Ich persönlich sehe KI als enorme Chance – aber natürlich müssen wir aufpassen,
dass der Mensch am Ruder bleibt und uns die Maschinen und Algorithmen nicht überholen.
VC Magazin: Mit welchen Gefühlen blicken Sie persönlich ins Jahr 2024?
Villinger: Ich hoffe, dass wir politisch in Deutschland und Europa kein Desaster erleben. Wir sollten weiter Mut haben, die sich bietenden Herausforderungen wahrzunehmen und an uns glauben, trotz mancher Irritation auf internationaler Ebene. Eigentlich schätzt man uns weltweit sehr. Man kann nur mit unserer Attitüde nicht so viel anfangen, in Krisenzeiten immer gleich in eine Depression zu verfallen. Ich sehe enorme Chancen für uns als Deutsche und
Europäer, uns jetzt nachhaltig zu positionieren. Wir verfügen hierzulande über ein großes Technologieverständnis, und unser gesunder und guter Mittelstand ist einzigartig. Das gilt es zu bewahren, zu schützen und zukunftsfähig zu machen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!
Zum Interviewpartner:
Tom Villinger ist Geschäftsführer von D11Z.Ventures und seit mehr als 25 Jahren in der deutschen und internationalen Venture Capital-Szene unterwegs.