Deutscher Beteiligungskapitalmarkt 2023: 10,5 Mrd. EUR investiert

Bundesverband Beteiligungskapital veröffentlicht Jahreszahlen

Bundesverband Beteiligungskapital veröffentlicht Investitionszahlen 2023: 10,5 Mrd. EUR investierten Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften in deutsche Unternehmen
Bundesverband Beteiligungskapital veröffentlicht Investitionszahlen 2023: 10,5 Mrd. EUR investierten Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften in deutsche Unternehmen

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Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften haben im letzten Jahr insgesamt 10,5 Mrd. EUR Beteiligungskapital investiert, wie der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) mitteilt. Die Investitionen sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen, 2022 wurden noch 15,4 Mrd. EUR investiert.

„Dem gesamtwirtschaftlichen Gegenwind konnte sich auch der deutsche Beteiligungsmarkt im vergangenen Jahr nicht entziehen. Anhaltende Konjunktursorgen, die Zinswende und geopolitische Krisen belasteten Beteiligungsgesellschaften und Portfoliounternehmen gleichermaßen“, fasst Frank Hüther, Vorstandssprecher des BVK und Geschäftsführer der Abacus alpha, die vorläufige Statistik für den deutschen Private Equity und Venture Capital-Markt zusammen. „Es war früh im Jahr erkennbar, dass die Investitionen 2023 angesichts der Rahmenbedingungen weder an das Vorjahr noch an die Rekordniveaus von 2019 bis 2021 anknüpfen kann,“ so Hüther weiter. In allen Marktsegmenten – von Venture Capital über Buy-Outs bis Wachstum/Minderheitsbeteiligungen – blieb das Investitionsniveau 2023 unter dem Vorjahreswert. Das Investitionsniveau der Jahre 2017/2018 konnte jedoch übertroffen werden.

Venture Capital-Markt setzt Achtungszeichen

Ein Vergleich des Venture Capital-Segments mit den Rekordjahren 2021 und 2022 zeigt, dass die Wagniskapitalinvestitionen zwar vom aktuell herausfordernden Umfeld gezeichnet sind und mit 2,5 Mrd. EUR an investiertem Kapital zurückliegen (2022: 3,6 Mrd. EUR), aber dennoch deutlich über dem Niveau der Jahre 2020 und davor einzuordnen sind. Rund 560 Start-ups und junge Unternehmen wurden mit Venture Capital finanziert, was nahezu drei Viertel aller im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen ausmacht. „Nach zwei außerordentlichen Jahren ist 2023 das Venture Capital-Pendel weltweit zurückgeschwungen. Der deutsche Markt hat sich im herausfordernden Umfeld behauptet und ein Achtungszeichen gesetzt. Wir liegen über den Investitionen bis 2020, was für die Entwicklung spricht, die das hiesige Ökosystem genommen hat“, unterstreicht Juliane Hahn, BVK-Vorstandsmitglied und Managing Partner bei Signature Ventures. Auch Finanzierungsrunden im dreistelligen Bereich fanden sich im letzten Jahr. Dazu zählten Enpal, 1Komma5, Isar Aerospace, Aleph Alpha, Flink, Helsing oder eGym. „Das Ökosystem ist erheblich erstarkt aus der Pandemiezeit gekommen. Geblieben ist jedoch die enorme Abhängigkeit von internationalen VCs. Daher gilt es weiterhin, die einheimische Venture Capital-Branche zu stärken. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz inklusive der Umsatzsteuerbefreiung auf Fondsverwaltungsleistungen für alle alternativen Investmentfonds und dem Wachstumsfonds 2 Deutschland wurden wichtige und lang ersehnte Weichen gestellt, um den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb voranzubringen“, so Hahn weiter.

Buy-Outs stark von Einzelinvestments beeinflusst

Die Buy-Out-Investitionen beliefen sich auf 6,5 Mrd. EUR – ein Rückgang um rund ein Viertel (2022: 8,8 Mrd. EUR). „Rezessionssorgen bleiben, Geschäftsaussichten in vielen Branchen sind unsicher und dynamisch steigende Leitzinserhöhungen wirken däumpfend. Dieses Umfeld belastet das Buy-Out-Geschäft bis heute, Transaktionen werden langwieriger und die Kaufpreisfindung schwieriger“, fasst Hüther zusammen. Im Bereich der Buy-Out-Investitionen können einzelne Transaktionen die Statistiken erheblich beeinflussen. „Auch wenn insbesondere internationale Fonds über viel Kapital verfügen. Sehr große Transaktionen blieben 2023 Mangelware. Ein Trend: Die Gesellschaften haben ihr Augenmerk stärker als in der Vergangenheit auf börsennotierte Unternehmen unterschiedlichster Größe ausgerichtet“. Zum Beispiel haben sich Beteiligungsgesellschaften zumeist mit dem Ziel eines Börsenrückzugs bei den gelisteten EQS Group, OHB, Software AG, ATOSS Software, Va-Q-Tec, SUSE und Synlab Beteiligungsgesellschaften engagiert oder haben ihre bestehenden Anteile erhöht. Ebenfalls gesunken sind die Investitionen im Bereich Wachstumsfinanzierungen (Growth) und andere Minderheitsbeteiligungen (Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) bei mittelständischen Unternehmen und reiferen Jungunternehmen. Diese halbierten sich auf 1,5 Mrd. EUR gegenüber dem Vorjahresniveau (3,0 Mrd. EUR). Gerade Wachstumsfinanzierungen bei Grown-ups fielen geringer aus. Zudem fluktuieren in diesem Marktsegment die Investitionen regelmäßig aufgrund großer Einzelinvestments.

Fundraising: gemischte Aussichten

Während deutsche Beteiligungsgesellschaften 2022 so viele neue Fondsmittel wie nie zuvor bei Investoren einsammeln konnten, fiel das Fundraising im letzten Jahr auf 4,9 Mrd. EUR. Auch diese Zahl zeigt, dass zwar das vorausgegangene Rekordjahr (8,7 Mrd. EUR) nicht einegholt werden konnte, aber sich das Fundraising letztes Jahr auf dem Niveau der Vor-Rekord-Jahre bewegte. Die Zahl der neuen Fonds fiel gleichzeitig von 49 auf 29. Das Fundraising von Venture Capital-Fonds erreichte 1,8 Mrd. EUR und damit deutlich weniger als die im historisch erfolgreichsten Jahr 2022 erzielten 6,5 Mrd. EUR. Buy-Out-Fonds konnten dagegen mit 2,9 Mrd. EUR deutlich mehr einsammeln (2022: 1,1 Mrd. EUR). „Beteiligungsgesellschaften konnten wieder substanzielle Volumina einsammeln, um diese in Startups und Mittelständler zu investieren. Das Fundraising-Umfeld bleibt aber herausfordernd, insbesondere im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Mit dem Ende der Niedrigzinsphase und den Rekordhochs der Aktienmärkte bieten sich Investoren wieder Alternativen zu Anlagen in Venture Capital oder Private Equity, dennoch setzen institutionelle Investoren weiterhin auf unsere Asset-Klasse. Diese ist mittlerweile attraktiver und fester Bestandteil ihrer Asset Allocation geworden und verspricht als Brutstätte für Innovation und neue Technologien weiterhin hohe Erträge“, erläutert Hahn.

Ausblick

„Das Marktgeschehen verharrt ein wenig in Wartestellung. Einem neuerlichen Aufschwung stehen noch die allgemeinwirtschaftliche und geopolitische Situation im Weg. Die erwarteten Zinssenkungen im laufenden Jahr könnten jedoch zusammen mit positiven Konjunkturnachrichten den Knoten zerschlagen.“, blickt Hüther auf den weiteren Jahresverlauf. „Das Bewertungsniveau für Neu-Investments ist attraktiv, die Nachfrage nach 3 Beteiligungskapital für Gründung, Wachstum und Transformation ist hoch. Wir sind zuversichtlich für 2024.“