Der Bitcoin elektrisiert dieser Tage wieder die Anlegerwelt. Das hat viel mit der volatilen Kursentwicklung der jüngeren Vergangenheit zu tun – und mit dem sogenannten Bitcoin Halving Mitte April. Der Bitcoin hat sich etabliert. Ein weiterer Megatrend: Das Schürfen des Krypto-Gelds wird immer grüner.
Was haben Sie in der Nacht auf den 20. April gemacht? Nun, es war hierzulande eine kalte, häufig regnerische Freitagnacht – also eher Couch als Club, eher Homemovie statt Pistentour. Viele Computer- und Krypto-Nerds dürften die Nacht auf den 20. April ganz unabhängig vom lausigen deutschen Wetter ohnehin daheim und gespannt vor ihren Rechnern verfolgt haben. Denn zum vierten Mal wiederholte sich in dieser Nacht etwas, das bereits zu den drei Terminen zuvor den Markt für Bitcoin elektrisiert und danach jeweils massiv verändert hatte: das sogenannte Halving.
Halving waren stets ein Startschuss für eine außergewöhnliche Kursrallye
In der Vergangenheit waren solche Halvings stets ein Startschuss für neue Kursgewinne gewesen. Dahinter steht ein äußert komplexer technischer Prozess, der hier nur ganz verkürzt dargestellt werden soll: Neue Digitalmünzen werden „gemined“, also geschürft. Die Produzenten neuer Bitcoins werden „Miner“ genannt. Sie stellen die spektakuläre Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung, um hochkomplexe mathematische Aufgaben zu lösen. Im Gegenzug dafür erhalten sie Bitcoins, den sogenannten Block Reward. Bis zum jüngsten Halving bekamen Miner 6,25 Bitcoins für jeden Datenblock, den sie an die Blockchain hingen. Seit der Nacht auf den 20. April 2024 sind es nur noch 3,125 Digitalmünzen für jeden neu geschaffenen Datenblock. Ein Halving findet immer dann statt, wenn neue 210.000 Datenblöcke an die Blockchain gehängt wurden. Das passiert etwa alle vier Jahre – zuletzt am 20. April.
Erst 2140 dürften die letzten Bitcoins geschürft sein
All das ist kein Zufall, sondern folgt eins zu eins dem Drehbuch des sagenumwobenen Bitcoin-
Erfinders Satoshi Nakamoto. Bitcoin ist erst vor rund 15 Jahren entstanden – als Gegenentwurf zum klassischen Geld. Kein Wunder, dass das ausgerechnet im Jahr 2008 war, als die Finanzkrise die Welt ins Chaos stürzte und die Notenbanken der Welt die Märkte als Gegenreaktion mit Zentralbankgeld fluteten. Die heutigen Inflationsraten sind eine späte Folge dieser Taten. Nach der Theorie seiner Erfinder ist der Bitcoin dagegen inflationssicher. Eine Mengeninflation wie bei US-Dollar oder Euro ist ausgeschlossen, da die maximale Anzahl an Bitcoins gedeckelt ist, und zwar auf 21 Millionen Münzen. Mehr wird es niemals geben. Aktuell sind bereits etwa 19,7 Millionen Coins im Umlauf. Doch keine Bange: Der Markt bietet auch Neueinsteigern noch Chancen, erste Exchange Traded Funds auf Bitcoin kamen jetzt erst an den Kapitalmarkt. Prognosen zufolge werden die letzten Bitcoins erst um das Jahr 2140 herum geschürft sein.
Das aktuelle vierte Halving ist für alle Anleger von Bedeutung, die mit den Assets Gewinne machen wollen. Der Vorgang verknappt künstlich das Bitcoin-Angebot. Nicht alle Produzenten werden zu den nun reduzierten Produktionskosten noch effizient Bitcoins schürfen können, es wird vermutlich zu einer gesunden Marktbereinigung auf der Anbieterseite kommen.
Bleibt die Nachfrage nach der Digitalwährung auf dem bisherigen Niveau oder zieht sie sogar an, hätte das steigende Kurse zur Folge. Laut einem Bericht der „WirtschaftsWoche“ trauen Experten dem Bitcoin zu, 2024 ein Rekordhoch von über 69.000 US-Dollar zu erreichen und halten auch langfristige Kurse von über 100.000 US-Dollar für möglich.
Bis zum ersten Halving 2012 hatte sich der Bitcoin-Kurs um mehr als 3.000 Prozent gesteigert. Gar 25.800 Prozent waren es danach bis zur nächsten Halbierung vier Jahre später. Zwischen dem zweiten und dem dritten Halving 2020 verteuerte sich der Bitcoin um etwa 1.200 Prozent. Seither ist der Kurs um ungefähr 700 Prozent gestiegen. Die Chancen auf weitere Kursanstiege stehen also gut.
Miner stehen zunehmend unter Effizienz- und Nachhaltigkeitsdruck
Zugleich ist klar, dass der Effizienzdruck auf die Miner weiter steigt. Das betrifft vor allem die Kosten für den Strom und die Kühlung ihrer Mega-Rechenzentren.
Einen innovativen, preissensitiven und zugleich sehr nachhaltigen Weg beim Schürfen von Bitcoins geht das Berliner Startup Green Mining DAO – und das rund 11.000 Kilometer Luftlinie von der deutschen Hauptstadt entfernt: in Paraguay.
Sascha Grumbach, Gründer und Vorstandschef von Green Mining DAO, sowie Co-Founder und CCO Valentine Pleser nutzen die Wasserkraft Südamerikas für ihre Rechnerfarm. In Paraguay betreibt das Startup nachhaltiges und kosteneffizientes Bitcoin-Mining, das unter den globalen Durchschnittskosten für die Produktion von Kryptowährungen liegt. Zusätzlich wird die bei diesem Prozess entstehende Wärme genutzt, um Früchte zu trocknen und Algen zu züchten.
Andernorts, so haben Sascha Grumbach und Valentine Pleser herausgefunden, wird der hohe
Energiebedarf bei der Bitcoin-Produktion gerade zu einem Viertel bis zu rund einem Drittel durch regenerative Energien erzeugt. Sascha Grumbach: „Mining kann nachhaltig sein. Und den Einstieg in erneuerbare Energien sogar weniger risikoreich machen.“
Gegründet wurde die Aktiengesellschaft mit Brandnamen Green Mining DAO Anfang 2022 in der Schweiz. Green Mining DAO wirbt jedoch nicht allein mit Umweltfreundlichkeit, sondern auch mit außergewöhnlich niedrigen Kosten: Die Produktion eines BTC habe 2022 gerade einmal 15.214 US-Dollar gekostet und lag damit 36 Prozent unter dem weltweiten Durchschnittspreis, informiert das Unternehmen.
Außergewöhnlich für die Bitcoin-Branche ist auch das Business-Modell von Green Mining DAO:
Privatanleger können dabei schon ab 5.000 Euro als Shareholder einsteigen. Ziel des Unternehmens ist es, jedem die Möglichkeit zu geben, Bitcoin zu Produktionskosten zu erhalten. Anleger können dafür direkt in die Tochtergesellschaft investieren. Die Green Mining-Macher bleiben mit 20 Prozent selbst Anleger. Jede Gesellschaft hält eine eigene Anlage, von der alle Profite in Bitcoin an die Anleger ausgezahlt werden.
Das jüngste Halving haben Sascha Grumbach und Valentine Pleser übrigens in Warschau gefeiert – beim zweiten Bitcoin FilmFest. Dort feierte der Dokumentarfilm „Dirty Coin“ Premiere und räumte gleich den Preis für den „Best Film“ ab. Grumbach ist Co-Produzent des Films. Damit gab es einen Grund mehr für die große Halving-Party in Warschau, auf der live die geminten Blocks gezeigt wurden.