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Der Sommer läutet die zweite Jahreshälfte des Jahres ein und gibt damit die Gelegenheit, einen Blick auf die bisherigen Entwicklungen zu werfen sowie Ausblicke für das zweite Halbjahr zu geben. Wie Experten aus der Venture Capital-, M&A- und Start-up-Szene auf das aktuelle Marktgeschehen blicken, lesen Sie in unseren Sommerinterviews.
VC Magazin: Sie haben kürzlich in zwei IoT-Start-ups investiert – Peeriot und Packwise. Zufall oder Ihr aktuelles Trendthema? Welche Techtrends erwarten Sie für die zweite Jahreshälfte?
Schuster: Das ist in diesem Fall tatsächlich ein zeitlicher Zufall. Bei Peeriot handelt es sich um ein Erstinvestment, mit Packwise arbeiten wir bereits seit 2018 zusammen. Das Thema IoT bzw. IIoT ist aber durchaus charakteristisch für die historisch industriell geprägte Metropolregion Mitteldeutschland und wird bspw. seitens der TU Chemnitz, TU Dresden sowie diversen Fraunhofer Instituten weiter adressiert. Auch Flynex, Kopernikus Automotive und Pinpoint lassen sich aus unserem Portfolio in diese Kategorie einordnen.
Für die zweite Jahreshälfte rechnen wir, national gesehen, nach wie vor mit einem Schwerpunkt auf anwendungsbezogene KI in allen Branchen. Eine hohe Dynamik auf technologischer Ebene trifft auf eine kontinuierliche Nachfrage aus der Wirtschaft und Industrie, erleichtert durch Konzepte wie Venture Clienting und Venture Partnering. Innerhalb von Sachsen arbeiten wir aber weniger mit Trends, sondern aufgrund der starken und sehr diversen Forschungslandschaft sowie international agierenden Acceleratoren, wie dem SpinLab oder ExciteLab, mit zuverlässig innovativen Gründerinnen und Gründern.
VC Magazin: Wie integriert der TGFS neue technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in seinen Arbeitsalltag?
Schuster: Mithilfe Künstlicher Intelligenz bzw. Generativer AI-Tools versuchen wir aktuell bestimmte Prozessabläufe in der Pre-Deal- & Deal-Phase zu automatisieren und so effizienter zu gestalten. Wir konzentrieren uns hierbei auf die Automatisierung von repetitiven Aufgaben und Arbeitsprozessen sowie auf die Generierung von Zusammenfassungen aus unterschiedlichen Quellen. Dies beschleunigt und verbessert bspw. die Prozesse unserer internen Commercial Due Diligence.
VC Magazin: Der Sommer ist oft eine Zeit, in der Start-ups neue Projekte und Innovationen planen. Wie unterstützt der TGFS junge Technologieunternehmen in dieser Phase?
Schuster: Als regionaler Frühphaseninvestor stehen wir immer schon zeitig mit den Start-ups in Kontakt, nicht selten schon vor der Gründung. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gründungsnetzwerken an den Hochschulen, den Inkubatoren sowie futureSAX funktioniert hier sehr gut – mit dem Ergebnis, dass wesentliche Fragen zum Unternehmertum geklärt und die Hürde der Ansprache und Kommunikation mit einem Investor gesenkt werden können. In der fortgeschrittenen Phase unterstützen wir schließlich mit unserem Netzwerk und Erfahrungen zu den jeweiligen Märkten und Geschäftsmodellen.
VC Magazin: Netzwerke und strategische Partnerschaften sind entscheidend für den Erfolg von Start-ups. Wie hilft der TGFS seinen Portfoliounternehmen beim Aufbau solcher Netzwerke?
Schuster: Das Kernteam des TGFS arbeitet seit fast 30 Jahren in der Branche. Es gibt nicht viele Teams in der VC-Branche in Deutschland mit einem derartigen Erfahrungsschatz. Wir haben solide Netzwerke aufgebaut und können unsere Erfahrungswerte weitergeben. Da wir technologie-agnostisch agieren, sind uns unsere Grenzen aber auch bewusst. Wir setzen daher auf einen stärkeren Austausch innerhalb unseres Portfolios, indem wir Teams direkt miteinander verbinden, relevante Fachmessen und Teilnahmen kommunizieren und zukünftig auch kleinere, themenspezifische Runden hosten.
VC Magazin: Welche Pläne haben Sie für die zweite Jahreshälfte und das nächste Jahr?
Schuster: Unser aktueller Fonds, der TGFS III, befindet sich nun im zweiten Jahr seiner Laufzeit. Das heißt zum einen haben wir noch einiges an Platz im Portfolio. Gleichzeitig freuen wir uns auch auf die erste Zwischenbilanz, die den Fokus für die nächsten Monate und Neuengagements geben wird. Wir erwarten zudem, dass sich das zögerliche Umfeld der letzten Monate im Kapitalmarkt und in der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte auflöst und wieder mehr Traktion verzeichnet und Deals geclosed werden.
VC Magazin: Und zum Schluss mit Blick auf den Sommer, wie ergänzen Sie: Das Beste am Sommer ist…?
Schuster: …den Feierabend an einem der vielen Leipziger Seen zu verbringen – entweder auf dem Segelboot, dem Rad, beim Surfen oder Foilen, am Strand oder im Wasser!
VC Magazin: Vielen Dank für das nette Gespräch!
Über den Interviewpartner:
Sören Schuster ist seit 2007 Geschäftsführer des TGFS und war zuvor bereits seit 1996 ununterbrochen im Bereich Venture Capital-Finanzierung für verschiedene deutsche und internationale Fonds tätig.