Bildnachweis: © MediaTech Hub Conference Foto: Lars Hübner.
Die MediaTech Hub Conferce 2024 fand in diesem Jahr im Studio Babelsberg in Potsdam unter dem Motto “Future MediaTech Trends – Where Creativity and Technology Intertwine“ statt. Es sprachen 50 internationale Speaker mit den Teilnehmenden an zwei Tagen über wegweisende Strategien, Technologien und Trends für die Zukunft von Film, Fernsehen und Streaming. Die Branchenexperten gaben Einblicke in die neuesten Entwicklungen und diskutierten die drängendsten Herausforderungen der Branche.
Evan Shapiro, Kartograph und Experte des „Medienuniversums“, eröffnete die Konferenz in seiner mit Spannung erwarteten Opening-Keynote und beschrieb die Situation so: “Wir leben in einer Zeit, in der Wandel eine Konstante ist. Nur wer das akzeptiert, wird in der Medienbranche eine Zukunft haben.” Abseits der Bühnen lud das Rahmenprogramm zum Netzwerken ein – so beim Blick hinter die Kulissen und Erkunden des Standorts, beim Speakers-Breakfast oder beim Wissensaustausch in kreativen Workshops. Besonderes Highlight des ersten Abends war ein exklusives Konzert des Deutschen Filmorchesters Babelsberg. Konferenzleiter der MediaTech Hub Conference, Peter Effenberg, befand: „Der konkrete Einsatz von KI in Produktion und Distribution, neue Viewer Experiences, neue Geschäftsmodelle – die Rolle von MediaTech für unsere Branche ist enorm. Denken wir sie richtig, setzen wir sie klug ein, dann kann die Medienbranche nicht nur überleben, dann können wir ihre Zukunft aktiv gestalten. Kreative und Technologen, Produktion und Distribution müssen den Wandel wirklich ernst nehmen. Das hat die MediaTech Hub Conference 2024 klar gezeigt.“
Evan Shapiro – „Die Zukunft der Medien gehört den Nutzern – wer nicht zuhört, verliert!“
Evan Shapiro eröffnete die MediaTech Hub Conference 2024 mit einer eindringlichen Botschaft: Die Zukunft der Medienbranche liegt in den Händen der Nutzer. In seiner Keynote präsentierte Shapiro beeindruckende neue Daten und Schaubilder, die zeigen, wie sehr sich die Grundpfeiler der Branche verschoben haben. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, müssten Medienunternehmen radikal auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen und sich von traditionellen Modellen lösen. Shapiro betonte, dass es nicht nur um die ständige Gewinnung neuer Zuschauer geht, sondern um den Aufbau langfristiger Beziehungen. „Content ist immer noch König, aber Daten sind die Lebensader“, fasste er die Kernbotschaft seines Vortrags zusammen.
Renard T. Jenkins – „KI produziert Durchschnitt. Wir müssen die Modelle füttern, aber der Mensch muss immer Teil des Prozesses bleiben.“
Beim Global Industry Update diskutierten die Branchenexperten Sascha Schwingel (CEO UFA), Andy Weltman (CEO Studio Babelsberg) und Renard T. Jenkins (Präsident SMPTE) die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Medienindustrie. Schwingel hob die tiefgreifende Transformation hervor, in der sich die Branche befindet, und betonte, dass es entscheidend sei, die richtigen Chancen zu erkennen und mutige Entscheidungen zu treffen. “Das ist nicht einfach, aber unglaublich spannend,” so Schwingel. Jenkins stellte den Einfluss von KI in den Mittelpunkt und konstatierte, dass der Mensch im technologischen Fortschritt eine zentrale Rolle spielen muss: “Der Mensch muss immer Teil des Prozesses bleiben.” Weltman forderte dringend Reformen bei Filmförderungen in Deutschland, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Talente zurückzugewinnen, die ins Ausland abwandern. „Wir müssen die Talente zurückholen! Ohne dringende Änderungen bei Filmförderungen wird Deutschland international weiter an Boden verlieren”, so Weltman.
KI-Ethikexperte Ali Shah – „Mit großen Chancen kommt große Verantwortung!“
In seiner Keynote „AI in the Media Industry: Dimensions to Consider & Ethical Development“ beleuchtete Ali Shah (Global Managing Director for Responsible AI bei Accenture und Executive Fellow des World Economic Forum), die ethischen Herausforderungen von KI in der Medienindustrie. Shah ging auf die Notwendigkeit ein, geistiges Eigentum zu schützen und sicherzustellen, dass Kreative nicht illegal durch KI ersetzt werden. Er betonte, dass „eine Technologie, die von Menschen entwickelt wurde, zwangsläufig die Komplexität der menschlichen Werte übernimmt, wie unser kreatives Potenzial, aber auch unsere moralische Fehlbarkeit“ und forderte einen strukturierten Ansatz für ethische KI-Entwicklung. Richtlinien seien dabei entscheidend: „Regeln und Richtlinien beim Umgang mit KI bremsen uns nicht aus, sie geben uns die Werkzeuge, schneller und sicherer zu handeln”, so Shah.
Pirita Pyykkönen-Klauck über KI in der Filmproduktion – „Der Erfolg liegt in enger Zusammenarbeit!“
In der Session „Producing in an Ever-Evolving, AI-Driven Media Industry“ diskutierten Max Wiedemann (Co-Founder LEONINE Studios & CEO Wiedemann & Berg Film) und Pirita Pyykkönen-Klauck (CEO ZDF Sparks) die Auswirkungen von KI auf die Filmproduktion. Max Wiedemann betonte: „Ich würde zwei wesentliche Effekte von KI unterscheiden: den transformierenden Effekt, der die Geschwindigkeit, Qualität und Kreativität der traditionellen Filmproduktion verbessert, und den disruptiven Effekt, der die audiovisuelle Produktion völlig neu erfindet.“ Pirita Pykkönnen-Klauck ergänzte: „Es ist nicht eine Frage von entweder-oder zwischen den Technologien und den Kreativen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer engen Zusammenarbeit.” Klar definierte Ziele, menschliche Expertise, eine fundierte Datenstrategie und die Erfüllung der Zuschauerbedürfnisse seien nach Ansicht beider entscheidend, um das Potenzial von KI in der Produktion voll auszuschöpfen.
Gastland Österreich – „Wir wünschen uns, gemeinsam mit Deutschland ein funktionierendes Fördersystem aufzubauen.“ (Sylvia Vana)
Österreich als Gastland
Das Gastland Österreich zeigt auf der #MTHCON24 mit seinem neuen Anreizsystem FISAplus, wie ein effektives Fördersystem den Standort stärken kann. Juliane Buchroithner, Film Commissioner von ABA – Film in Austria hob hervor, dass FISAplus „nicht nur internationale Produktionen anzieht, sondern auch die Sichtbarkeit österreichischer Filme erhöht.“ Die österreichische Initiative zeigt, dass ein klar strukturiertes Fördersystem, das unter anderem Anreize wie Gender- und Green Incentives bietet, den Wertschöpfungseffekt erheblich steigern kann. Dies spiegelt sich in einem Standorteffekt von über 300 Prozent wider und einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro.
Für Deutschland bietet sich hier die Chance, von den österreichischen Erfahrungen zu lernen und ein wettbewerbsfähiges Fördersystem zu entwickeln, um den Standort Deutschland ebenfalls zu stärken. Es braucht ein deutsches wettbewerbsfähiges Fördersystem, so ein zentraler Appell der Diskussion. Während Österreich mit FISAplus und neuen Studios wie den hq7 studios eine attraktive Umgebung geschaffen hat, steht Deutschland vor der Herausforderung, föderale Hürden zu überwinden und ein funktionierendes, einheitliches Fördermodell zu etablieren.
Charlie Beckett – „Die Menschen vertrauen Journalisten nicht, das haben sie nie getan.“
Im Track „Journalism & MediaTech“, präsentiert vom MIZ Babelsberg, wurde die Rolle von Journalismus und Technologie in einer sich wandelnden Medienlandschaft diskutiert. Charlie Beckett, Professor an der London School of Economics, stellte fest, dass Vertrauen in Journalismus historisch immer schon ein Problem war. Umso mehr betonte er die Notwendigkeit für „guten“ und genauen Journalismus. KI wird Journalisten seiner Ansicht nach nicht ersetzen, vielmehr kann sie als nützliches Werkzeug dienen.
Gewinner des Global MediaTech Pitch Day
Der Global MediaTech Pitch Day von Raw Ventures hat erneut gezeigt, wie vielversprechend und innovativ die Start-ups in der Medienbranche sind. Nach einem spannenden Wettbewerb, bei dem acht ausgewählte Startups ihre Lösungen für die Medienbranche vor internationalen Investoren und Branchenführern präsentierten, prämierte die Jury sogar zwei Gewinner und verdoppelte das Preisgeld. Je 10.000 Euro für den besten Pitch gehen an: Vochlea und DeafTawk.
Vochlea (UK) beeindruckte mit seiner innovativen Sprachtechnologie, die es Musikern ermöglicht, durch ihre Stimme Instrumente zu steuern und Sounds zu kreieren. DeafTawk (Dänemark) bietet eine Plattform, die in Echtzeit Übersetzungsdienste für Gehörlose bereitstellt und so die Kommunikation für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen revolutioniert. Beide Startups haben die Jury durch ihre visionären Ideen überzeugt und können sich zusätzlich über eine potentielle Finanzierung von bis zu 1 Mio. EUR von Raw Ventures freuen.