KI-Betriebssystem bereits am Start

AI-UI: KI-Start-up aus dem thüringischen Ilmenau auf Wachstumskurs

AI-UI-Team
AI-UI-Team

Bildnachweis: AI-UI, bm-t.

Künstliche Intelligenz ist ganz sicher das Buzzword des letzten Jahres. Dass dahinter aber auch lukrative und nachhaltige Geschäftsmodelle stecken, zeigt das Start-up AI-UI aus dem thüringischen Ilmenau. Mit Investorenkapital unter anderem der Beteiligungsgesellschaft bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh geht die Wachstumskurve steil nach oben.

Kaum ein Gespräch in einem Unternehmen, in dem es sich nicht um KI dreht. Das Münchener ifo Institut hat im Sommer verkündet, dass gegenwärtig 27% der Unternehmen in Deutschland Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Damit hat sich die Quote gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Ein Fünftel der verbliebenen Unternehmen plant einen Einsatz von KI in den kommenden Monaten. „Die Entwicklung wird sich vermutlich noch beschleunigen“, kommentiert Dr. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. In nahezu allen Branchen habe die Anzahl der Unternehmen zugenommen, die KI in ihren Unternehmensprozessen einsetzen.

Daten bleiben im Unternehmen

Eine der Speerspitzen der technologischen Entwicklungen befindet sich nicht – wie man vielleicht vermuten würde – in Bayern oder Baden-Württemberg, sondern in Thüringen. Vor drei Jahren gegründet, hat sich die Firma aus Ilmenau mit dem Namen „AI-UI“ zu einem echten Champion entwickelt. Wie kann man sich gegen einen KI-Giganten wie OpenAI behaupten? „Man arbeitet mit uns zusammen, wenn man Wert auf Unabhängigkeit und absolute DSGVO-Konformität legt. Es gibt Unternehmen, die wollen keine Informationen teilen, und es gibt welche, die dürfen es nicht. Das sind unsere prädestinierten Kunden. Wir sorgen technisch dafür, dass Daten des Unternehmens nicht für Trainings anderer Modelle verwendet werden“, erklärt dazu Dr. Martin Schiele, einer der Gründer von AI-UI. Die Firma liefert leistungsfähige KI-Systeme in Verbindung mit einem zuverlässigen Rechte- und Wissensmanagement – und das vor Ort in der Firma. EDV-Fachleute nennen das „On Premises“. Dahinter verbirgt sich der klare Ansatz, dass alle Daten im Haus bleiben und im eigenen System. Insbesondere die lokale Verarbeitung der für die KI-Anwendung genutzten Daten ist für viele Unternehmen extrem wichtig und in vielen Fällen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die Liste der Kunden liest sich geradezu wie das Who‘s who der deutschen Wirtschaft: Bechtle, Dell, Mensch und Maschine Software, Becker Büttner Held Rechtsanwälte und auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Eigenes KI-Betriebssystem als Basis

Der Businessansatz von AI-UI besteht nicht darin, große, leistungsstarke Modelle mit hohem Zeit- und Geldaufwand zu entwickeln. Vielmehr betrachten die Experten in dem jeweiligen Kundenunternehmen die individuellen Bedürfnisse und liefern dann ein mehr oder weniger speziell gefertigtes Tool zur Lösung der Anforderungen. Die Entwicklung dieses Tools erfolgt auf der Basis eines „KI-Betriebssystems“, das AI-UI seit dem vergangenen Jahr als Plattform für diese Lösungen entwickelt hat. „Wir bieten schlüsselfertige Produkte, die dann dank unseres AI-UI-Betriebssystems sehr schnell kundenspezifisch angepasst werden können. Die Abrechnung erfolgt dann als AI as a Service“, fährt Schiele fort. Zum Zeitpunkt des Unternehmensstarts verfolgte das Gründungsteam aus Martin Schiele, Stephan Gasterstädt, Tobias Bauer, Philipp Claus und Pengcheng Fan noch die Idee einer sogenannten Non-Code-AI. Damit sollte das komplexe Themenfeld der neuronalen Netze auch Laien und Nichtprogrammierern für den geschäftlichen Einsatz zugänglich gemacht werden. In der Zusammenarbeit mit den Kunden und in der weiteren Entwicklung der eigenen Softwarelösungen entstanden konkrete Produkte, die dann auf den Kundenbedarf individualisiert werden können. Dazu gehören unter anderem der KI-Chatbot A.I.V.A. oder das Dokumentenverarbeitungs- und Erkennungssystem A.I.Q.A. Und damit stellte sich dann ein noch größerer Erfolg ein.

Weitere Finanzierungsrunde geplant

Stephan Beier, bm-t
Stephan Beier, bm-t

Eigentlich sollte man spätestens jetzt davon ausgehen, dass die Top-Wagniskapitalgeber aus der ganzen Welt Schlange stehen. Doch AI-UI wählte einen anderen Weg: Ende 2022 wurde eine Seed-Finanzierungsrunde mit dem privaten Investorennetzwerk Companisto gestartet. An dieser siebenstelligen Runde beteiligte sich dann auch die bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh. Bereits zuvor hatte das Unternehmen Gelder aus dem Förderprogramm „Sprint Thüringen“ erhalten. „Als wir Mitte 2022 gemeinsam mit Companisto in das Unternehmen AI-UI investierten, war das Thema KI zumindest in der breiten Öffentlichkeit und auch bei den meisten Unternehmen  noch nicht so weit verbreitet wie heute. Doch die zahlreichen Use Cases in der Industrie gab es auch schon vor zwei Jahren und das großartige Team von KI-Spezialisten aus dem Umfeld der TU Ilmenau hat uns schnell überzeugt, wie groß der Nutzen von KI-Anwendungen ist“, erklärt Stephan Beier, Senior Investmentmanager bei bm|t, zur Zusammenarbeit.

Ausblick

Aktuell ist es laut Beier die größte Herausforderung, der großen Nachfrage der Kunden Herr zu werden und die bereits beauftragten Implementierungsprojekte abzuarbeiten. Für Ende des Jahres sei eine Finanzierungsrunde in Vorbereitung, um vor allem den Vertrieb und das KI-Consulting als Vorstufe zur Implementierung der KI-Anwendungen weiter auszubauen. „Wir erwarten schon im kommenden Jahr den Break-even und sind sehr gespannt, wie es dann weitergeht“, kündigt Schiele an.