Private Equity – business as usual?

Standpunkt

Frank Dornseifer (Bundesverband Alternative Investments e.V.)
Frank Dornseifer (Bundesverband Alternative Investments e.V.)

Bildnachweis: Bundesverband Alternative Investments e.V., VentureCapital Magazin, Pixabay.

„Zombie-Deals plagen Private Equity“, „Ist die Party an den Private Markets zu Ende?“, „Positive Prognose – mehr Deals und mehr Dynamik in Europa“: Sowohl die Bandbreite als auch die Dramatik der Statements zu Private Equity lassen – wieder einmal beziehungsweise immer noch – aufhorchen!

Die Gesamtsituation in der Private Equity-Branche scheint sich seit Längerem nicht signifikant geändert zu haben: zähes Fundraising, Portfoliounternehmen werden – immer noch – länger als geplant gehalten, und Investoren warten auf Ausschüttungen, was zum Teil sogar zum Stillstand bei Neuinvestments führt; die Preise für neue Private Equity-Investments beziehungsweise die Multiples sinken, die Finanzierungskosten sind weiter hoch und zudem besteht in der Branche selbst Konsolidierungsdruck, wie diverse M&A-Transaktionen signalisieren. Economies of Scale, Kosten- und Ertragsdruck, steigende regulatorische Anforderungen, technologische Trends, strategische Überlegungen et cetera sind Parameter, die auch in der – teilweise verwöhnten und manchmal daher eher trägen – Private Equity- beziehungsweise Assetmanagementbranche gelten und nun gegebenenfalls Neuausrichtungen forcieren.

Chancen in der Krise

Für die Branche selbst, aber natürlich auch für Investoren nicht unbedingt ein Wunschszenario. Zumindest auf den ersten Blick – denn jede (vermeintliche?) Krise birgt ja bekanntlich auch Chancen! Private Equity-Häuser können dieses Umfeld dazu nutzen, um zum Beispiel die operative Performance von Portfoliounternehmen weiter zu verbessern, um PIPE-Transaktionen stärker zu forcieren, neue Plattformen aufzusetzen, um neue Anlegergruppen zu erschließen (ELTIF!) et cetera. Kurzum: Das Private Equity-Karussell dreht sich weiter; gegebenenfalls etwas langsamer, dafür aber unter Umständen in anderen Dimensionen.

VentureCapital Magazin 06/2024 online!
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Ungebrochene Attraktivität der Anlageklasse

Der diesjährige BAI Investor Survey mit einem neuen Teilnehmerrekord von über 110 institutionellen Investoren, die rund 3 Bio. EUR Assets under Management verwalten, unterstreicht jedenfalls die ungebrochene Attraktivität der Anlageklasse Private Equity; und auch perspektivisch sind die Erwartungen der Investoren hoch und es wird keineswegs zu einem Investitionsstillstand kommen. Umso wichtiger wird allerdings sein, wie sich die Branche selbst zukünftig mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen aufstellt. Nicht ohne Grund nimmt jedenfalls die neue EU-Kommission das Thema Kapitalmarktunion wieder auf die Agenda, auch um die Assetmanagementbranche zu stärken und um Investitionsimpulse zu geben. Und nicht ohne Grund nimmt die Bundesregierung beispielsweise mit der WIN-Initiative und einem Bündel von Finanzmarktgesetzen Investitions- und Standortthemen auf die Agenda, die die Rahmenbedingungen sowohl für Investoren als auch für die Fondsbranche in den Vordergrund stellen: angefangen vom Segment Infrastruktur und erneuerbare Energien bis hin zu Private Equity und Venture Capital. Energiewende beziehungsweise die nachhaltige Transformation lassen grüßen. Davon profitiert natürlich auch die Anlageklasse Private Equity. Der BAI unterstützt diese Ansätze progressiv, denn über viele Jahre hinweg wurde mehr oder weniger ignoriert, dass gute Regulierung ermöglichen statt verhindern soll!

Fazit

Ein zukunftsorientierter Finanzmarkt mit attraktiven Anlagemöglichkeiten benötigt mehr denn je eine starke und innovative Fondsbranche. Auch die Zielvorgabe der Bundesregierung, Deutschland als einen führenden Sustainable Finance-Standort zu etablieren, wird nur dann Erfolg haben, wenn die Fondsbranche eine der tragenden Säulen ist.

Über den Autor:

Frank Dornseifer ist Geschäftsführer beim Bundesverband Alternative Investments e.V. und verantwortlich für die Verbandsaktivitäten in den Bereichen Politik, Öffentlichkeitsarbeit sowie Recht und Regulierung. Er ist seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Investment-, Kapitalmarkt- und Gesellschaftsrecht aktiv.