Bildnachweis: DeepL.
Er hat mit seinem Start-up Unicorn-Status erreicht und Deutschlands erfolgreichstes KI-Start-up geschaffen. Die Rede ist von Dr. Jarek Kutylowski, dem Gründer und CEO von DeepL. Aus Köln heraus bringt er seine Übersetzungsmaschine in die Welt, hat Büros in Tokio, Austin und zuletzt in New York eröffnet.
VC Magazin: Mit DeepL haben Sie es in den Kreis der Unicorns geschafft. Welche Hürden mussten Sie auf diesem Weg aus Gründersicht meistern?
Kutylowski: Das Gründerdasein ist ein konstantes Lösen von Herausforderungen. Jeden Tag muss man sich neuen Problemen, neuen Bedingungen am Markt oder Updates der Konkurrenz stellen. Man muss also stets bereit sein, zu lernen, sich zu hinterfragen und sich neu zu erfinden. Genau das macht eine Gründung und die Unternehmensentwicklung aber auch so spannend. Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich meine Rolle als CEO stets anpassen muss. Als DeepL 2017 gegründet wurde, habe ich noch viel selbst gecodet und war stark in der Entwicklung der Technologie involviert. Das ist in einem derart schnell wachsenden Unternehmen aber nicht mehr möglich. Ich musste für mich definieren, in welchen Einsatzgebieten ich zu verschiedenen Wachstumsphasen den größten Mehrwert bringe. Das kann bedeuten, dass ich in einem Monat viel Zeit in das Hiring investiere – und in einem anderen Monat in vielen Kundenmeetings sitze, um ihre Bedürfnisse noch besser zu verstehen. Sich diese Wandlungsfähigkeit und diesen Pragmatismus anzueignen, ist entscheidend gewesen.
VC Magazin: Sie haben bereits einige Finanzierungsrunden erhalten und reichlich Erfahrung im Umgang mit Investoren gesammelt. Wie fallen Ihre Lessons Learned aus, was raten Sie Gründern auf Kapitalsuche?
Kutylowski: Investoren schätzen Stabilität, ein fundiertes Geschäftsmodell, ein durchdachtes Produkt und eine absehbare Entwicklungskurve. Das gilt insbesondere für das derzeitige Marktumfeld. Gute Investoren sehen direkt, was hinter der Fassade eines
Unternehmens steckt. Als Gründer oder Gründungsteam muss man also einen klaren
Plan haben und Fragen zur Technologie, zu Alleinstellungsmerkmalen und zur Monetarisierung
beantworten können. Nur Luftschlösser bauen wird nicht funktionieren.
VC Magazin: DeepL hat sich vom Übersetzer in eine umfassende KI-Sprachplattform gewandelt. Wie sehen Sie die Zukunft mit KI?
Kutylowski: KI wird unsere Gesellschaft nachhaltig verändern. Wir sehen aber auch, dass wir gerade in eine neue Phase eintreten: Nutzerinnen und Nutzer beginnen, zwischen bloßem Hype und sicheren Lösungen mit klarem, nachweisbarem Mehrwert zu unterscheiden. Dies kann man zum Beispiel sehr gut an der Entwicklung von DeepL ablesen. Wir bieten ein spezialisiertes Produkt, welches einen klaren und nachvollziehbaren Use Case hat: Es löst komplexe Herausforderungen im Bereich „Sprache“ – und so helfen wir heute bereits über 150.000 Unternehmen weltweit, ihre internen und externen Kommunikationsbarrieren abzubauen. Gerade im Unternehmenssegment steigt jener Bedarf nach funktionsspezifischen, spezialisierten KI-Tools. Generalisten können die hohen Standards großer Unternehmen, beispielsweise in puncto Qualität oder Sicherheit, oft nicht erfüllen. Ich bin daher davon überzeugt, dass gerade im B2B-Segment die Zukunft der KI in den Verticals liegt. KI-Produkte mit einem klaren unternehmerischen Mehrwert werden sich großer Nachfrage erfreuen.
VC Magazin: Wie sehen die nächsten Ziele und Pläne für DeepL aus?
Kutylowski: Unser Ziel, Sprachbarrieren abzubauen, ist nach wie vor unsere treibende Kraft, und alle unsere nächsten Schritte leiten sich daraus ab. Um dies zu erreichen, wollen wir international weiter wachsen und noch mehr Teams und Unternehmen dabei helfen, sprachliche Herausforderungen zu meistern. Natürlich wollen wir auch unsere Technologie weiterentwickeln, neue Produkte auf den Markt bringen und so immer mehr Nutzer bei der Überwindung sprachlicher Probleme unterstützen. Zu diesem Zweck haben wir gerade unser erstes Technologiezentrum in den USA, in New York City, eröffnet und Sebastian Enderlein und Steve Rotter, unseren neuen CTO und CMO, vorgestellt.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Über den Interviewpartner:
Dr. Jaroslaw (Jarek) Kutylowski ist der CEO und Gründer von DeepL, einem KI-Sprachunternehmen mit Hauptsitz in Köln. Die Sprachtools von DeepL werden von Millionen von Privatpersonen sowie Tausenden von Organisationen und Unternehmen in einer Vielzahl von Branchen auf der ganzen Welt genutzt.