Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft

Private Equity Due Diligence

Dr. Stephane Müller & Rainer Wilts (Grant Thornton)
Dr. Stephane Müller & Rainer Wilts (Grant Thornton)

Bildnachweis: Grant Thornton, VentureCapital Magazin, Pexels.

Die Due Diligence-Prüfungen für Private Equity-Fonds unterscheiden sich immer ein Stück von denen für strategische Investoren. Dies liegt an der Finanzierungsstruktur und den Berichtspflichten gegenüber den Geldgebern. Im aktuellen Finanzierungsumfeld und der konjunkturellen Lage sind die spezifischen Anforderungen der Private Equity-Investoren weiter gestiegen.

Es ist kein Geheimnis, dass viele Private Equity-Investoren zurückhaltender geworden sind. Der Investment Case wird von verschiedenen Seiten mehrfachen Stresstests unterzogen. Dies führt zu umfassenderen und noch tiefer gehenden Due Diligence-Prüfungen.

Zyklizität und Vulnerabilität

Die Zyklizität des Zielunternehmens ist seit jeher ein kritischer Faktor bei der Suche nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten. Da Übernahmen häufig mit hohen Schulden und entsprechenden Rückzahlungsverpflichtungen verbunden sind, meiden viele Private Equity-Firmen zyklische Investments. Die Risikoexponierung ist jedoch nicht immer sofort erkennbar, besonders wenn die entsprechenden Faktoren bisher relativ stabil waren. Die Coronapandemie und geopolitische Konflikte haben dazu geführt, dass Risikoprofile vieler Geschäftsmodelle inzwischen  anders wahrgenommen werden. Bei vulnerablen Geschäftsmodellen, etwa mit hoher Energieintensität, globalen Lieferketten oder zinselastischer Nachfrage, ziehen sich Private Equity-Investoren oftmals zurück oder preisen einen Anpassungsbedarf ein, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen Risiken zu stärken.

25 Jahre Private Equity Forum NRW
25 Jahre Private Equity Forum NRW

Interne und externe Skalierbarkeit

Die Skalierbarkeit rückt zunehmend in den Fokus der Due Diligence-Lösungen. In der Vergangenheit stand aufgrund des Fachkräftemangels und der Engpässe bei Investitionsgütern häufig die interne Skalierbarkeit im Fokus. Diese Grenzen der Skalierung wurden durch einen hohen Automatisierungsgrad, die Auslagerung von Wertschöpfung und die Variabilisierung der Kosten berücksichtigt. Angesichts der Wachstumsschwäche vieler Unternehmen stellt sich wieder vermehrt die Frage nach der externen Skalierbarkeit. Wachstum kann durch stagnierende Absätze auf Kundenseite begrenzt sein oder durch strategische Überlegungen der Kunden, die eine Erhöhung des Lieferantenanteils (Share of Wallet) verhindern. Beim vom Unternehmen bedienten Markt stellt sich die Frage, ob dieser groß genug und schnell wachsend ist. Auch hier sind die Wachstumsperspektiven in der Regel durch unzugängliche Marktsegmente und Sättigungserscheinungen begrenzt.

Finanzielle und gesellschaftliche Nachhaltigkeit

Zum Dritten müssen Unternehmen, die den heutigen und zukünftigen ESG-Anforderungen nicht mehr gerecht werden, mit  rückläufigen Erträgen rechnen. Nachhaltig und verantwortungsbewusst wirtschaftende Unternehmen hingegen können langfristig stabilere und vorhersehbarere Zahlungsströme generieren. Dies wird bei der Berechnung einer ewigen Rente in der Regel durch einen niedrigeren Diskontsatz berücksichtigt. Für zeitlich begrenzte Geschäftsmodelle fällt die ewige Rente unter Umständen ganz aus dem Bewertungsmodell heraus.

Fazit

Die neuen Anforderungen, die vermehrt kommerzielle, operative und ökologische Aspekte berücksichtigen, machen die Due Diligence anspruchsvoller und erfordern in der Regel einen interdisziplinären Ansatz. Die Abdeckung der spezifischen Anforderungen der Private Equity-Investoren wird eine weitere Spezialisierung der Dienstleister auf diese Kundengruppe nach sich ziehen.

Über die Autoren:

Rainer Wilts ist Geschäftsbereichsleiter Advisory und Partner bei Grant Thornton in Deutschland. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Beratung von Käufern beziehungsweise Verkäufern im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung von M&A-Transaktionen (inklusive Carve-out- und Integrationsmaßnahmen).

Dr. Stephane Müller ist Partner im Transaction Services Team von Grant Thornton in Deutschland. Er ist auf kommerzielle Analysen im M&A-Umfeld spezialisiert.