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Das Jahr 2024 ist für frühphasige Venture Capital-Investments bei Weitem kein Selbstläufer. Wie Start-ups Investoren am besten überzeugen können und was auf jeden Fall vermieden werden sollte, weiß BVK-Vorstandssprecher Dr. Frédéric du Bois-Reymond, der auch Partner bei Earlybird-X ist.
VC Magazin: Wie bewerten Sie die aktuelle Finanzierungssituation im Early Stage-Bereich?
Du Bois-Reymond: Die Finanzierungssituation im Early Stage-Bereich hat sich 2024 weiterhin herausfordernd gestaltet. Insbesondere durch die makroökonomischen Rahmenbedingungen – wie hohe Zinsen, Inflation und eine generell höhere Risikoaversion – sind Investoren vorsichtiger geworden. Während in der Vergangenheit oft größere Summen schnell investiert wurden, sehen wir heute mehr Fokussierung auf Substanz und Nachhaltigkeit. Fonds evaluieren Start-ups umfassender, was die Due Diligence-Prozesse verlängert. Auf der positiven Seite sehen wir aber auch eine Stabilisierung der Marktbedingungen. Insbesondere im Tech-Sektor – vor allem bei Deeptech – besteht nach wie vor großes Interesse, insbesondere an Lösungen, die langfristige Relevanz versprechen – wie in den Bereichen Climatetech, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit.
VC Magazin: Was raten Sie Gründern, die derzeit oder demnächst auf Kapitalsuche sind? Wie hat man die besten Chancen, von Investoren wahrgenommen zu werden?
Du Bois-Reymond: Es ist essenziell, dass Gründer eine klare und differenzierte Value Proposition in relevanten Zukunftsbereichen präsentieren. Investoren legen derzeit besonderen Wert auf tragfähige Geschäftsmodelle und Skalierbarkeit. Daher sollten Gründer ihre Kennzahlen genau kennen und einen starken Businessplan mit plausiblen Szenarien vorlegen. Gründer sollten außerdem auf Netzwerke und persönliche Kontakte setzen. Empfehlenswert ist die Teilnahme an Branchenveranstaltungen und das Anknüpfen an Business Angels-Netzwerke oder Accelerator-Programme, um gezielt ins Gespräch zu kommen. Gründer, die frühzeitig Traktion und ein gutes Team vorweisen können, werden zudem eher wahrgenommen.
VC Magazin: Was sind absolute No-Gos, die Gründer bei der Suche nach Kapital unbedingt vermeiden sollten?
Du Bois-Reymond: Ein häufiger Fehler ist es, unvorbereitet in Gespräche mit Investoren zu
gehen. Investoren erwarten eine präzise Kenntnis des eigenen Markts und des Wettbewerbsumfelds. Wer vage bleibt oder die Konkurrenz unterschätzt, wirkt wenig glaubwürdig noch kompetent. Auch unrealistische Bewertungen oder überzogene Erwartungen an die Finanzierungssumme können potenzielle Investoren abschrecken. Gründer sollten sich daher intensiv mit ihrer Pre-Money-Bewertung und den Marktgegebenheiten auseinandersetzen. Ein weiteres No-Go ist das Vernachlässigen des Teams. Investoren investieren in Menschen – und Unstimmigkeiten im Gründerteam oder eine mangelnde Diversität in den Kompetenzen können schnell dazu führen, dass Investoren Abstand nehmen.
VC Magazin: Worauf sollten Gründer, die aus Hochschulen kommen und ihre Forschungen ausgründen möchten, im Besonderen achten?
Du Bois-Reymond: Für Hochschulausgründungen ist es wichtig, die Brücke zwischen Forschung und Kommerzialisierung zu schlagen. Eine zentrale Herausforderung ist oft, das Forschungsergebnis in ein marktfähiges Produkt zu überführen. Gründer sollten sich frühzeitig überlegen, wie sich ihre Forschung auf die Bedürfnisse des Markts anwenden lässt, und sicherstellen, dass sie ein klares Geschäftsmodell haben. Zudem ist der Schutz des geistigen Eigentums entscheidend. Patente und Lizenzen sollten frühzeitig gesichert werden. Es kann sinnvoll sein, erfahrene Mitgründer oder Berater an Bord zu holen, die die kommerzielle Seite verstärken. Netzwerke, wie sie etwa vom Bundesverband Beteiligungskapital oder Startup Verband angeboten werden – oder spezifische Hochschulprogramme – können hier absolut hilfreich sein.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Dr. Frédéric du Bois-Reymond ist seit 2021 Partner bei Earlybird-X und zudem stellvertretender Vorstandssprecher im Bundesverband Beteiligungskapital.