Bildnachweis: Wirtschaftsförderung Dortmund.
Die Wirtschaftsförderung Dortmund schreibt seit Jahren Erfolgsstorys mit ihrem Businessplan-Wettbewerb start2grow. Um die Start-ups nach der Gründung auch beim Wachstum zu unterstützen, wurde der innoclub an den Start gebracht.
VC Magazin: Dortmund ist 2021 als erste deutsche Stadt von der Europäischen Kommission mit dem iCapital Award als „Innovationshauptstadt Europas“ ausgezeichnet worden, darf den Titel seither tragen und ist bislang die einzige deutsche Innovationshauptstadt Europas. Start-ups spielten bei der Auszeichnung eine wichtige Rolle. Was ist der Status quo im Dortmunder Gründungsökosystem?
Schubert: Die Gründungslandschaft in Dortmund ist lebendig und hat sich gut entwickelt. Im Jahr 2023 haben laut startupdetector 21 Start-ups eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Hierzu zählen unter anderem MotionMiners mit 5 Mio. EUR, Logistikbude mit 2,2 Mio. EUR, Bace mit 1,3 Mio. EUR und sovity mit 1 Mio. EUR. Unser Gründungsgeschehen ist von wissensbasierten Gründungen in Logistik, Informatik sowie Mikro- und Nanotechnik geprägt. Etablierte Einrichtungen wie Fraunhofer IML und ISST, aber auch neue Institute wie das Lamarr Institute for Machine Learning and Artificial Intelligence stehen für Spitzenforschung und -transfer. Eine besondere Rolle in der Gründungsförderung spielt das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) an der Technischen Universität Dortmund, das zu einem von sechs Exzellenz Start-up Centern in NRW gehört und in den letzten Jahren wichtige Strukturen aufbauen konnte. Auch die Fachhochschule Dortmund und International School of Management Dortmund unterstützen Studierende bei der Gründung.
VC Magazin: Trotz dieser positiven Entwicklung schaffen Sie mit dem innoclub ein neues Angebot. Warum?
Schubert: Beim Blick ins Ökosystem haben wir festgestellt, dass ein Großteil unserer Angebote auf Start-ups in der Vorgründungs- beziehungsweise Gründungsphase abzielt. Ein Beispiel aus unserem Portfolio ist der bundesweite Businessplan-Wettbewerb start2grow. Doch wie geht es nach der Gründung weiter? Wir sind davon überzeugt, dass Start-ups in Dortmund skalieren können, und möchten sie auf ihrem Weg zum Scale-up unterstützen. Dafür haben wir mit der IHK zu Dortmund und unseren drei Hochschulen den innoclub ins Leben gerufen.
VC Magazin: Wie funktioniert der innoclub?
Schubert: Der innoclub ist ein branchenoffenes Innovationsnetzwerk für Dortmund
und das Westfälische Ruhrgebiet. Mitglieder sind Mittelständler und Großunternehmen,
die an neuen Technologien interessiert sind und mit innovativen Start-ups die Transformation der Wirtschaft vorantreiben möchten. Für Clubevents, Workshops und das Matching mit handverlesenen Start-ups zahlen unsere Unternehmensmitglieder einen Beitrag, der in Angebote für Start-ups investiert wird. Der innoclub nimmt seinen Betrieb zum 1. Januar 2025 im TechnologieZentrumDortmund auf. Hier übernehmen wir einen Großteil der CET-Flächen, die aufgrund der auslaufenden Landesförderung frei werden.
VC Magazin: Der innoclub bietet ein Fellowship für Start-ups. Welche Leistungen stecken dahinter? Wer kann sich bewerben?
Schubert: Das innoclub-Fellowship ist ein flexibler Accelerator. Eine Bewerbung ist
fortlaufend und die Aufnahme neuer Fellows ganzjährig möglich. Wir suchen Start-ups, die gegründet haben, erste Umsätze vorweisen und in Dortmund und der Region wachsen möchten. innoclub-Fellows erhalten im ersten Jahr ein Budget von 10.000 EUR und können selbst entscheiden, wie sie es einsetzen. Damit reagieren wir auf das Feedback Dortmunder Gründerinnen und Gründer, die an Scale-up-Programmen deutschlandweit teilgenommen und ihre Erfahrungen während der Konzeption des innoclubs mit uns geteilt haben. Da die Herausforderungen von Start-up zu Startup sehr verschieden sind, ermöglichen wir eine personalisierte Ausgestaltung des Fellowships. Ob Mietzuschüsse für Büros, Kostenübernahmen für Beratung oder Messebesuche – die Gründungsteams wissen selbst am besten, was sie weiterbringt. Neben finanziellen Mehrwerten profitieren unsere Fellows vom Zugang zu den Innovationsbeauftragten unserer Mitgliedsunternehmen und können auf das Feedback
und die Unterstützung von Mentorinnen und Mentoren zurückgreifen, die selbst erfolgreich gegründet haben.
VC Magazin: Start-ups in der Wachstumsphase benötigen oftmals Venture Capital. Sind Wagniskapitalgeber bereits im innoclub aktiv?
Schubert: Ja, das Thema Venture Capital ist uns sehr wichtig. Deshalb geben wir unser
erstes innoclub-Interview auch im VC Magazin [lacht]. Mit dem TU capital Seedfonds der Technischen Universität Dortmund und der SeedCapital Dortmund, einem regionalen
Sparkassen-Fonds, sind zwei Dortmunder Venture Capitalisten von Beginn an im innoclub dabei.
VC Magazin: Wird es bei dieser Fokussierung auf Dortmund und die Region bleiben?
Schubert: Nein, wir möchten Venture Capital-Gesellschaften bundesweit ansprechen und sowohl auf unsere Start-ups als auch den Standort aufmerksam machen. Dortmunder Gründerinnen und Gründer, die Risikokapital eingesammelt haben, berichten uns immer wieder, wie überrascht ihre Kapitalgebenden reagieren, wenn sie Dortmund im Laufe der Finanzierungsrunden kennenlernen. Wir punkten nicht nur mit der Innovationskraft und Qualität unserer Start-ups, sondern auch mit moderaten Lebenshaltungs- und Mietkosten für Büroräumlichkeiten und einer Vielzahl gut ausgebildeter MINT-Studierenden. Skalierende Start-ups, die ihren Entwicklerinnen und Ingenieuren bei gleicher Qualifikation nur einen Bruchteil der Gehälter aus Berlin, München oder Köln zahlen müssen und bei Anmietung größerer Büros sparen, haben einen echten Wettbewerbsvorteil und können mehr Ressourcen in die Weiterentwicklung ihrer Produkte oder Kundengewinnung stecken.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über die Interviewpartner:
Andrea Schubert ist Teamleiterin Gründen bei der Wirtschaftsförderung Dortmund. Sie arbeitet seit über 20 Jahren mit und für Gründer unterschiedlichster Geschäftsideen, um Dortmund zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Standort zu machen.