Ergebnis eines Wettbewerbs
Am Anfang stand ein bundesweiter Wettbewerb. Im Jahr 1996 ging die Bio-Region Rhein-Neckar-Dreieck als eine der drei Modellregionen aus einem bundesweiten Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hervor. In Mittelpunkt des prämierten Konzeptes der Region steht das Biotechnologiezentrum Heidelberg (BTH), eine neuartig strukturierte virtuelle Organisation. Es besteht aus dem gemeinnützigen Verein BioRegion Rhein-Neckar-Dreieck e.V, der Heidelberg Innovation GmbH und dem VC-Fonds Heidelberg Innovation GmbH & Co BioScience Venture KG (BSV). Aufgabe des Vereins ist die vorwettbewerbliche Förderung anwendungsorientierter Forschung in den Life Sciences, die GmbH berät und unterstützt die zukünftigen jungen Unternehmen und ist Investmentmanager des BSV.
Forschungszentrum im Südwesten
Die geschaffenen Strukturen haben sich als sehr erfolgreich erwiesen und sich mit den bereits vorhandenen universitären Forschungseinrichtungen und der pharmazeutischen Industrie (z.B. BASF, Roche Diagnostics, Merck KGaA und Knoll) fruchtbar ergänzt. Heute zeichnet sich der Raum Heidelberg durch eine in Kontinentaleuropa einmalige Dichte an Forschungskapazität auf dem Gebiet der molekularen Biologie und Biotechnologie aus. Die Zahl der kleinen und mittleren Biotechnologie-Unternehmen in der Region hat sich von 31 auf etwa 70 erhöht, die Zahl der Arbeitsplätze hat sich auf über 1.400 mehr als verdreifacht.
Starkes Wachstum des Investors
Gewachsen ist auch die Heidelberg Innovation und das Fondsvolumen des BSV. Zum ersten Fonds mit einem Volumen von gut 12 Mio. Euro kam im Laufe des vergangenen Jahres ein zweiter Fonds hinzu, der im November mit einem Volumen von insgesamt 113 Mio. Euro geschlossen wurde. Investoren sind der Europäische Investment Fonds, verschiedene Banken und Versicherungen und zu mehr als 10 % auch Privatpersonen. Der BSV zeichnete sich nach den Worten von Prof. Ulrich Abshagen, dem Geschäftsführer der Heidelberg Innovation, bisher durch eine dreifache Focussierung aus: den Branchenfocus „Biotechnologie und Life Sciences“, den geographischen Focus „Start oder Ansiedlung in der Bio-Region Rhein-Neckar-Dreieck“ und den Phasenfocus „Gründungs- und frühe Unternehmensphase“. Beim zweiten Fonds entfällt bei gleichem Branchenfocus die geographische Limitierung, der Schwerpunkt der Investments wird aber in Deutschland bleiben. Der neue Fonds ist auch in späteren Finanzierungsphasen bis hin zum IPO aktiv. Seit der Auflegung wurden bereits 14 Finanzierungsrunden mit zusammen 30 Mio. Euro abgeschlossen, ein Teil davon mit international renommierten Co-Investoren. Mit z. B. der Axxima AG (Martinsried), der BioVisioN AG (Hannover) und der Europroteome AG (Berlin) ist man schon über die Heimatregion hinaus aktiv geworden.
Umfassende Starthilfe…
Die erzielten Erfolge führt Prof. Abshagen wesentlich auf das für Existenzgründer maßgeschneiderte Frühphasenprogramm EOS (Existenzgründer orientierte Starthilfe) zurück, mit dem Existenzgründer in die Lage versetzt werden, in einer ersten Finanzierungsrunde Risikokapital aufnehmen zu können, das den Kapitalbedarf mindestens der ersten zwölf Monate decken soll. Zur Unterstützung der Unternehmer steht bei Heidelberg Innovation ein Beraterteam mit fundiertem Know-how zur Verfügung. „Zu mehrjähriger Praxiserfahrung z.B. aus dem Wissenschaftsmanagement oder aus der Forschung kommt betriebswirtschaftliches Fachwissen hinzu“, so Dr. Jörg Ruppert, Investmentmanager bei Heidelberg Innovation.
… und aktive Betreuung bringen finanziellen Erfolg
Die Investmentmanager sehen sich als aktive Mitunternehmer, die den angestrebten Erfolg in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Gründern herbeiführen wollen. Die Art der Betreuung wird von den Beteiligungsunternehmen offenbar geschätzt. Bei einer kürzlich durchgeführten Befragung von über 1.700 VC-finanzierten Unternehmen nach ihrer Zufriedenheit mit ihrem Kapitalgebe landete Heidelberg Innovation in praktisch allen Kategorien auf den vorderen Plätzen. Spektakulärer finanzieller Erfolg unter den bestehenden Investments ist das Unternehmen Lion Bioscience, das vor knapp zwei Jahren am Neuen Markt eingeführt wurde und auch nach dem Markteinbruch immerhin noch über einen Marktwert von rund 260 Mio. Euro verfügt. Wäre der Exitkanal Börse nicht seit einiger Zeit verstopft, so wären laut Prof. Abshagen wahrscheinlich bereits weitere IPOs möglich gewesen.
Anforderungen an neue Investments
Der BSV wird auch in Zukunft innovative Ideen aus dem Bereich Life Sciences finanzieren, die mittelfristig einen deutlichen Wettbewerbsvorteil versprechen und idealerweise bereits durch ein Patent geschützt sind. Es sollte die Perspektive bestehen, daß sich die Idee in ein Produkt verwandeln läßt, das auf einen ausreichend großen und wachstumsträchtigen Markt trifft, um eine überdurchschnittliche Profitabilität des jungen Unternehmens zu ermöglichen. Bei den Gründern werden Unternehmergeist und ein gut organisiertes Management-Team vorausgesetzt. Der Finanzierungsbedarf soll anfänglich mindestens 0,5 Mio. Euro betragen.
Konsolidierung im Aufschwung
Aktuell befindet sich die deutsche Biotechnologiebranche nach Aussage von Dr. Ruppert in einer Konsolidierung. „Es dauert einfach zu lange, wenn man allein durch organisches Wachstum Werte schaffen und den Weg zur Börsenreife gehen will.“ Die Anforderungen an ein börsenfähiges Unternehmen seien deutlich gestiegen. Auch bei den eigenen Beteiligungen werde man daher die Möglichkeiten des M&A aktiv nutzen. Langfristig ist man bei Heidelberg Innovation optimistisch für die Branche, Prof. Abshagen sieht gute Chancen, daß sich Deutschland nach Großbritannien als führender Standort in Europa etablieren kann.
Ralf Thielemann
Ausgewählte Beteiligungen
– Ars Arthro AG
– Axxima AG
– Bio Vision AG
– CellZome GmbH
– Europroteome AG
– FeBiT GmbH
– Graffinity Pharmaceutical AG
– Heidelberg Pharma Holding GmbH & Co. KG
– Lion Bioscience AG
– MTM Laboratories AG