Vom Gründerzentrum zum VC-Investor
Am Anfang standen Unternehmensgründungen in dem medizinischen Technologie- und Gründerzentrum Focus Mediport. Der Immobilieninvestor Hans Karl Herr beabsichtigte, sich im Beteiligungsgeschäft ein zweites Standbein aufzubauen. In dem Arzt Dr. Matthias Faensen fand er den geeigneten, kompetenten Partner, um die ersten Unternehmensgründungen in dem von ihm errichteten Focus Mediport zu initiieren. Die Gründung u.a. der Berlin Heart AG (zusammen mit dem deutschen Herzzentrum Berlin), der Mediport Biotechnik GmbH (mit Wissenschaftlern der Charité und der Humboldt Universität) und der MFH Hyperthermiesysteme GmbH fallen in diese Anfangsphase. Schnell wurde jedoch deutlich, daß die jungen Unternehmen vor allem auch kapitalhungrig waren.
Bereits drei Fonds aufgelegt
Ein erster VC-Fonds wurde 1998 mit einem Volumen von 20 Mio. Euro aufgelegt und 2001 auf 30 Mio. Euro aufgestockt. Gesellschafter sind außer den Partnern Herr und Dr. Faensen die Deutsche Kreditbank (DKB), die Weberbank, die börsennotierte VC-Gesellschaft bmp sowie das Fondsmanagement. Für diesen Fonds wurden insgesamt 18 Beteiligungen eingegangen, die letzte Ende des Jahres 2001. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde dann gemeinsam mit der Universität Göttingen ein neuer Fonds über 7,5 Mio. Euro aufgelegt und ein zweiter eigener Fonds initiiert, an dem außer Mediport Venture und der Deutschen Kreditbank der EIF (European Investment Fund) beteiligt ist. Zur Zeit werden bei institutionellen Anlegern weitere Gelder eingeworben. Ziel ist ein Fondsvolumen von 40 bis 60 Mio. Euro.
Weitere Expansion im Medizinmarkt
Auch für den zweiten Fonds wurden bereits vier Beteiligungen und sechs weitere Vorverträge abgeschlossen; Dr. Faensen rechnet damit, bis Ende des Jahres rund ein Dutzend Unternehmensbeteiligungen für den neuen Fonds eingegangen zu sein. Mediport Venture setzt also auch in der gegenwärtig schwierigen Zeit auf Expansion. Das Management ist überzeugt, daß sich der bislang erfolgreich praktizierte Investmentansatz auch in Zukunft bewähren wird. Dr. Faensen glaubt dabei vor allem an die Branchenkompetenz seines Teams. Von Anfang an habe man sich nur in Unternehmen engagiert, die auf den Markt Medizin zielen. Eine Diversifikation in andere Branchen hält er schlicht für überflüssig, denn der Medizinmarkt bleibe ein Wachstumsmarkt, der ohne große Schwankungen stabile Zuwachsraten aufweise.
Spezialisierung reduziert das Risiko
Das in vielen Jahren wissenschaftlicher Arbeit und als Investor gewonnene branchenspezifische Know-how ermögliche es Mediport Venture, mit nachhaltigem Erfolg bereits in der Gründungsphase eines Unternehmens zu investieren. „Wenn wir uns in einer frühen Phase des Unternehmens beteiligen, erhalten wir für unser Investment einen größeren Beteiligungsanteil“, beschreibt Dr. Faensen die Attraktivität einer Frühphasenfinanzierung. Mit einer guten Selektion erhalte man diesen Vorteil ohne ein entsprechend höheres Risiko und könne eine überdurchschnittliche Performance erzielen. Die Entwicklung von Mediport Venture gibt ihm bis heute recht, und er stuft sechs Unternehmen des Portfolios als „High Potentials“ für einen sehr lukrativen Exit ein.
Verkauf an strategische Investoren
Beim Exit zielt Mediport Venture grundsätzlich eher auf einen Verkauf an einen strategischen Investor als auf einen Börsengang. „In der Medizintechnik und der Biotechnologie sind der Markt und der Wettbewerb global“, begründet Dr. Faensen die Notwendigkeit für junge Unternehmen, sich starke Partner zu suchen. Auf der anderen Seite geben große Pharma-Unternehmen bis zu einem Viertel ihres Forschungs- und Entwicklungsbudgets für Akquisitionen aus. „Sie wollen sich die Perlen im Markt kaufen. Wir arbeiten daran, solche Perlen zu züchten.“ Die Beteiligungen arbeiten auf den Punkt hin, an dem das Produkt marktreif ist bzw. von den Ärzten akzeptiert wird. In einem Fall ist das Kalkül bereits aufgegangen: Die Beteiligung an der Softwarefirma Network Department GmbH, die ein javabasiertes, internetfähiges Krankenhausinformationssystem entwickelt hat, wurde im Januar 2001 an Fresenius veräußert.
Intensive Betreuung und Kommunikation
Auf dem Weg zur verkaufsreifen Perle wird die Beteiligung von den Investmentmanagern intensiv unterstützt. Das Team verfügt mit sechs Naturwissenschaftlern und vier Betriebswirten über ein umfassendes Kompetenzspektrum, schaltet sich aktiv in die operative Führung der Beteiligungen ein und stellt den Unternehmensgründern sowohl wissenschaftlichen Rat als auch Hilfe beim Aufbau der Unternehmensstrukturen zur Verfügung. Mediport Venture pflegt einen intensiven Austausch mit den Beteiligungen, über das Tagesgeschäft hinaus finden alle drei Monate Treffen der Geschäftsführer in Berlin statt, um auch zwischen den Beteiligungen die Kommunikation zu fördern. Prinzipiell wird im Umgang mit den Beteiligungen die gleiche partnerschaftliche Unternehmenskultur umgesetzt wie innerhalb des VC-Unternehmens.
Auf den inhaltlichen Kern kommt es an
Bei einer potentiellen neuen Beteiligung wird größerer Wert auf den inhaltlichen Kern gelegt als auf ein kompetentes betriebswirtschaftliches Management oder einen perfekten Businessplan. Die durch das neue Produkt erzielbare Verbesserung gegenüber bestehenden Lösungen muß möglichst groß sein. Dabei sieht es Mediport Venture als vorteilhaft an, wenn die Wissenschaftler mit ihrem wissenschaftlichen Hintergrund auch nach ihrem Schritt ins Unternehmerlager verbunden bleiben. Die Mehrzahl der bestehenden Beteiligungen hat ihren Sitz in Berlin und profitiert hier von den beiden Universitätskliniken, es bestehen aber auch Beteiligungen in Greifswald, Jena, Saarbrücken und Hamburg; in Baden-Württemberg kristallisiert sich mit sechs frischen Beteiligungen ein neuer Schwerpunkt heraus. Grundsätzlich ist der deutschsprachige Raum Zielgebiet von Mediport Venture.
Ralf Thielemann
Investitionskriterien
– Medizin, d.h. Medizintechnik, Biomedizin, Diagnostik und Pharmakologie
– Frühphasenfinanzierung
– Hohes Innovationspotential
– Beteiligungshöhe 0,2 bis 4 Mio. Euro
– Deutschsprachiger Raum