Auf den Kundennutzen kommt es an
„Was kann ich mit meinem Mobilfunkgerät machen?“ ist die Frage des Kunden, auf die die Netzbetreiber eine überzeugende Antwort bieten müssen, damit sich die gigantischen Investitionen für Mobilfunklizenzen und -netze der dritten Generation amortisieren. Es muß den Anbietern gelingen, ihre Kunden erstens davon zu überzeugen, Dienstleistungen wie das Surfen im Internet, die sie bereits über den PC nutzen, auch über das Mobiltelefon nachzufragen und zweitens zusätzlich neue Produkte anzubieten. Am Erfolg des Netzes und damit an der Entwicklung attraktiver Applikationen haben natürlich auch die großen Hardware-Hersteller wie Siemens, Nokia und Samsung ein vitales Interesse.
Siemens investiert umfassend in wireless Technologie-Unternehmen
Auch Dr. Dietrich Ulmer, Geschäftsführer von Siemens Mobile Acceleration, ist davon überzeugt, daß der Erfolg des Mobilfunks nicht über die reine Technologie entschieden wird. „Wir müssen den Netzbetreibern erklären, was mit einem Mobilfunkgerät möglich ist. Gleichzeitig kann auch ein globaler Konzern wie Siemens die Applikationen nicht allein entwickeln, die Innovationen kommen aus der Developer Community“, fügt er hinzu. Um diese meist sehr jungen Unternehmen zu unterstützen und den Aufbau des Marktes voranzutreiben, hat Siemens im Jahr 2001 smac gegründet. Der Aufbau des Marktes in den jeweiligen Technologien und damit die Förderung der Hardwareverkäufe der betreffenden Siemens-Geschäftsbereiche ist zwar ein erklärtes Ziel dieses Innovationsnetzwerks, die Beteiligungsgesellschaften müssen aber auch selbst Renditevorgaben erfüllen.
Die Investments müssen auch Rendite bringen
„Wir glauben, daß wir aufgrund der bei uns und im gesamten Konzern vorhandenen Kompetenz gegenüber anderen VC-Investoren einen Wettbewerbsvorteil haben und auch eine gute Rendite erwirtschaften können“, sagt Dr. Ulmer. Bislang hat smac in 13 Unternehmen durchschnittlich 1 Mio. Euro investiert, lediglich eines davon mußte abgeschrieben werden. Voraussetzung für eine Beteiligung sind neben der Frühphase attraktive finanzielle Rahmendaten, ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell und ein professionelles Management. Darüber hinaus muß die Produktentwicklung innovativ sein und ein hohes Marktpotential haben. Dr. Ulmer rechnet mit einer Haltedauer von drei bis fünf Jahren für die einzelnen Investments, der natürliche Weg für einen Exit sei für smac der Trade Sale; als Käufer käme potentiell auch ein anderes Unternehmen des Konzerns in Frage, bevorzugt würden diese aber nicht. „Nach einer Anschubfinanzierung müssen wir vom eigenen Cash-Flow, also von der Wertsteigerung der Beteiligungen, leben, daher ist auch unsere Verkaufspolitik renditeorientiert.“
Die Betreuung ist der entscheidende Werttreiber
Für die Beteiligungen ist die Kapitalzufuhr natürlich wichtig, aber dennoch nur sekundär für den Aufbau ihres Geschäfts. Den wichtigeren Beitrag zur Wertschöpfung leistet smac durch die inhaltliche Unterstützung und Betreuung. „Wir helfen auf Augenhöhe“, so Dr. Ulmer, „und stellen dabei jedem Gründerteam einen branchenerfahrenen Investment Director als Coach und Berater zur Verfügung.“ Ein Investment Director betreut jeweils nur wenige Start-ups, so daß eine intensive Zusammenarbeit gewährleistet werden kann. Die Betreuung erstreckt sich von der gemeinsamen Ausarbeitung des Geschäftsplans über die aktive operative Managementunterstützung und den Zugang zu den neuesten technischen Entwicklungen bis zur Einbindung in die Vertriebsorganisation.
smac mit einem durchdachten Konzept
smac erschließt den Beteiligungen somit als Bindeglied das gesamte Know-how des Siemens-Konzerns, beziehungsweise von Siemens Mobile. Insbesondere durch den Zugang zum Forschungsverbund von Siemens bekommen die Start-ups Einblick in die neuesten technischen Entwicklungen und können sich technologiebasierte Wettbewerbsvorteile sichern. Zudem nutzen die Portfoliogesellschaften auch den umfangreichen Markt- und Wettbewerbszugang von smac und Siemens Mobile. Um das Eigeninteresse der jeweils einbezogenen Konzernbereiche sicherzustellen, werden diese am finanziellen Erfolg des Investments beteiligt. Dr. Ulmer sieht die Beteiligungen auf einem guten Weg, die gemeinsamen Ziele zu erreichen und den Investmentansatz von smac zum Erfolg zu führen. Einige Wettbewerber sind mit ähnlichen Konzepten zwar mehr oder weniger gescheitert. Es haperte insbesondere an der Umsetzungskonsequenz und an der fördernden Einbindung in die Konzernstruktur und der inhaltlichen Unterstützung. „Wir machen das meiner Meinung nach besser, werden allerdings auch durch unseren Gründungszeitpunkt nach dem Hype begünstigt“, differenziert Dr. Ulmer die eigenen Vorteile.
Die neue Handygeneration wird kommen
Voraussetzung für den Erfolg der Beteiligungspolitik ist aber, daß sich der Mobilfunkmarkt der dritten Generation auch insgesamt wie erhofft entwickelt. Wie vor zwei bis drei Jahren gibt es genügend Ideen und Unternehmen, die diese umsetzen wollen. smac vermißt aber in Europa bei den Netzbetreibern zuweilen noch ein klares Geschäftskonzept für die Datenlieferung über das Handy. „Im Gegensatz zu Japan und China hat sich bei den Betreibern noch kein vorherrschendes Geschäftsmodell für Datenapplikationen etabliert“, erläutert Dr. Ulmer. Bei den Verhandlungen mit den Netzbetreibern müsse smac daher immer vorbereitet sein, wieder ganz von vorne anzufangen. Darüber hinaus käme es entscheidend darauf an, bei der Entwicklung des Geschäfts den Kunden mitzunehmen: „Die Entwicklung muß natürlich verlaufen, Applikationen, die das volle Spektrum nutzen, sind zwar spannend, wichtiger ist aber, daß ein Produkt kurzfristig funktioniert, Akzeptanz findet und so Appetit auf Neues weckt.“ Auf diesem Weg könne der Marktaufbau voranschreiten und werde dann auch erfolgreich sein.
Ralf Thielemann
Investitionskriterien von smac
– Anwendung oder Technologie für den Mobilfunk
– klar erkennbarer Kundennutzen
– innovatives Produkt bzw. Technologie
– hohes Wachstumspotential
– nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielbar
– erfolgversprechendes Geschäftsmodell
– professionelles Management
– frühe Unternehmensphase vor dem Markteintritt
– Investitionssumme durchschnittlich 1 Mio. Euro
– weltweit