BayTech Venture Capital Beratungs GmbH (Ausgabe 9/2003)

Internationales Konsortium renommierter Finanzinvestoren

Ende der neunziger Jahre wurden mit Private Equity und an den Börsen bis dahin ungeahnte Renditen erzielt. Die in angelsächsischen Ländern reife Eigenkapital-Kultur schien sich auch in Deutschland zu etablieren. Auf Initiative des Vorstandsmitglieds Dr. Rudolf Hanisch begann sich die Bayerische Landesbank intensiv mit dem Thema Venture Capital zu beschäftigen. Man entschied sich für den Aufbau eines von mehreren institutionellen Anlegern getragenen Fonds unter Führung eines branchenerfahrenen Geschäftsführers und konnte namhafte internationale Co-Investoren gewinnen, die insgesamt 100 Mio. Euro bereitstellten. Mitte des Jahres 2000 nahm mit Geschäftsführer Dr. Rolf Schneider-Guenther ein Manager, der auf eine langjährige Venture Capital-Karriere mit beträchtlichen Erfolgen zurückblicken kann, die Geschäftstätigkeit bei BayTech Venture Capital auf.

Konservativer Ansatz in der Boomphase

Es hätte eine klassische prozyklische Investmentstory mit schnellen, überteuerten Käufen im Boom und anschließenden Abschreibungen werden können. Aufgrund seiner ber zehnjährigen Erfahrung bei Atlas Venture agierte Dr. Schneider-Guenther jedoch sehr konservativ. Er setzte auf eine äußerst selektive Auswahl der Beteiligungsunternehmen und langjährig etablierte Finanzierungsstrukturen wie z.B. Finanzierungsreichweiten von ca. zwei Jahren, die in der Boomphase kaum darstellbar waren. Von dem euphorischen Umfeld in den Jahren 2000 und 2001 ließ er sich daher nicht anstecken und ersparte so den Investoren frühe Verluste. Keine seiner Beteiligungen hat der Fonds bisher verloren. Das erste Investment wurde im Mai 2001, die Mehrzahl der jetzt 16 Beteiligungen aber erst 2002 bzw. in diesem Jahr getätigt. Gegenwärtig ist der Fonds zu etwas mehr als einem Drittel investiert und hat daher genügend Liquidität für die nächsten Jahre. Ungefähr die Hälfte der Investments entfällt auf Deutschland, der Rest hauptsächlich auf Frankreich, die USA und Kanada.

„Venture Capital ist ohnehin ein sehr focussiertes Geschäft“

Dr. Schneider-Guenther ist überzeugt, daß VC-Fonds breit aufgestellt sein sollten. „Wir haben ohnehin nur wenige Branchen zur Auswahl, unser Geschäft ist daher von vornherein sehr focussiert, so daß man sehr darauf achten muß, die Balance im Portfolio zu wahren“, gibt er zu bedenken. „Breit heißt jedoch nicht opportunistisch, in den einzelnen Bereichen sind wir sehr selektiv“. Entsprechend hat BayTech Venture Capital sowohl hinsichtlich der Branchen als auch der Investitionsphasen auf ausreichende Streuung geachtet. Die bestehenden Investments befinden sich in den Branchen IT/Telekom (5), Life Sciences (5), Halbleiter (3) und Querschnittstechnologien (3) und umfassen alle Phasen von Seed bis Pre-IPO. Auch bereits börsennotierte Unternehmen, sogenannte PIPE Deals, kommen grundsätzlich in Frage. Hier wurde mit der Wavelight Laser Technologies AG bislang ein Investment getätigt. „Als echte Wachstumsfinanzierer beschränken wir uns bei den PIPE Deals aber auf Kapitalerhöhungen“, so Christof Lenz, der zuständige Partner für Medizintechnik bei BayTech Venture Capital, der das Investment in Wavelight durchführte.

Überzeugte Syndizierer

BayTech Venture Capital nimmt die Investments vorzugsweise gemeinsam mit einem oder zwei Co-Investoren vor. „Gemeinsam hat man tiefere Taschen und kann mehr Expertise und Kontakte einbringen“, nennt Dr. Schneider-Guenther die Vorteile einer Syndizierung. Besonderen Wert legt er darüber hinaus auf die Qualität seiner Investmentmanager. Das Team von BayTech Venture Capital verfügt über langjährige Berufserfahrung in den relevanten Branchen und kann deshalb Erfahrung und ein eigenes Netzwerk bei der Betreuung der Beteiligungsunternehmen einbringen. „Letztlich zählen die Menschen. Wenn der Investmentmanager Branche, Technologie und Geschäftsmodell im Detail versteht und die Chemie zum Unternehmer stimmt, kommt man in den Deal“, so Dr. Jochen Walter, der BayTech-Partner für Querschnittstechnologien und industrielle Anwendungen.

Wertschätzung für die unternehmerische Leistung

Während der Dauer der Beteiligung halten die Investmentmanager engen Kontakt zu den Unternehmen. „Für Unternehmer empfinden wir große Achtung und Respekt. Schließlich sind sie es, die am Anfang alles auf eine Karte setzen“, betont Jude Ngu’Ewodo, Partner bei BayTech für Telekommunikation. BayTech Venture Capital versteht sich als verläßlicher Partner, mit dem die Unternehmer die schwierige Gründungs- und Aufbauphase gemeinsam durchstehen können. Von den Unternehmern erwartet man vor allem Transparenz und offenes Umgehen mit Schwierigkeiten. Die Rolle von BayTech in diesem Prozeß beschreibt Dr. Rolf Schneider-Guenther vor allem als „Sounding Board des Managements“: „Unternehmer sind bei der Entscheidungsfindung oft sehr einsame Menschen, und wir versuchen, Gesprächspartner zu sein, mit dem sie offen Probleme besprechen können.“

Kein Grund zur Veränderung der Ausrichtung

Der Investmentfocus bleibt auch in Zukunft unverändert. Lediglich der Anteil der Frühphasenfinanzierungen wird aufgrund der abnehmenden Restlaufzeit des Fonds bis Oktober 2010 etwas geringer. Gesucht sind innovative Unternehmen mit klarer technologischer Alleinstellung und signifikantem Mehrwert für ihre Kunden, vor allem in den Bereichen Software und industrielle Anwendungen. Besonderes Interesse gilt dabei Unternehmern, die bereits eine Gründung hinter sich haben. „Auch ein begründbarer und nachvollziehbarer Mißerfolg des ersten Versuchs ist kein Hindernis für uns“, sagt Dr. Schneider-Guenther.

In erster Reihe etabliert

Am Ende soll der Fonds in 30 bis 40 Unternehmen investiert sein. Mit sieben Neuinvestments im Jahr 2002 und bereits fünf in diesem Jahr ist BayTech Venture Capital diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Auf der Liste der Neuinvestments hat sich der Fonds damit auf einem der oberen Plätze unter den deutschen VC-Investoren positioniert. „Seit sich im Markt herumspricht, daß wir einer der wenigen deutschen VC-Investoren sind, der noch in signifikantem Umfang Neuinvestments tätigt, hat sich unser Dealflow nochmals deutlich verstärkt“, so Andreas Demleitner, Senior Investment Manager für den Bereich Halbleiter.

„Die Verfassung der Exitmärkte wird über den Erfolg der Branche entscheiden“

Befragt zur aktuellen Situation und dem Ausblick für den VC-Markt, zeichnet Dr. Schneider-Guenther ein differenziertes Bild: „Geld ist genug da, und der Wettbewerb um gute Deals ist so intensiv wie 1999 und 2000.“ Die vermeintlich schlechteren Bewertungen seien lediglich eine Rückkehr zur Normalität der 90er Jahre. Für den Ausblick der Branche sei allerdings eine nachhaltige Erholung der Börse mit der Möglichkeit zu Börseneinführungen entscheidend. Auch die Trade Sales hängen indirekt vom Börsenklima ab. „Wenn es nicht die Alternative des IPOs gibt, fallen mangels Wettbewerb auch die Preise in den Transaktionen mit strategischen Käufern.“

Ralf Thielemann

Investitionskriterien BayTech Venture Capital
– Innovative High-Tech-Branche
– Großes Marktpotential
– Technologie- und Wettbewerbsposition
– Kundennutzen
– Management
– Beteiligungssumme 0,5 bis 5 Mio. Euro pro Unternehmen
– Minderheitsbeteiligungen, Beteiligungshöhe 10 bis 50 %
– Lead- oder Co-Lead-Investor