Unternehmer haben Vorrang
„Wir verstehen uns als Wirtschaftsförderer und fühlen uns primär für die Gründer und Unternehmer der Region Nordbayern verantwortlich. Wir sind nicht primär Dienstleister der Business Angels.“ Mit diesen Worten beschreiben der diplomierte Betriebswirt Arne-G. Hostrup und Dr. Carsten Rudolph, die Geschäftsführer der f.u.n. netzwerk|nordbayern GmbH, den Focus ihrer Arbeit. Kapitalsuchende Entrepreneure der Regionen Oberpfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken können auf ein umfangreiches Seminar- und Beratungsangebot zurückgreifen. Sehr oft hilft das Netzwerk-Team den Unternehmern sogar bei Vertragsverhandlungen mit Investoren. Das Betreuungs- und Beratungsangebot des Netzwerkes ist kostenfrei. 2004 konnten acht Business Angel-Finanzierungen mit einem Volumen von 2,12 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen werden. Seit 1999 tätigten die Business Angels insgesamt 55 Transaktionen mit einem Volumen von 24 Mio. Euro. Das Gesamtvolumen aller 75 an die Investoren (Business Angels, VC-Gesellschaften, öffentliche Investoren) vermittelten Deals des Netzwerkes beträgt 88,2 Mio. Euro.
Am Anfang war McKinsey … danach war f.u.n.
Die Betreuung des ersten Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern wurde 1998 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium an McKinsey vergeben. Der Erfolg bestätigte die Regierung, den Businessplan-Wettbewerb fortzusetzen, jedoch ohne McKinsey und stattdessen in Eigenregie. Noch im selben Jahr wurde der Verein F.U.N. (Förderverein innovatives Unternehmertum Nordbayern) ins Leben gerufen, der wiederum die BPW Nordbayern GmbH gründete, die fortan den Businessplan-Wettbewerb organisierte. 1999 wurde die N.B.A. Nordbayerische Business Angels GmbH gegründet. Im Jahre 2003 fusionierten die GmbHs zur f.u.n. netzwerk|nordbayern GmbH, die aktuell neun Mitarbeiter beschäftigt. Alleiniger Gesellschafter ist der Trägerverein mit 110 Mitgliedern und drei ehrenamtlichen Vorständen. Das operative Geschäft obliegt den Geschäftsführern der GmbH. Die Finanzierung des Unternehmens erfolgt durch staatliche Zuschüsse und Sponsorengelder. Dabei entsprechen die Mittel des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ca. einem Drittel des Etats. Den Rest steuern aktuell fünfzehn Sponsoren bei. Im Jahr 2001 positionierte sich das Netzwerk neu. Das reine Business Angel-Netzwerk wurde durch institutionelle Investoren und VC-Gesellschaften ergänzt, um den Schwierigkeiten einer Anschlußfinanzierung durch einen breiteren Investorenkreis zu begegnen. „Seit kurzer Zeit bemühen wir uns auch um strategische Investoren, damit die Erweiterung von einem reinen Business Angel-Netzwerk zu einem Finanzierungsnetzwerk komplettiert wird“, erläutert Hostrup die Weiterentwicklung.
Nordbayerisches Matching: Dauer sechs Wochen
Das netzwerk|nordbayern verläßt sich auch bei den Matching-Verfahren nicht auf ein, sondern auf drei „Allheilmittel“. Die höchste Trefferquote weist der klassische Weg auf: Ein Businessplan wird eingereicht, geprüft und an interessierte Business Angels weitergeleitet. „Durch die enge persönliche Zusammenarbeit mit den Angels kennen wir ihre Vorlieben – was eine höhere Matchingquote mit sich bringt“, sagt Hostrup. Der „Letter for Friends“, der monatlich mit den neusten News an die Mitglieder verschickt wird, enthält immer eine Rubrik mit Firmenexposés. Auch Philipp Schwarz, Gründer der online-Autovermittlung m-broker GmbH, erhielt hierdurch Kontakt zu seinem Business Angel Dr. Siegfried Axtmann. Sechs Wochen später fand der Notartermin für das Investment in Höhe von 350.000 Euro statt. „Die Zusammenarbeit mit dem netzwerk|nordbayern zeichnete sich in meinem Fall durch professionelles, ziel- und unternehmerorientiertes Handeln aus. Kurz gesagt: sehr unbürokratisch und pragmatisch!“ so Schwarz. Der dritte Weg der Vermittlung findet auf Investorenkonferenzen mit Firmenpräsentationen statt. Dr. Frank Scholz kam jedoch auf einem anderen Wege zu seinem Investment. Der langjährige Mitarbeiter der Siemens AG, einer der Sponsoren, ist durch Mundpropaganda seiner Kollegen auf das netzwerk|nordbayern aufmerksam geworden. Anfang des Jahres investierte er in den Leiterplattenhersteller Juma aus Eckental. Das Unternehmen hält derzeit acht weltweite Patente für Leiterplatten und nimmt in seinem Marktsegment eine Monopolstellung ein. Seine Investition charakterisiert Dr. Scholz wie folgt: „Die Gründe für das Investment waren die Produkt- und Absatzmarktpotentiale, ein vertrauter Sektor sowie ein Unternehmer, mit dem ich mich auch persönlich verstehe.“
…und wie geht es weiter?
„Derzeit sind wir recht zufrieden mit dem bisher Erreichten, tun jedoch alles, um das erreichte Niveau auch in Zukunft halten zu können“ sagt Hostrup über die nähere Zukunftsplanung. Bestehende Projekte wie die verstärkte Anbindung von strategischen Investoren sowie die intensive Akquise neuer Business Angels sollen konsequent weiterverfolgt werden. Aktuell arbeitet das Netzwerk als Berater mit der Gesellschaft für technologische Zusammenarbeit (gtz) an dem Aufbau eines Unternehmernetzwerks in der Mongolei und unterstützt den Aufbau eines Businessplan-Wettbewerbs in Litauen Als oberstes Ziel nennen die Geschäftsführer jedoch ganz im Sinne eines Wirtschaftsförderers die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen durch die Vermittlung von Eigenkapital in der Region Nordbayern.
Anselm Müller
netzwerk|nordbayern
Gründungsjahr: 1998
Mitglieder: 70
Region: Nordbayern
Branchenfocus: keiner
Homepage: www.netzwerk-nordbayern.de