Privatinvestoren und kommunale Wirtschaftsförderung
In diesem Umfeld ist im Jahr 2003 das „Business Angel Netzwerk Süd Ost Niedersachsen e.V.“ (BANSON) entstanden. Der entscheidende Impuls zur Gründung ging von der business angel team GmbH (bat) aus, die sich in erster Linie dem Coaching junger technologieorientierter Unternehmen verschrieben hat. Die beiden bat-Geschäftsführer Rolf Richter, Gründer der miro Computer Products AG, und Hans-Richard Reiners, ehemaliger Gesellschafter und Geschäftsführer der Bemi-Gruppe, hatten eine Analyse der deutschen Business Angel-Landschaft vorgenommen, um ihre Zieldefinitionen für die Region Südost-Niedersachsen zu gewinnen – und dazu gehörte die Gründung von BANSON. Beide, Richter als Vorsitzender des Vorstands – dem ferner Dr. Horst Schindler und Heinrich Meyer angehören – und Reiners als Geschäftsführer, sind in führenden Positionen des Netzwerks tätig, das heute 50 Mitglieder zählt. Neben den institutionellen und Premium-Mitgliedern – letztere sind die wichtigsten Sponsoren des Netzwerks, zumeist kommunale Einrichtungen wie die Braunschweig Zukunft GmbH oder die Wolfsburg AG – sind 17 aktive Business Angels im BANSON vertreten.
Sieben Finanzierungen seit der Gründung
Die Investitionsinteressen der niedersächsischen Business Angels sind breitgestreut. Sie reichen von Informations- und Telekommunikationstechnologien über Medizintechnik/Life Sciences und Maschinenbau/Elektrotechnik bis hin zu Dienstleistungen und Medien. Das zeigen auch die bisher getätigten Investments. Die delair GmbH entwickelt Software zur Optimierung von Airport-Prozessen (Starts, Landungen, Parkpositionen, Check-in-Abwicklung etc.) und ist inzwischen weltweit tätig. Innovative Verpackungssysteme für den Transport thermosensitiver Güter sind die Spezialität der Absolute Cold GmbH, im Bereich Internetsicherheit ist die Securepoint GmbH tätig. BANSON war auch an der Finanzierung der Symtavision GmbH beteiligt, des ersten Spin-offs der Technischen Universität Braunschweig, die sich mit der Optimierung komplexer Echtzeittechnologien im Automotive-Sektor beschäftigt. „Insgesamt sind wir seit unserer Gründung an sieben Finanzierungen beteiligt gewesen“, erläutert BANSON-Geschäftsführer Reiners, „das Investitionsvolumen bewegte sich dabei in Bereichen zwischen 50.000 und 300.000 Euro.“
Deutscher Business Angels Tag 2006
Auf den Matching-Treffen von BANSON, die bisher viermal pro Jahr stattfanden, präsentieren jeweils drei bis vier junge Unternehmen. Für 2006 geht Reiners davon aus, daß sich die Frequenz erhöhen wird, da immer mehr interessante Geschäftsideen eingehen. Seit der Gründung des Netzwerks gab es rund 500 Finanzierungsanfragen, 23 Unternehmen erhielten Gelegenheit, ihre Geschäftsidee zu präsentieren. Weitere regelmäßige Veranstaltungen sind die Business Angel-Beratungstage und der Stammtisch für Gründer und Förderer, die sich monatlich abwechseln. Die Beratungstage werden an wechselnden Standorten in der Region durchgeführt, dort können sich kapitalsuchende Unternehmen individuell über BA-Finanzierungen informieren. Ein Höhepunkt der BANSON-Aktivitäten in diesem Jahr wird der „Deutsche Business Angels Tag“ sein, der am 13. November auf dem „Mobile Life Campus“ in Wolfsburg stattfindet. „Wir sind sehr glücklich darüber, daß es uns gelungen ist, den Business Angels Tag in diesem Jahr in die Region zu holen und die Finanzierung durch die Wolfsburg AG und das Land Niedersachsen sicherzustellen“, freut sich Reiners, „das wird uns Gelegenheit geben, die Region als Gründerzentrum noch bekannter zu machen.“
Syndizierung im BA-Club
Darüber hinaus ist BANSON auch an der Entwicklung innovativer Finanzierungskonzepte beteiligt. „Grundsätzlich streben wir ein Drei-Säulen-Modell an, bei dem die Unternehmensfinanzierung durch Business Angels, Landesmittel und regionale Banken gemeinsam ermöglicht wird“, erläutert Reiners. Dabei arbeitet BANSON mit der NBank und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft für Niedersachsen zusammen. Daneben hat das Netzwerk auch einen kleineren Business Angel-Fonds aufgelegt, der Grundfinanzierungen sicherstellen soll. Das jüngste Projekt der Braunschweiger ist die Etablierung sogenannter BA-Clubs als Zusammenschluß von Investoren, die bei syndizierten Finanzierungen kooperieren wollen. „Der erste BA-Club hat sich gerade zu seiner konstituierenden Sitzung getroffen“, sagt BANSON-Geschäftsführer Reiners, „wenn sich weitere Syndizierungen ergeben, werden andere folgen.“
Bernd Luxa