Public-Private-Partnership
„Der Arbeitskreis stand vor der Frage, mit welchen Maßnahmen der ausgetrocknete Seed-Markt in Deutschland wieder belebt werden könnte“, erinnert sich Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH, die den High-Tech Gründerfonds verwaltet. Zu seinen Kollegen im Arbeitskreis „Wagniskapital“ zählten bereits damals Vertreter der Unternehmen und Einrichtungen, die heute zu den Investoren des High-Tech Gründerfonds gehören: das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), die KfW Bankengruppe sowie die Industrie-Unternehmen BASF, Deutsche Telekom und Siemens. Brandkamp betont die gute Zusammenarbeit mit den industriellen Investoren, „die wichtige Impulse für die Konzeption des Fonds gegeben haben“ und charakterisiert den High-Tech Gründerfonds als „Wagniskapitalgeber, der auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten ist, aber dank seines Förderauftrages auch Risiken eingehen kann, die private Investoren meiden“. Schließlich wird der High-Tech Gründerfonds bereits in einer sehr frühen Phase durch sein Investment zu einem der Gesellschafter des finanzierten Unternehmens und agiert damit nicht anders als eine privat organisierte Venture Capital-Gesellschaft.
Ausweg aus der Seed-Markt-Krise
Nach den Statistiken des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sank der Anteil der Seed-Investitionen seit 2000 von 8,7 % des Gesamtinvestitionsvolumens auf 0,2 % im vergangenen Jahr. Während 2000 noch Investitionen in Höhe von 388,1 Mio. Euro in 272 Unternehmen flossen, waren es 2005 gerade noch 6,6 Mio. Euro, die sich auf 20 Unternehmen verteilten. Diesem drastischen Einbruch will der High-Tech Gründerfonds entgegenwirken: Aus einem Fondsvolumen in Höhe von 262 Mio. Euro, von denen das BMWi rund 90 % beigesteuert hat, will der High-Tech Gründerfonds in der auf fünf Jahre angelegten Investitionsphase jährlich 50 bis 60 jungen Unternehmen jeweils bis zu 500.000 Euro zur Verfügung stellen. Erreicht er dieses Ziel, avanciert der Fonds quasi aus dem Start heraus zum bedeutendsten Seed-Investor in Deutschland. Bisher ist er auf gutem Weg: Seit der Aufnahme der operativen Tätigkeit vor rund neun Monaten sind bereits 25 Beteiligungszusagen erteilt und 14 Verträge unterschrieben worden. „Für jedes eingegangene Investment halten wir weitere 500.000 Euro zurück“, ergänzt Brandkamp, „da wir davon ausgehen, daß junge Technologie-Unternehmen in der Regel eine Anschlußfinanzierung benötigen.“
Investitionskriterien und -prozeß
Ein klar strukturierter Auswahlprozeß und ein obligatorisches finanzielles Engagement der Gründer sollen die Qualität der Projekte sicherstellen. In den alten Bundesländern werden von den Gründern Eigenmittel in Höhe von 20 %, in den neuen Ländern inklusive Berlin 10% der Investitionssumme verlangt. Die Hälfte davon dürfen Business Angels oder andere Seed-Investoren beisteuern. „Die Möglichkeit, einen Side-Investor mit einzubinden, wurde bisher von der Mehrheit unserer Portfolio-Unternehmen genutzt“, bilanziert Brandkamp. Die wesentliche Voraussetzung, die ein Unternehmen erfüllen sollte, um für den High-Tech Gründerfonds interessant zu sein, ist ein F&E-Vorhaben, das mit Hilfe der Finanzierung mindestens bis zum Proof of Concept oder einem Prototypen weiterentwickelt werden kann. Darüber hinaus ist die Referenz entweder einer Forschungseinrichtung, eines der institutionellen Investoren, einer kooperierenden Venture Capital-Gesellschaft, eines Business Angels oder eines akkreditierten Coaches erforderlich, um in die engere Auswahl zu gelangen. Durch dieses Prozedere soll sichergestellt werden, daß die Businesspläne und Konzeptskizzen, die beim High-Tech Gründerfonds eingehen, den Investitionskriterien entsprechen. Fällt das Ergebnis der Konzeptprüfung positiv aus, führt das Management des High-Tech Gründerfonds eine Due Diligence durch. Ist auch diese Hürde genommen, entscheidet eines von drei mit renommierten Experten aus den jeweils relevanten Branchen besetzten Investitionskomitees, ob der Fonds eine Beteiligung eingehen möchte. Die Schwerpunkte der Komitees entsprechen dabei den Investitionsfeldern des High-Tech Gründerfonds: „IT, Automation und optische Technologien“, „Material Sciences, Life Sciences und Energie“ sowie „Telekommunikation, Software und Medien“. Daß die drei Themengebiete optimal abgedeckt werden, soll die Zusammensetzung der Komitees aus jeweils einem Vertreter der industriellen Investoren, der KfW Bankengruppe, eines erfahrenen VC-Managers, eines renommierten Wissenschaftlers und eines gründungserfahrenen Unternehmers sicherstellen.
Coaching gehört zum Konzept
Während des gesamten Entscheidungsprozesses werden die Kandidaten für eine Finanzierung durch den High-Tech Gründerfonds von einem Coach begleitet, der bei Bedarf Hilfestellung beim Ausarbeiten der Konzeptskizze und des Businessplans gibt. Viele der akkreditierten Coaches sind gleichzeitig auch als Business Angels tätig. Grundsätzlich sollte ein Coach „seinem“ Unternehmen auch nach dem Investment weiter zur Seite stehen, wobei der High-Tech Gründerfonds auf die entsprechenden Beratungsverträge zwischen Unternehmen und Coach keinen direkten Einfluß nimmt. Zum Schutz der häufig unerfahrenen Unternehmer gibt der High-Tech Gründerfonds den Coaches allerdings bestimmte Regeln hinsichtlich der Regelung der Vergütung ihrer Tätigkeit vor.
Fazit:
Die Kombination von offener Beteiligung am Stammkapital der Portfolio-Unternehmen und nachrangigem Gesellschafterdarlehen erfüllt alle Voraussetzungen, um das anspruchsvolle Ziel der Steigerung der Innovationstätigkeit in Deutschland, das die Initiative „Partner für Innovation“ mit der Schaffung des Frühphaseninvestors erreichen wollte, tatsächlich zu erfüllen. Dabei nimmt der High-Tech Gründerfonds als erster größerer Investor eine Vorreiterrolle für die Wiederbelebung der nach dem Einbruch des Neuen Marktes fast zum Erliegen gekommenen Seed-Finanzierung ein – und bricht eine Lanze für vollständig privatwirtschaftlich finanzierte Investoren, die sich angesichts des freundlicheren Kapitalmarktumfeldes erst langsam wieder im Seed-Bereich engagieren.
Bernd Luxa
Steckbrief
– Standort: Bonn
– Gründung: 2005
– Gesellschafter: 5
– Anzahl der Investmentprofessionals: 10
– Verwaltet. Kapital (per 31.12.2005): 262 Mio. Euro
– Internet: www.high-tech-gruenderfonds.de
– Ansprechpartner: Marco Winzer (e-Mail: [email protected])
Investitionsschwerpunkte
– Phase: Seed
– Branche: High-Tech-Unternehmen
– Region: Deutschland