Teil 19: win NRW.BANK BA Initiative (Ausgabe 11/2006)

Zunächst Tochter der Börse Düsseldorf

Entstanden ist das spätere Business Angel-Netzwerk auf Initiative des Landes unter dem Namen win Wagniskapital für Innovationen NRW GmbH. „Neben der Aufklärung über die damals fast noch unbekannte Finanzierungsform Venture Capital stand bereits die Vermittlung von Eigenkapital durch Venture Capital-Gesellschaften im Vordergrund“, erinnert sich Dirk Meissner, heute als Senior Project Manager bei der NRW.Bank für win zuständig. „Zu den Eignern der Börse Düsseldorf gehören viele Finanzinstitute – Volksbanken, Sparkassen und private Banken –, die parallel eigene Beteiligungsgesellschaften ins Leben riefen und zusammen mehr als 50 Mio. Euro für Frühphaseninvestitionen aufbrachten.“ In der Zeit des Niedergangs des Neuen Marktes wurde win dann immer wieder von privaten Anlegern auf der Suche nach alternativen Investitionsmöglichkeiten angesprochen.

Dadurch rückte das Thema Business Angels in den Blickpunkt, „denn die Lücke in der Frühphase, besonders in den Volumina unter 500.000 Euro, können idealerweise Business Angels schließen“, erläutert Meissner. Da das Thema in den Jahren 2001/02 noch neu in Deutschland war, wurde zunächst mit Unterstützung des Landes eine Business Angels-Kampagne in Nordrhein-Westfalen gestartet, die viele potenzielle Privatinvestoren neugierig machte und das Interesse an jungen innovativen Unternehmen weckte. Seither hat sich win zunehmend auf die Vermittlung von Business Angels fokussiert.

Neue Heimat bei der NRW.BANK

Dieser Prozess fand Anfang 2006 auch organisatorisch seinen Abschluss: Die win GmbH wurde aufgegeben und die Business Angels-Aktivitäten wurden in den Bereich Beteiligungen der NRW.Bank integriert. Die NRW.Bank hat sich zum Ziel gesetzt, die noch junge Business Angels-Kultur in Nordrhein-Westfalen zu fördern und das Netzwerk landesweit auszubauen. Heute erhält win monatlich 30 bis 50 Anfragen nach Eigenkapital. Davon können viele sofort telefonisch oder per e-Mail geklärt oder an andere unterstützende Stellen weiter empfohlen werden. Auch auf regelmäßigen win-Beratertagen in Technologiezentren – derzeit in Aachen, Bielefeld, Bochum, Dortmund und Münster – können sich Unternehmen, die Eigenkapital suchen, Rat holen.

Für Business Angels interessante Projekte beurteilt win zunächst auf Grundlage der Businesspläne. Ausgewählte Unternehmen erhalten die Gelegenheit, sich bei den fünfmal im Jahr stattfindenden „Business Angel-Marktplätzen“ zu präsentieren und anschließend ihr Projekt zu diskutieren. In besonderen Fällen spricht win die in Frage kommenden Investoren auch direkt an. Seit der Gründung hat win knapp 60 Eigenkapitalfinanzierungen (inklusive Venture Capital-Finanzierungen) vermitteln können. „Etwa dreimal so vielen Unternehmen haben wir mit anderen Maßnahmen helfen können, sei es durch Einbindung in Förderprogramme, sei es durch Vermittlung von Lieferanten oder Kunden“, schätzt Meissner. Die Höhe der Investments durch Business Angels beziffert er auf 50.000 bis 400.000 Euro, der Durchschnitt liege zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Grundsätzlich sind die bei win gelisteten Business Angels für jede Branche offen, bevorzugt investieren sie aber in Informations- und Telekommunikationstechnik, Mikro- und Nanotechnologie sowie in Life Sciences.

Seed-Fonds ermöglicht Co-Finanzierungen

„Durch die Integration des win Business Angel Netzwerkes in den Bereich Beteiligungen der NRW.BANK ergeben sich Synergieeffekte für weitere Finanzierungsbausteine“, resümiert Dirk Meissner die jüngste Entwicklung. „So erhalten die Gründer ebenso Zugang zu Fördermittelprogrammen wie zu NRW.BANK Fonds – Venture-Fonds, Mittelstandsfonds – oder Mezzanine-Kapital.“ Um die nach wie vor bestehenden Defizite an frühen Kapitalmitteln und auch Kapitalgebern zu verringern, hat die NRW.BANK darüber hinaus einen Seed-Fonds aufgelegt, der zusätzliches privates Kapital für Seed-Finanzierungen mobilisieren und regionale Managementkompetenzen einbringen soll. Der Seed-Fonds ist überwiegend als Dachfonds-Modell konzipiert: Von den 30 Mio. Euro Gesamtvolumen fließen rund 25 Mio. Euro in regionale Fonds mit regionalem Management. Weitere 5 Mio. Euro stehen für Co-Finanzierungen von Business Angels-Investitionen zur Verfügung.

Bernd Luxa