Argantis GmbH (Ausgabe 9/2005)

Neues Vehikel für Mehrheitsbeteiligungen
Beide Sponsoren haben einen zweistelligen Millionenbetrag in den Fonds der Argantis GmbH investiert; darüber hinaus wurden bislang zwei weitere institutionelle Investoren gewonnen; das Volumen beträgt aktuell rund 110 Mio. Euro. In der IKB Deutsche Industriebank AG bestand bereits eine Private Equity-Abteilung, die auf Wachstumsfinanzierungen, Minderheitsbeteiligungen und Mezzanine-Finanzierungen ausgerichtet ist. Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim jr. & Cie ist im Beteiligungsgeschäft nur indirekt über Fund-of-Fund-Konzepte präsent und über ihre Beratungstätigkeit im M&A-Geschäft. Die direkte Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen an Industrieunternehmen ist für eine Bank aus verschiedenen Gründen problematisch. Um auch in diesem immer wichtiger werdenden Geschäft präsent zu sein, gründeten die beiden Banken daher in einer Kooperation im Jahr 2003 die Argantis GmbH.

Eigenkapital für mittelgroße Unternehmen
Die Beteiligungsgesellschaft ist konsequent auf die Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen ausgerichtet. Für Management Buy-outs oder Buy-ins, Nachfolgeregelungen, Ausgliederungen, Wachstumsfinanzierungen oder Public-to-Private werden individuell maßgeschneiderte Finanzierungslösungen angeboten. Zielgruppe sind kleine und mittlere mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz von 30 bis ca. 250 Mio. Euro. „Dieses Marktsegment ist im Vergleich zum oberen Ende des Beteiligungsmarktes noch nicht so bedient, nicht jede Transaktion läuft über Auktionen, und die Bewertungen sind günstiger“, begründet Michael Hildisch, der gemeinsam mit Fritz Graf von der Schulenburg die Geschäfte von Argantis führt, die Ausrichtung.

Das Netzwerk der Sponsoren verschafft Zugang zu den Unternehmen
Wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Investieren in diesem Segment ist der Zugang zu den oftmals noch verschlossenen Unternehmern des klassischen Mittelstands. Dabei leisten die zahlreichen, über viele Jahre gewachsenen Kundenverbindungen der Sponsorenbanken zu potentiellen Zielunternehmen wichtige Hilfestellung. „Wenn z.B. die IKB in ihrem Kundenkreis Finanzierungsbedarf für eine Unternehmensnachfolge über eine Mehrheitsbeteiligung hat, erfolgt nach Absprache eine Empfehlung und Kontaktvermittlung an uns“, sagt Graf Schulenburg. Das bedeutet aber umgekehrt nicht, daß sich Argantis die Fremdkapitalmittel für die Transaktionen bei den beiden Sponsoren besorgt. „Wir sind nicht gebunden“, betont Hildisch, „zwar kann durchaus auch eine unserer Partnerbanken zum Zuge kommen; grundsätzlich sehen wir uns aber am Markt nach den am besten passenden Konditionen um.“

Branchenübergreifendes Investieren
Argantis beschränkt sich nicht auf bestimmte Branchen. Allerdings bringt es die Ausrichtung auf reife deutsche Industrie-Unternehmen mit sich, daß Branchen wie die Automobilzulieferindustrie, die Kunststoffverarbeitung und der Maschinenbau im Vordergrund stehen. Seit der Auflegung des Fonds wurden bisher zwei Investitionen vorgenommen, in einem Fall eine Nachfolgeregelung, im anderen eine Abspaltung eines Konzerns. Es ist geplant, etwa acht bis neun Beteiligungen in den Fonds aufzunehmen. Die Haltedauer der Investitionen soll bei fünf bis sieben Jahren liegen, nach zehn Jahren soll der Fonds an die Investoren zurückgezahlt werden.

Umfassende Expertise zur Wertsteigerung
Besonders großen Wert legt die Geschäftsführung von Argantis auf die laufende Betreuung und Entwicklung der Portfolio-Unternehmen. Daher hat man bei der Zusammensetzung des eigenen Teams streng darauf geachtet, daß alle für das Beteiligungsgeschäft wichtigen Kompetenzen abgedeckt werden. Graf Schulenburg verfügt über langjährige operative Managementerfahrung aus Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen in der Industrie, sein Partner Hildisch blickt auf eine erfolgreiche Karriere im Beteiligungsgeschäft bei führenden Finanzinvestoren zurück. Die Projektleiter runden mit ihrer Erfahrung in mittelständischen Unternehmen, der Beteiligungsfinanzierung und der Unternehmensberatung das Kompetenzspektrum ab.

Optimierung profitabler Unternehmen
„Wir wollen gemeinsam mit dem Management das oft nicht ausgeschöpfte Potential mittelständischer Unternehmen heben und dadurch zur Wertsteigerung beitragen“, so Graf Schulenburg, „dieses Ziel wird durch die Kombination der Expertise des Managements mit der unseres Teams realistisch. Wir sind der Überzeugung, daß ein Finanzpartner nicht nur das Kapital, sondern auch fachliche Kompetenz und unternehmerische Erfahrung mitbringen muß.“ Die Schwerpunkte der Unterstützung durch den Beteiligungsinvestor liegen in der Regel bei finanzwirtschaftlichen Fragen wie der Optimierung des Working Capital, der Verbesserung der Finanzstruktur und des Cash Managements. „Wir investieren nicht in Turn-arounds“, grenzt Hildisch den Tätigkeitsbereich von Argantis ab, „wir leisten daher Optimierungs-, aber nicht Sanierungshilfe. Bei dem vom Lippstädtischen Hella- Konzern erworbenen Logistikunternehmen NordSüd Speditionsgesellschaft GmbH haben wir beispielsweise den Finanzbereich ausgebaut, die Kostenstruktur verbessert und die Bilanzstruktur durch Sale and Lease Back optimiert.“

Interessenidentität muß vorhanden sein
Ein wichtiger Grundsatz von Argantis ist, daß sowohl das Management der Beteiligung als auch das des Investors am Eigenkapital des Unternehmens beteiligt wird, um Interessengleichheit herzustellen. „Auch dadurch wollen wir unsere partnerschaftliche Stellung zum Unternehmen unterstreichen“, ergänzen Hildisch und Graf Schulenburg: „Gegenseitiges Vertrauen, Respekt, offene Kommunikation und Interessenidentität aller Beteiligten sind wichtige Faktoren für den gemeinsamen Erfolg.“

Ralf Thielemann
redaktion (at) vc-magazin.de

Investitionskriterien Argantis GmbH
– Profitables bzw. Cash Flow-positives mittelständisches Unternehmen im deutschsprachigen Raum
– Umsatz ca. 30 bis 250 Mio. Euro
– Transaktionsvolumen ab 30 Mio. Euro
– Haltedauer fünf bis sieben Jahre
– Mehrheitsbeteiligung
– Wertsteigerungspotential vorhanden