Relativ lange Anlaufphase
Die ersten Schritte zur Gründung von firstVentury waren bereits im Frühjahr des Jahres 2000 erfolgt, von der Erstellung des Konzepts bis zum Markteintritt dauerte es aber noch fast zwei Jahre. Das Managementteam wurde erst allmählich komplettiert, und auch das Fundraising gestaltete sich ohne Track Record im kollabierenden Markt für den neuen VC-Investor schwierig. Der Eintritt des erfahrenen Bankers und Unternehmers Michael W. Kelly in die Geschäftsführung und die Unterstützung eines der SAP-Gründer brachten dann im Laufe des Jahres 2001 die Entwicklung zu einem echten Venture Capital-Unternehmen entscheidend voran. Mit dem Zugang George Rehm, einem auf internationales Lizenzrecht spezialisierten US-Anwalt, wurde das Team Ende 2002 kompetent abgerundet.
Investitionsmöglichkeiten und Beratung für Privatinvestoren
Allmählich öffneten sich die Türen zu weiteren Family Offices vermögender Privatinvestoren. Diese Investoren stellen zur Zeit ein jährliches Budget von 10 Mio. Euro zur Verfügung. Damit sollen nicht-börsennotierte Spitzentechnologieunternehmen in der Start-up- und Expansionsphase finanziert werden, die das Potential haben, Marktführer in ihrem Bereich zu werden. Es wird ausschließlich mit anderen Investoren gemeinsam investiert. Darüber hinaus bietet firstVentury ausgewählten Privatinvestoren Private Equity-Beratung und Beteiligungsgelegenheiten in Form von Co-Investments an.
Der Erfolg verlangt gute Vorbereitung
Die Investitionskriterien sind ambitioniert: Eine potentielle Beteiligung sollte möglichst gestützt auf patentgeschützte Produkte innerhalb von fünf Jahren einen Umsatz von 100 Mio. US-$ erreichen können, wobei nach drei Jahren der Cash-Flow Break-Even überschritten werden soll. Dabei sollte möglichst eine internationale Marktposition angestrebt werden. First Ventury zielt bei ihren Investments auf einen internen Zinsfuß von mindestens 40 %. Bei solchen Zielen ist eine genaue, ausführliche Prüfung unbedingte Voraussetzung für den Erfolg. Der Geschäftsführer und Mitgründer Uwe Feuersenger legt daher auch besonderen Wert auf den klar definierten und strukturierten Investmentprozeß von firstVentury. Der Deal Flow wird von den Partnern und dem gesamten Netzwerk generiert. Eine erste Analyse ist dann Sache der Investment Manager und eines Partners, daran schließt sich dann die umfangreiche Due Diligence an. „Wir brauchen in der Regel drei bis sechs Monate, bis wir ein Unternehmen so gut einschätzen können, daß wir unser Kapital einbringen“, sagt Uwe Feuersenger. In diesem Zeitraum läßt firstVentury die Unternehmen auch durch das eigene Netzwerk an Wissenschaftlern, Unternehmern und VC-Investoren überprüfen. Am Abschluß des Prozesses steht dann das Urteil der drei Partner; Investitionsentscheidungen müssen grundsätzlich einstimmig befürwortet werden.
Hands-on von Anfang an
Es ist auch durchaus üblich, daß die Investment Manager bereits vor Abschluß der Beteiligung im Unternehmen aktiv werden. „Nur so kann man unserer Ansicht nach ein gutes Gespür für ein Unternehmen bekommen. Häufig bringen wir das Controlling und die IT-Systeme auf Vordermann, bevor wir uns beteiligen, dabei erhält man den besten Einblick“, erläutert Uwe Feuersenger. Auch während der Dauer der Beteiligung bleibt der Kontakt intensiv. „Wir verstehen uns als Unternehmer, bei uns haben alle Partner unternehmerische Erfahrung, im Guten wie im Schlechten. So hat jeder von uns auch schon einmal eine Pleite erlebt, aus meiner Sicht der intensivste Lernprozeß überhaupt.“
Vorbild und Maßstab Amerika
Nicht nur in einer konstruktiven Einstellung sogar zu unternehmerischen Mißerfolgen orientiert sich firstVentury am Vorbild Amerika. Die Gesellschaft ist wie eine amerikanische Partnership konzipiert, ohne Hierarchien und mit einstimmigen Entscheidungen in allen wichtigen Fragen. Ebenso wie firstVentury auch Beteiligungen in den USA sucht, sollten auch die Unternehmen sich am amerikanischen Markt orientieren. „In den Branchen, in denen wir unsere Beteiligungen suchen, sind die USA nun mal das Maß aller Dinge“, sagt Uwe Feuersenger. Von den bestehenden neun Beteiligungen befinden sich sieben in Europa und zwei in den USA.
Zukunftstechnologien konvergieren
Die Unternehmen im Portfolio der firstVentury sind in den Bereichen Informationstechnologie, Life Sciences und angewandte Physik tätig. Diese Technologien werden in Zukunft nach Ansicht der Partner immer enger zusammenwachsen. „In der Schnittmenge liegen hochinteressante Marktchancen und Investitionsmöglichkeiten.“ Es liegt in der Natur der Sache, daß eine Beurteilung der Chancen und Risiken in diesen Bereichen hochspezialisiertes wissenschaftliches Know-how erfordert. FirstVentury hat daher auch schon bei der Wahl des Firmensitzes die räumliche Nähe zur Wissenschaft gesucht.
Firmensitz ist Wissenschaftszentrum
Die Villa Bosch in Heidelberg, in der sich die Geschäftsräume von First Ventury befinden, ist auch Sitz der European Media Labs Research gGmbH (EML). Ziel der EML ist die Grundlagenforschung in der Entwicklung neuer intelligenter Methoden der Informationsverarbeitung mit hohem Anwendungspotential. Die derzeitigen Forschungsschwerpunkte liegen auf Computational Biochemistry, auf Datenbanken für wissenschaftliche Anwendungen und auf der Computerlinguistik. Es sollen Wissensquellen entwickelt werden, bei denen die technische Barriere zwischen dem menschlichen Benutzer und dem System abgesenkt wird. „Durch diese räumliche Nähe haben wir in unserem Gebäude Zugang zu führenden internationalen Wissenschaftlern, die uns mit ihrem Expertenwissen auch bei der Evaluierung von Technologien zur Seite stehen“, nennt Uwe Feuersenger eine wichtige Voraussetzung für den Investmenterfolg des Unternehmens.
Ralf Thielemann
Investitionskriterien von firstVentury
– Möglichst patentgeschützte Produkte
– Umsatz von 100 Mio. US-$ in fünf Jahren realistisch
– Break-Even innerhalb von drei Jahren erreichbar
– Realistische Pläne für den europäischen und amerikanischen Markt
– Co-Investment mit anderen VCs
– Sitz im Aufsichtsrat
– Exit in fünf Jahren realistisch