Spin-off eines Beteiligungshauses
Palamon wurde 1999 durch zwei ehemalige Partner des Beteiligungshauses Warburg Pincus als unabhängige Partnerschaft gegründet. Bereits im selben Jahr wurde ein Fonds bei institutionellen Investoren plaziert, der mit einem Volumen von 440 Mio. Euro einer der größten mit Ausrichtung auf den Mittelstand ist. Anfangs lag der Schwerpunkt der Investitionen in Großbritannien, mittlerweile sind zwei Drittel in kontinentaleuropäischen Unternehmen angelegt. Der Fonds ist gegenwärtig zu etwa 80 % investiert, bei rund 15 Investitionen beträgt das durchschnittliche Investitionsvolumen ca. 25 Mio. Euro.
Thesengetriebenes Investieren
Die Investitionen von Palamon ergeben sich neben dem klassischen Auktionsprozeß immer häufiger „thesengetrieben“. „Unser Managementteam versucht, Branchen zu identifizieren, in denen in naher Zukunft strukturelle Veränderungen zu erwarten sind“ sagt Michael Hoffman, Founder und Managing Director bei Palamon. „Für eine solche Branche leiten wir dann eine Investmentthese ab, die aus einem europäischen Land heraus entwickelt und dann in anderen Ländern Europas getestet und umgesetzt wird.“
Beispiel Konsumentenkreditgeschäft
Ein Beispiel hierfür ist das Konsumentenkreditgeschäft. Palamon war davon überzeugt, daß Konsumentenfinanzierung in Kontinentaleuropa noch in den Kinderschuhen steckt und daher erhebliches Wachstumspotential besteht. Im nächsten Schritt wurden die für Investitionen in dieser Branche attraktiven europäischen Länder ausgewählt und die Grundthese für den jeweiligen Markt modifiziert und umgesetzt. In Schweden wurde beispielsweise ein Unternehmen für das klassische Ratenkreditgeschäft gegründet, in Italien ein bereits existierendes Unternehmen mit anderem Geschäftsschwerpunkt übernommen und neu ausgerichtet. In Großbritannien fand man ein Managementteam aus dem klassischen Kreditkartengeschäft, das einen neuen Anbieter für das in diesem Markt vielversprechende Geschäft im sub-prime-Segment aufgebaut hat. „Das europaweite Vorgehen und die Phasenunabhängigkeit sind typisch für unseren Investitionsansatz“ erläutert Holger Kleingarn, der sich als Investment Manager bei Palamon vor allem um die Beteiligungen im deutschsprachigen Raum kümmert. „ Wir inve-stieren in bestehende, etablierte Unternehmen, die beispielsweise erhebliche Wachstumschancen haben oder über wertvolle, bislang nicht optimal gemanagte Assets verfügen, aber auch in Unternehmensgründungen gemeinsam mit einem erfahrenen Managementteam.“
Tiefes Verständnis ist Voraussetzung
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Investitionsansatzes ist die große Erfahrung der Partner und Investmentmanager von Palamon. Das Team setzt sich aus Branchenexperten aus Industrie und Beratung sowie Finanzexperten mit langjähriger Erfahrung im Beteiligungsgeschäft und Investmentbanking zusammen. „Der Risikograd unserer Investitionen ist etwas höher, daher gehen wir auch sehr vorsichtig an eine Beteiligung heran. Wir wollen zuerst die Industrie und deren langfristige Entwicklung tief verstanden, lange über das Thema im Detail quantifiziert und mit dem Management eine klare Strategie abgeleitet haben, bevor wir unser Geld investieren“, sagt Kleingarn. Ist ein Thema ausreichend verstanden und erscheinen die Geschäftsaussichten attraktiv genug, geht Palamon dann aber substantielle Engagements ein, der Rahmen liegt in der Regel zwischen 10 und 50 Mio. Euro Eigenkapitalbeteiligung. Dadurch, daß eine einmal identifizierte Plattform in verschiedenen Ländern umgesetzt wird, kann die Summe, die in eine bestimmte Industriethese insgesamt investiert wird, auch deutlich höher ausfallen.
Aufbauleistung steht im Vordergrund
An die Investition schließt sich die intensive und aktive Begleitung der Beteiligung durch Palamon an. Dabei geht es nicht um die operative Kontrolle des jeweiligen Managements, sondern darum, in enger und partnerschaftlicher Abstimmung gemeinsam Mehrwert zu schaffen. „Wir fungieren generell als intellektueller Sparringspartner der Managements in strategischen und taktischen Fragen und bringen uns vor allem auch bei der Auswahl von Akquisitionskandidaten aktiv ein“, erläutert Kleingarn. Die Beteiligungen von Palamon zeichnen sich in der Regel durch hohe Folgeinvestitionen aus; im Durchschnitt macht die Kaufpreissumme nur etwa die Hälfte des Gesamtengagements aus. Der Wertzuwachs wird vor allem durch profitabel gestaltetes Umsatzwachstum generiert, Unternehmen, die durch Kostensenkungen ihre Gewinnsituation bei stagnierenden Umsätzen verbessern wollen, stehen nicht im Focus von Palamon. „Wir sind durchaus bereit, ein paar Jahre eine niedrigere Gewinnmarge hinzunehmen, wenn es dem Wachstum dient und die langfristige Wertsteigerung dadurch erhöht wird“, fügt Kleingarn hinzu. Die geplante Haltedauer der Beteiligungen ist bei Palamon mit bis zu acht Jahren entsprechend auch höher als branchenüblich.
Besondere Investitionsschwerpunkte bringen Erfolge
Der Investitionsansatz hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Zwar wurden erst drei Beteiligungen veräußert, durch die dabei erzielten Renditen findet sich der Palamon-Fonds aber bei Vergleichen mit Fonds des gleichen Jahrgangs regelmäßig unter den besten 10 %. Eine Besonderheit ist auch der Investitionsschwerpunkt in der Softwarebranche und in den Finanzdienstleistungen. Vor allem die Finanzwirtschaft wird von vielen Beteiligungsinvestoren gemieden, die die Komplexität durch Regulierungen und Aufsichtsbehörden scheuen. Palamon dagegen hat viel Erfahrung in der Branche gesammelt und ist durch die Bereitschaft, auch in Neugründungen zu investieren, flexibel genug, um attraktive Marktnischen aufspüren zu können. „Wir scheuen eher die Komplexität von Maschinenbau und Automobilzulieferern. Finanzdienstleistungen lassen sich in der Regel gut rechnen und sind datengetrieben.“ Für das im Laufe dieses Jahres geplante Fundraising ist Hoffman daher auch optimistisch. „ Wir können unsere Branchenexpertise und unseren europaweiten Ansatz glaubwürdig vermitteln und haben einen sehr guten Track Record.“
Ralf Thielemann
Investitionskriterien von Palamon Capital Partners
– Dienstleistungen
– Hohes Wachstumspotential
– 10 bis 50 Mio. Euro Eigenkapitalbeteiligung
– Mehrheitsbeteiligungen
– Co-Investments möglich
– Erfahrenes, unternehmerisches Management