VC Magazin: Ihr Kerngeschäft ist die Begleitung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen an die Börse, wobei Sie stets auch alle IPO-Kosten für diese Unternehmen tragen. Warum ist gerade jetzt der optimale Zeitpunkt für eine Notierungsaufnahme oder ein IPO?
Grossmann: In Frankfurt sind im vergangenen Jahr über alle Marktsegmente hinweg 210 Unternehmen neu notiert worden. Das gesamte Emissionsvolumen für 2006 beläuft sich auf 7,9 Mrd. Euro. Allein im Entry Standard stieg die Zahl der Neulinge von 20 auf 59 Werte. Dies ist die höchste Zahl an Neuzugängen seit der Neusegmentierung des Marktes im Jahr 2003 und somit die beste Voraussetzung für ein gutes Börsenjahr 2007, was auch wir deutlich spüren und uns daher über starken Rückenwind freuen können. So werden derzeit bereits zwölf der insgesamt 25 Portfoliounternehmen der 3D Capital AG aus den unterschiedlichsten Branchen vorbörslich zwischenfinanziert, restrukturiert und auf einen Exit bzw. Börsengang vorbereitet, so dass wir den Großteil dieser zwölf Portfoliounternehmen sicher schon im Jahr 2007 präsentieren werden.
VC Magazin: Was sind Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der beiden Schweizer Börsenplätze?
Grossmann: Die Schweizer Börsen können in erster Linie durch ihre Unabhängigkeit und die damit verbundene Konstanz ihres Geschäftsmodells bei gleichzeitig sehr starker Innovationskraft überzeugen. Und damit unterscheiden sie sich deutlich von den anderen europäischen und amerikanischen Börsen, die derzeit scheinbar am Fusionsfieber erkrankt sind. Darüber hinaus erfüllen speziell die Schweizer Börsen eine bedeutende gesamtwirtschaftliche Funktion als Bestandteil des Schweizer Finanzplatzes und damit eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des weltweiten Kapitalmarkts.
VC Magazin: Ihre Aktien sind seit 28. Dezember 2006 im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Was sprach für Frankfurt und gegen Zürich?
Grossmann: Der Kern des Geschäftsmodels der 3D Capital AG sind Investments und Börsengänge für Small Caps an der Frankfurter Börse, so dass dieser Weg auch für unseren eigenen Börsengang nahe liegend war. Zumal die Frankfurter Wertpapierbörse speziell mit dem Entry Standard ein ideales Marktsegment für diese Small Caps aufgesetzt hat, das in Europa – trotz AIM und Alternext, die beide deutliche Mängel und Schwächen haben – seinesgleichen sucht. Außerdem steigert die noch recht überschaubare Zahl der im Entry Standard gelisteten Werte deutlich die Wahrnehmung durch private und institutionelle Investoren, und das wiederum hilft den notierten Gesellschaften und war daher auch für uns ein wichtiges Kriterium.
VC Magazin: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Kursentwicklung Ihrer Aktie?
Grossmann: Wir sind sehr zufrieden mit der Kursentwicklung; die Aktie notiert derzeit in etwa auf dem Niveau der Erstnotiz und hat darüber hinaus schon eine interessante Liquidität entwickelt, und das ganz ohne größere News, die wir nämlich erst in Kürze veröffentlichen werden. Allerdings gehören wir nicht zu denjenigen Unternehmen, die täglich auf ihren eigenen Aktienkurs schauen. Uns geht es darum, den Unternehmenswert nachhaltig und auf lange Sicht zu steigern. Von daher ist unsere junge Kurshistorie von gerade erst knapp zwei Dutzend Handelstagen noch nicht sehr aussagekräftig, aber spätestens im Sommer nach Vorlage unserer Halbjahreszahlen zum 30.6. werden wir sicher schon deutlich mehr dazu sagen und auf einen interessanten Chart zurückblicken können.
VC Magazin: Einige der von Ihnen an die Börse begleiteten Unternehmen können aktuell keine positive Performance vorweisen. Was entgegnen Sie kritischen Stimmen?
Grossmann: Investitionen in Small Caps sind grundsätzlich sehr renditestark, aber stets auch gleichzeitig risikoreiche Investments, und ganz gleich wie sorgfältig wir in unserem professionellen Investment Committee neue Projekte und Beteiligungen prüfen und auswählen, ein Restrisiko wird stets bleiben, was aber zu unserem Business – wie auch in Venture Capital und Private Equity generell – einfach dazugehört. So können z. B. unsere größten und wesentlichsten Projekte alle eine stolze Performance vorweisen. Nehmen wir das Beispiel Amitelo: Als eine der ersten Notierungen im Entry Standard ist der 3D mit dieser VoIP-Beteiligung im Jahr 2005 gleich ein voller Erfolg gelungen. Bis heute konnte der Unternehmenswert der Amitelo AG um über 125% auf mittlerweile 45 Mio. Euro und der Umsatz von ursprünglich nur rund 5,0 Mio. Euro auf bald über 100,0 Mio. Euro gesteigert werden, wozu die 3D durch direkte Kapitalbereitstellung und Vermittlung von über 15 Mio. Euro wesentlich beigetragen hat. Ähnlich erfolgreich entwickeln sich auch andere Börsengänge der 3D oder Unternehmen, an deren Kapitalmaßnahmen wir im Jahr 2006 beteiligt waren, so z. B. die ZertifikateJournal AG im Entry Standard oder die Prout AG im General Standard sowie die gerade erst kürzlich im Dezember gestartete Accel Energy AG, die bisher bereits über 50% Kursgewinn verbuchen konnte.
VC Magazin: Wie viele IPOs und Listings werden wir Ihrer Meinung nach nächstes Jahr in Deutschland und wie viele in der Schweiz erleben?
Grossmann: Wie bereits erwähnt, gab es mit 210 Notierungen im Jahr 2006 schon einen kleinen Boom, der sich unserer Meinung nach im Jahr 2007 noch weiter fortsetzen bzw. sogar steigern wird. Und auch die 3D wird dazu einen ordentlichen Beitrag leisten, denn von unseren derzeitig betreuten 25 Portfoliounternehmen planen wir konservativ, 2007 mindestens acht weitere Börsengänge durchzuführen, die ersten bereits im ersten und zweiten Quartal 2007, also vor dem 30.6. als Stichtag unserer Halbjahreszahlen, die daher positiv überraschen sollten und auch in punkto Portfoliostrategie für einige Verbesserungen sorgen werden. So soll der mit Amitelo, Accel Energy und den anderen größeren Beteiligungen bereits erfolgreich gestartete Trend weg von den kleinen und risikoreicheren Micro Caps in der Range von nur 1,0 bis 3,0 Mio. Euro Umsatz hin zu den eher mittleren bis größeren Small Caps in der Range von 50,0 bis 250,0 Mio. Euro Umsatz fortgesetzt werden. Aktuell befinden sich bereits mehrere Unternehmen mit rund 100 Mio. Euro Umsatz im 3D-Portfolio sowie einige weitere in der finalen Verhandlungsphase, so dass auch diesbezüglich bereits in Kürze mit erfreulichen News zu rechnen sein dürfte.
VC Magazin: Wo sehen Sie den Dax und den SWX Market Index am Jahresende 2007?
Grossmann: Für 2007 erwarten wir zwischenzeitlich an den Märkten generell die eine oder andere kleinere und daher gesunde Erholung, ohne dass jedoch der vorhandene starke Aufwärtstrend im Jahr 2007 gefährdet wäre. Ganz im Gegenteil könnte 2007 zum besten Börsen- und IPO-Jahr seit langem werden, bevor dann erst 2008 eine erforderliche Korrektur einsetzen könnte. Doch das Interessante daran ist, dass auch die Small Caps grundsätzlich zwar den Leitindizes folgen, dass aber gleichzeitig genügend einzelne Small Caps den Markt outperformen werden, und wir sind uns daher sicher, auch im Jahr 2007 und 2008 wieder einige positive Überraschungen aus dem Portfolio der 3D Capital AG am Markt präsentieren zu können.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Mathias Renz.
Zur Person:
Dr. Martin Grossmann ist Verwaltungsrat der 3D Capital AG und zeichnet sowohl für grundsätzliche Strategie- und Investitionsentscheidungen, als auch für das Vertragswesen und Corporate Governance verantwortlich.