Obwohl der Neue Markt von den Zulassungsbedingungen, den sonstigen Vorschriften und vom Thema her optimal positioniert war, war sein Ruf so zerstört, dass er nicht mehr zu halten war. Die Venture Capitalisten waren sehr betroffen, verloren sie doch ihren Königs-Exitweg. Doch die Börsen waren sehr erfinderisch, sie gaben bestehenden Marktsegmenten mit oder auch ohne Änderungen neue Namen. So entstanden der Prime Standard, der Open Market, M:Access und dessen erfolgreiche Kopie der Entry Standard.
Nicht nur wegen der „neuen“ Börsensegmente, sondern auch wegen der Verbesserung des allgemeinen Börsenklimas konnten die Venture Capitalisten nun wieder ihre Investitionen realisieren. Sie mussten erfahren, dass die Marktteilnehmer in der Bubble dazugelernt hatten und dass nicht mehr jedes Unternehmen zu jedem Preis an der Börse zu platzieren war. So fanden laut dem GoingPublic Magazin im Jahr 2006 immerhin 55 Börsengänge mit einem Emissionsvolumen von jeweils mehr als 5 Mio. Euro statt. Dazu kamen noch 107 kleine Emissionen unter 5 Mio. Euro und Listings. Man kann fast sagen, dass das Klima wieder annähernd so gut wie vor sieben Jahren ist. Erfreulich dabei ist, dass über alle Emissionen und Listings gesehen die Kurse Ende des Jahres über den Emissionskursen lagen.
Ja, man möchte nicht meinen, was auch in der Börsenlandschaft neue Kleider ausmachen. Dabei erinnert mich die Angelegenheit mehr an die Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern. Hoffentlich kommt niemand so schnell drauf, dass er nichts anhat.