Capital Stage AG: Erfolgreich dank Sonnenenergie

Am seidenen Faden
Die Geschichte der Capital Stage geht auf die 1996 als Börsenmakler gegründete HWAG zurück. Nach der Übernahme durch die Futura Capitalis AG (aktueller Anteil 54,4%) im Jahr 2001 erfolgte der Wechsel des Geschäftsmodells hin zu einer Beteiligungsgesellschaft. Die Börsenbaisse machte einen Verkauf des defizitären Handelsgeschäfts erforderlich. Alle Arbeitsverträge wurden gekündigt, der Verlust des hälftigen Grundkapitals angezeigt und das Unternehmen durch den inzwischen ausgeschiedenen Vorstand Hendric Groth bis 2004 saniert. Der Befreiungsschlag gelang allerdings erst 2005 mit dem Börsengang der Conergy AG, an der sich das Unternehmen 2001 mit rund 9% beteiligt hatte. Durch einen Teilverkauf wurden Bruttoerlöse von knapp 30 Mio. Euro und ein Gewinn von 26 Mio. Euro erzielt. Ende 2006 und im Sommer dieses Jahres wurden weitere bzw. die letzten Anteile des Solaranlagenbauers und -projektierers abgegeben. Insgesamt konnte mit dem Investment eine Internal Rate of Return in Höhe von 75,2% per annum und ein Multiple von 11,26 erzielt werden. Ohne das erfolgreiche Investment in Conergy wäre die auf erneuerbare Energien fokussierte Capital Stage heute möglicherweise nicht mehr existent.

Erhöhter Dealflow
Parallel zur schrittweisen Trennung von Conergy und der Ablösung von Groth durch den ehemaligen Equitrust-Vorstand Felix Goedhart Ende 2006 hat sich der Dealflow der Capital Stage deutlich erhöht. Nach dem Einstieg bei der Antec Solar Energy International AG (aktuell 23,6%) im November 2006 wurde im vergangenen Dezember eine 10%-Beteiligung an der Blue Tec GmbH, einem Unternehmen aus dem Bereich der Solarthermie, eingegangen. Im Mai folgte der Kauf eines 49,1%-Anteils an der GBA Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg mbH, und erst vor wenigen Tagen wurde der beabsichtigte Erwerb von 39% (es besteht das Recht, Anteile zu syndizieren) an der Inventux Technologies AG verkündet, wobei der Vertrag bei Redaktionsschluss allerdings noch unter „letzten aufschiebenden Bedingungen“ stand. Die im Frühjahr dieses Jahres gegründete Inventux will Dünnschichtsolarmodule auf Basis mikromorpher Tandemzellen produzieren und vermarkten. Hinzu kommt der bereits vor längerer Zeit erworbene Anteil (aktuell 22,9%) an der Profos (Biotechnologie), so dass das Portfolio unter Einbeziehung der Inventux aktuell aus fünf Unternehmen besteht.

Investitionen in risikoärmeren Phasen
Um das Risiko der Investments zu begrenzen, engagieren sich die Hamburger ausschließlich in späteren Phasen der Unternehmensentwicklung. Sowohl im Rahmen der Expansions- als auch der Pre-IPO-Finanzierung werden dabei in der Regel Minderheitsbeteiligungen in einer Größenordnung zwischen 2 und 5 Mio. Euro eingegangen. Bei Buyouts und Turnarounds wird bis zum Doppelten dieses Betrags investiert, wobei der Eigenkapitaleinsatz durch entsprechende Fremdfinanzierung gehebelt werden kann. Insgesamt sind damit Kaufpreise von bis zu 25 Mio. Euro von der Gesellschaft allein darstellbar. Bei größeren Transaktionen werden Engagements mit Co-Investoren angestrebt.

Mehrwert durch aktive Begleitung
Dabei unterliegt der Investitionsprozess für beide Seiten individuellen Rahmenbedingungen und verläuft nach Aussagen Goedharts daher keineswegs nach einem einheitlichen Muster. „Dennoch enthält er natürlich regelmäßige Bestandteile.“ So wird bei einem ersten Zusammentreffen festgestellt, ob der Beteiligungsansatz in das strategische Konzept beider Seiten passt. Anschließend erfolgt eine erste Bewertung des Zielunternehmens im Hinblick auf dessen Strategie und Planung sowie die Finanz- und Ertragslage. Auf Basis der Vorprüfung entwickeln beide Parteien gemeinsam eine detaillierte Transaktionsstruktur, diskutieren die Preisvorstellungen und erarbeiten eine Unternehmensplanung. Parallel zu der folgenden Due Diligence, bei der wesentliche Erfolgs- und Risikoparameter des Zielunternehmens (Geschäftsmodell, Produkte, Finanzen, Steuern, Recht, Markt, Wettbewerb und evtl. Umwelt) unter die Lupe genommen werden, bzw. im Anschluss an diese, werden der Kaufvertrag verhandelt und die Transaktion vollzogen. „Während der gesamten Beteiligungsdauer steht jedem Portfoliounternehmen ein Investmentmanager zur Seite, der als Coach die Entwicklung des Partnerunternehmens aktiv mitgestaltet“, so Goedhart. „Dies gilt auch bei potenziellen Übernahmen oder Fusionen sowie bei der Vorbereitung eines Börsengangs, wobei die Aufgaben des täglichen operativen Geschäfts aber natürlich in den Händen des Managements verbleiben.“ Die „Partnerschaft“ erstreckt sich je nach Verlauf des Wachstumspfades der Beteiligung typischerweise auf drei bis fünf Jahre. Dabei werden mögliche Exitstrategien bereits bei der Entscheidung über die Bereitstellung von Eigenkapital diskutiert.

Harte Selektion
Bis zu einer tatsächlichen Begleitung durch Capital Stage ist es allerdings ein langer Weg. So wurden nach Angaben der Gesellschaft im ersten Halbjahr 2007 von 257 Beteiligungsangeboten nur 34 einer Vorprüfung unterzogen. Detailliert betrachtet wurden acht Unternehmen, und bei lediglich drei Gesellschaften kam es zu einer Due Diligence. Eingegangen wurde mit dem Einstieg bei der Gesellschaft für Bioanalytik schließlich nur eine einzige Beteiligung.

Fazit:
Bei der Capital Stage handelt es sich um eine börsennotierte Private Equity-Gesellschaft mit Investitionsschwerpunkt im Bereich der erneuerbaren Energien. Mit lediglich fünf Beteiligungen (inklusive Inventux Technologies AG) fällt das Portfolio derzeit noch äußerst überschaubar aus. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Management seine Investitionstätigkeiten erst Ende vergangenen Jahres wieder verstärkt aufgenommen hat. Auch wenn über den Kaufpreis der neuesten Beteiligung Stillschweigen vereinbart wurde, dürfte die Kasse der Capital Stage, die zuvor über rund 40 Mio. Euro an liquiden Mitteln verfügte, immer noch gut gefüllt sein, so dass mittelfristig weitere Zukäufe zu erwarten sind.         

Dr. Martin Ahlers

Steckbrief Capital Stage AG

Standort:          Hamburg
Gründungsjahr:  1996 (als HWAG)
Aktionärsstruktur:          Futura Capitalis AG (54,4%), Dr. Liedtke Vermögensverwaltung (9,9%), Rooster Holding (9,6%), RTG GmbH/Vorstand (4,9%), Streubesitz (14,2%)
Anz. Investment Professionals:  4
Anzahl Beteiligungen:    4*
Bilanzsumme:   55,7 Mio. Euro
Derzeit verwaltetes Kapital:        ca. 15 Mio. Euro*
Webseite:         www.capitalstage.com


*Ohne Berücksichtigung der Inventux Technologies AG

Investitionsschwerpunkte

Phase:

Expansion/Pre-IPO (2-5 Mio. Euro EK)

Buyout/Turnaround (5-10 Mio. Euro EK)

Kriterien:

innovatives Geschäftsmodell, erfahrenes Management, dynamisches Wachstum (mindestens deutlich zweistellig p. a.), stabile Marktposition, Break-even

Branche:

insbesondere erneuerbare Energien,

Umwelttechnologie

Region:

Deutschland, Österreich, Schweiz