Internetbasierte Geschäftsfelder
Mitte 2003 gründeten Martin Kölsch (zuvor Bayerische Hypotheken- und Wechselbank) und Matthias Kröner (zuvor DAB Bank) sowie drei weitere Partner die Kölsch, Kröner & Co. AG, um unter diesem Dach Unternehmen im Finanzdienstleistungsbereich aufzubauen. Die später zur Fidor AG umfirmierte Gesellschaft notiert seit dem 12. März 2007 im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse und bereitet derzeit ein erstes öffentliches Angebot zur Ausgabe neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung vor. Ergänzt wird der Vorstand seit November 2006 von Steffen Seeger (ex-BaringPoint) und Dr. Michael Maier.
Trotz ihrer kurzen Historie hat Fidor zahlreiche Aktivitäten aufgebaut: Anfang 2005 starteten die Münchner ihre 100%-Tochter Sparschwein AG, die sich zunächst auf den Verkauf von nicht mehr benötigten Gegenständen aus Privatbesitz konzentrierte. Heute stellt Sparschwein mit einem deutlich verbreiterten Angebotsspektrum eine der wichtigsten Beteiligungen von Fidor dar. Endkunden finden auf der Website www.sparschwein.ag ein Sammelsurium an Angeboten, zu denen eine MP3-Flatrate ebenso gehört wie die Vermittlung von Krediten oder der Ankauf von laufenden Lebensversicherungen und geschlossenen Fonds. Derartige Zweitmarktanfragen werden an die SP Capital GmbH weitergegeben – ebenfalls ein Unternehmen der Fidor-Gruppe.
Die im Sommer 2004 gegründete Zieltraffic AG ist ein Spezialist für erfolgsorientierten Suchmaschinenvertrieb von Finanzdienstleistungen und neben Sparschwein die zweite Vertriebstochter von Fidor. Zieltraffic betreibt Repräsentantenbüros an vier Standorten Europas und gehört nach Angaben des Fidor-Managements zu den schnellstwachsenden Dienstleistern ihrer Art in Deutschland. Zu den Kunden der Gesellschaft zählen u. a. die Finanzinstitute Postbank und Deutsche Kreditbank (DKB) sowie der Versicherer Debeka.
Steckbrief Fidor AG
– Sitz: München
– Gründung: 2003 (als Kölsch, Kröner & Co. AG)
– Gesellschafter: diverse (börsennotiert)
– Website www.fidor.de
Auch Fidor selbst fokussiert sich auf internetbasierte Finanzdienstleistungsangebote. So findet sich auf dem Internetmarktplatz von Fidor das sogenannte Traum-Zins-Konto (eine Verbindung von hochverzinstem Tagesgeldkonto mit Einkaufsvorteilen).
Minderheiten gebündelt
In den letzten Jahren hat sich Fidor wiederholt an vertriebsorientierten Unternehmen und Konzepten beteiligt. Mit dem Ziel, diese transparent und professionell weiter zu entwickeln, hat sich die Gesellschaft entschlossen, gemeinsam mit dem Bankhaus Hauck Aufhäuser als Co-Investor einen eigenen Fonds aufzulegen. In diesen, den neu gegründeten Venture Capital-Fonds FEVO Alternative Equity SICAV-FIS, wurden die bestehenden Minderheitsbeteiligungen zum Jahresende 2007 überführt. Im Portfolio des FEVO befinden sich aktuell sechs Gesellschaften, die sich in zwei Segmente aufteilen lassen:
– Finanzvertriebe, wie ein in Leipzig ansässiger Strukturvertrieb und ein knapp 15%-iger Anteil an der Fondsvermittlerplattform Interfonds mit Sitz in München.
– Internetbasierte Beteiligungen wie ein gut 7%-iger Anteil an der Web 2.0-Plattform Sharewise. An letzterer haben sich im Rahmen einer Finanzierungsrunde im Herbst 2007 neben FEVO auch der B-to-V Investorenkreis und die Investmentgesellschaft von Christiane zu Salm beteiligt. Ein aus Sicht von Fidor sehr viel versprechendes Investment ist das Engagement bei wunderloop: „Neben der sehr beeindruckenden Liste an Co-Investoren beeindruckt das Unternehmen durch den regelbrechenden Internet-Vertriebsansatz“, so Fidor-Vorstand Kröner.
Als Anlageberater von FEVO Alternative Equity behält Fidor das Portfoliomanagement in der Hand, unterstützt werden die Münchner dabei u. a. von der Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft, die sowohl den Vorsitz des Verwaltungsrats übernommen hat als auch als zentrale Verwaltungsstelle agiert.
Steckbrief FEVO Alternative Equity SICAV-FIS
– Sitz: Luxemburg
– Gründung: 2007
– Anzahl Beteiligungen: 6
– Anlageberater: Fidor AG
– Zielvolumen: 15-20 Mio. Euro
Zum Gründungszeitpunkt hat Fidor das FEVO-Portfolio mit 2,6 Mio. Euro bewertet, gegenüber den historischen Einstiegspreisen weist der Anlageberater eine positive Wertentwicklung in Höhe von 92% aus. Die Sacheinlagen wurden nach der EVCA-Methode bewertet und eingebracht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Luxembourg hat diesen Vorgang geprüft und ein Gutachten hierzu erstellt. Um das angestrebte Fondsvolumen von 15 bis 20 Mio. Euro zu erreichen, läuft nun die Zeichnungsperiode an: Institutionelle wie private Investoren können ab einem Betrag von 150.000 Euro bei FEVO einsteigen, indem sie zum Nettovermögenswert neue Aktien der Gesellschaft zeichnen. Die Schließung des Fonds soll im Dezember dieses Jahres erfolgen.
Die Fidor AG
Neben dem Ausbau des Beteiligungsgeschäfts will das Unternehmen unter www.fidor.de einen interaktiven Marktplatz rund um die persönliche Finanzplanung etablieren. Unter den Menüpunkten „Habe Geld“, „Brauche Geld“ und „Will Sicherheit“ finden Interessierte diverse Produkte für Geldanlage und Kapitalbeschaffung. In der noch laufenden Einführungsphase beschränkt sich der Marktplatz auf den direkten Zugang zu Produkten der Fidor AG und ihrer Partner. Bereits im ersten Quartal 2008 soll auf der Website jedoch eine lebhafte Community zusammenfinden und über Finanzthemen jeglicher Art diskutieren. Kröner verspricht: „Das Motto der Gesellschaft ‚Gemeinsam mehr Geld“ zu haben, wird durch einzigartige Online-Applikationen erreicht werden.“
Wer an den Erfolg von Kölsch, Kröner, Maier und Seeger glaubt, aber keine 150.000 Euro investieren kann oder will, findet mit der börsennotierten Fidor-Aktie eine günstige Alternative: Diese hat seit der Erstnotiz bei geringem Handel einen deutlichen Rückgang erlitten und notiert derzeit bei knapp 10 Euro, was einem Unternehmenswert von rund 27 Mio. Euro entspricht. Unruhe löst die schwache Kursentwicklung bei den Fidor-Gründern nicht aus: „Wie bereits im Dezember kommuniziert, sind wir mit dem Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres sehr zufrieden“, so Kröner. Fidor meldete am 17. Dezember, dass der konsolidierte Umsatz die Zielmarke von 20 Mio. Euro übertroffen habe, gleichzeitig sei die Profitabilität gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert worden. Ganz oben auf der Agenda steht nun die Fertigstellung des Börsenprospekts, damit über eine Kapitalerhöhung gegebenenfalls Mittel zur Finanzierung der weiteren Expansion aufgenommen werden können.
Noch wird die Anteilsstruktur von Altaktionären dominiert: Die Vorstände Martin Kölsch und Matthias Kröner (über seine Beteiligungsgesellschaft Professional Development GmbH) halten jeweils rund 14%, eine kleine Gruppe von strategischen und befreundeten Investoren kommt auf rund 35% der ausstehenden Aktien.
Fazit:
Hinter der Fidor AG steht eine hochkarätige, in der Finanzbranche langjährig erfahrene Führungsmannschaft. Folgerichtig konzentriert sich das Münchner Unternehmen auf die Finanzierung von Geschäftsmodellen in der Finanzwirtschaft. Die größten Herausforderungen für die nächsten Monate dürften darin liegen, die Kapitalerhöhung trotz des derzeit widrigen Börsenumfelds zu platzieren, die Finanzplattform www.fidor.de zu etablieren und es als erstmals in ein Venture Capital-Fundraising gehendes Team zu schaffen, die avisierte Zielgröße von 15 bis 20 Mio. Euro für den neu aufgelegten Venture Capital-Fonds zu erreichen.