Patente als Maßstab .
„Wenn Ende der 1990er Jahre eine Idee etwas mit dem Internet zu tun hatte, war sie automatisch Hightech. Dann wäre ein Callcenter aber auch Hightech, weil da ein Telefon steht“, kommentiert Dr. Bernd Geiger leicht spöttisch eine seinerzeit weit verbreitete Meinung. Mit der Triangle Venture Capital Group, die er mit drei weiteren Partnern 1997 gründete, wollte er sich bewusst von diesem Ansatz abheben. Das Quartett definierte „Technologien“ über den Patenthintergrund. Daher suchten die Triangle-Macher nie in Garagen nach neuen Firmen und Ideen, sondern „vom ersten Tag an nach Ausgründungen aus Universitäten und Forschungseinrichtungen“, wie Geiger zurückblickt. Vor allem sein persönlicher Hintergrund kam ihm dabei zu Gute: Er sammelte durch das Hochschul-Spin-off Heidelberg Instruments bereits praktische Erfahrung auf der Gründerseite. Obwohl Triangle in nächster Nähe auf ein hervorragendes Forschungsumfeld mit der Universität Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum oder diversen Fraunhofer-Instituten trifft, liegt der Fokus auf dem gesamten deutschsprachigen Raum. „Wir investieren aber auch in paneuropäische Ausgründungen“ erklärt Geiger und meint damit z. B. iOpener, ein Spin-off der European Space Agency ESA.
Im Dreieck zum Erfolg .
So selten der gewählte Investmentfokus für ein deutsches Venture Capital-Haus ist, so ungewöhnlich ist auch dessen Entstehungsgeschichte. Im Kern geht der Frühphaseninvestor auf eine Veranstaltungsreihe der Wirtschaftsjunioren Darmstadt und Heidelberg zurück. Mitte der 1990er Jahre initierte Geiger gemeinsam mit Uli W. Fricke ein pro bono-Projekt nach dem Vorbild des MIT Enterprise Forums, um bei Ausgründungen aus Hochschule und Industrie der Region zu helfen. Daraus entwickelte sich dann Triangle Venture. „Bei der Gründung haben wir uns gegen etwas mit dem eigenen Namen entschieden, wir wollten lieber unsere Arbeitsweise symbolisieren“, begründet Geiger die Entscheidung für „Triangle“. Denn letzten Endes bewege man sich „immer im Dreieck, ob nun Technologie-Markteinführung-Erfolg oder Team-Investor-Markt“.
Nummer IV übertrumpft Vorgänger .
Nach bald elf Jahren kann Triangle Venture nach eigenen Angaben auf eine erfolgreiche Bilanz zurückschauen, auch wenn Geiger keine Zahlen als Beleg anführen möchte. Der erste Fonds wurde 1999 aufgelegt, als Venture Capital in Deutschland immer neue Höhen erklomm. Dann platzte die Blase im Jahr 2001, und die Branche stürzte ab. „Es gibt uns noch“, kommentiert Geiger leise lächelnd die Entwicklung des Portfolios. Als es an das Fundraising für den vierten Fonds ging, ließen sich die Investoren überzeugen – der im November 2006 geschlossene Fonds Triangle IV übertrumpfte mit 50 Mio. Euro seine drei Vorgänger. Sie kamen zusammen auf nur 24 Mio. Euro. Überzeugendstes Argument sei ein Alleinstellungsmerkmal gewesen, erklärt Geiger: „Von den ersten drei Fonds flossen schon 50% an die Investoren zurück. Aus dem Vintage Year 1999 kam damals kein Wettbewerber auf diesen Wert.“ Weiteres Indiz für die Substanz hinter dem Triangle-Konzept sei außerdem die Unabhängigkeit von öffentlichem Geld, weder die KfW noch der EIF seien beteiligt. In die vier Fonds investierten ausschließlich Family Offices, die „ganzen bekannten aus Deutschland“ so Geiger, institutionelle Investoren sowie Dachfonds.
Von der Idee … .
Wenig Angst machte den Investoren der ausschließliche Fokus auf früheste und damit die riskantesten Unternehmensphasen. Die Gründungsphase sei weniger gefährlich als gemeinhin angenommen, ist Geiger überzeugt: „Die Grundlagenforschung finanziert der Staat. Und in den Technologien selbst stecken wenige Risiken, denn industrielle Prozesse sind bestens durchstrukturiert.“ Das größte Risiko bestehe auf der nächsten Stufe, dem Schritt von Pilotkunden in den skalierbaren Markt. Daher verfolge Triangle von Beginn an auch hier die Dreiecksstrategie, erläutert Geiger: „Wir installieren Best Practices aus der Industrie, ergänzen bei Bedarf das Managementteam und suchen früh den Kundenkontakt, um die besten Anwendungsmöglichkeiten herauszufinden.“ Von Businessplänen, die jährlich ins Haus flattern, will er lieber nicht sprechen: „Wir schauen uns im Jahr 400 bis 500 hochqualifizierte Chancen an, denn wir betreiben Technology-Scouting.“ Die Partner bei Triangle kontaktieren Transfereinrichtungen oder sprechen mit Professoren über interessante Projekte. Im Mittel bleiben dann pro Jahr zwei Ideen übrig, die Geiger und sein Team in marktreife Modelle überführen wollen.
… zum Investment .
Damit ein Investment erfolgt, müssen für Triangle zwei Faktoren erfüllt sein. Erstens sollte die Technologie einen disruptiven Effekt auf den Markt haben, zweitens sollte dem Team immer der Chefentwickler angehören. Dann steht bei Triangle auch – anders als bei der Mehrheit der Investoren – einem Engagement in ein B-Team mit einer A-Idee nichts im Wege. Geiger: „Die C-Kräfte müssen gehen und mit den richtigen Ergänzungen können wir das Team auf A-Niveau heben. So haben wir bei iPharro zwei Princeton-Alumni angeheuert.“ Kommt es zur Due Diligence, findet das erste Business Development statt; vom Termsheet bis zum endgültigen Closing verstreichen meist zwischen drei und sechs Monate. In der ersten Runde fließen dann zwei bis drei Mio. Euro, was Geiger als „ausreichend großes Volumen“ im Softwarebereich ansieht, um den Break-even zu erreichen. Über die angestrebte Beteiligungshöhe macht er keine klare Angabe, sie resultiere trotz einer gewissen Asymmetrie in einem „gemeinsamen Unternehmen“. Als idealtypische Investitionsdauer strebt Triangle drei bis fünf Jahre an. Geiger: „Die Unternehmen erzielen dann meist fünf bis zehn Mio. Euro Umsatz und haben die Marktreife der Technologie unter Beweis gestellt. Dann sind sie reif für einen strategischen Käufer.“ Statistischer Ausreißer ist das Medizintechnik-Unternehmen 20/10 Perfect Vision, das sich bereits seit 2000 im Portfolio befindet. Sorge mache das aber keinem Triangle-Partner. Die Entwicklung einer nichtinvasiven Augenlaser-Anwendung erfordere zwar Zeit, dafür werde das Unternehmen besonders in den USA und Südamerika durchstarten.
Fazit: .
Die Triangle Venture Capital Group Management GmbH belegt eine Nische, vor der in Deutschland viele Venture Capital-Häuser zurückschrecken: Seed- und Start-up-Finanzierungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Den Erfolg dieses Konezpts belegen sowohl das Vertrauen der Investoren als auch der Umstand, dass Triangle die teils harten Jahre seit 2001 überlebte. Wollen technikverliebte Tüftler aus der Hochschule heraus gründen, stoßen sie auf einen Partner, der sich vom ersten Tag an professionell einbringt und sie mindestens bis zum Break-even durchfinanziert.
Torsten Paßmann
Steckbrief Triangle Venture Capital Group Management GmbH .
Standort: St. Leon-Rot
Gründungsjahr: 1997
Gesellschafter: keine Angaben
Anzahl der aktuellen Beteiligungen: 11 (31.12.07)
Derzeit verwaltetes Kapital: 80 Mio. Euro
Investitionsschwerpunkte .
Phase: Early Stage
Branchen: Informations- und Kommunikationstechnologie, Medizintechnik
Region: Deutschland