„Die Kanalinseln bieten einen recht flexiblen rechtlichen und steuerlichen Rahmen“

VC-Magazin: Welche rechtlichen Fragen beschäftigen Fondsmanager aus Deutschland bei der Fondsstrukturierung derzeit besonders?

Schatz: Aus steuerlicher Sicht haben wir zwei Dauerbrenner: der vermögensverwaltende Status der Fonds und die Umsatzsteuer auf Managementleistungen. Für beides gibt es derzeit keine gesetzlichen Regelungen, die den Standort Deutschland international am Ball halten. Bei der Umsatzsteuer geht es um die Frage, ob ein deutsches Fondsmanagement Umsatzsteuer entrichten muss. Die europäischen Wettbewerber müssen sich dieser Frage schlicht nicht stellen, da sie sich entweder auf eine langjährige Praxis oder auf eindeutige gesetzliche Regelungen verlassen können. Deutschland leistet sich des Weiteren den Luxus, die steuerliche Transparenz von Private Equity-Fonds nur im Erlasswege zu regeln. Dabei sind die Kriterien der Finanzverwaltung im internationalen Vergleich sehr eng geraten. Leider hat man es versäumt, dies gesetzlich gerade zu ziehen und die Bedingungen für den Private Equity-Standort Deutschland damit zu verbessern.

 

VC-Magazin: Welche Auswirkungen wird das MoRaKG auf die Rechtsform der KG für Fonds deutscher Managementgesellschaften haben?

Schatz: Die im MoRaKG geregelte Wagniskapitalbeteiligungsgesellschaft – WKB – kann grundsätzlich auch als KG errichtet werden. Sie können nach dem MoRaKG einen Fonds als WKB anerkennen lassen und genießen dann bestimmte Vorteile, wie z. B. bei Einhaltung bestimmter weiterer Voraussetzungen die gesetzliche Anerkennung als vermögensverwaltende Personengesellschaft. Leider wird die WKB kein durchschlagender Erfolg werden, denn die Voraussetzungen für die Anerkennung als WKB sind zu eng gefasst. Es besteht daher weiterhin ein Bedarf für die klassischen Strukturen wie die vermögensverwaltende KG. Wir gehen davon aus, dass die klassische KG-Struktur neben der WKB weiterhin möglich sein wird.

 

VC-Magazin: Welche Offshore-Strukturen sind aus Ihrer Sicht besonders attraktiv, welche sind weniger geeignet?

Pauls: Die Wahl der Offshore-Jurisdiktion hängt stark vom potenziellen Investorenkreis ab. Der tatsächliche Sitz des Managements als auch der Targetmarkt spielen bei diesem Aspekt der Fondsstrukturierung ebenfalls eine zentrale Rolle. Die meisten der von uns strukturierten Offshore-Fonds sind nach dem Recht Guernseys bzw. Jerseys gegründet. Die Kanalinseln bieten einen recht flexiblen rechtlichen und steuerlichen Rahmen, sind aber gleichzeitig regulierte Private Equity-Märkte. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang jedoch die relativ hohen Kosten des idealen Administrators. Bei Fonds mit einem hohen Anteil gewisser, z. B. französischer, Investoren sollte eine Onshore-Struktur wie England oder zunehmend auch Schottland gewählt werden – diese würde trotzdem Offshore, z. B. aus Jersey heraus, verwaltet werden. Luxemburg hat sich bislang aufgrund einer Vielzahl von Gründen nicht als Mainstream-Fondsstandort etablieren können.

 

VC-Magazin: Und wie steht es um die legendären Cayman Islands?

Pauls: Cayman ist aufgrund mehrerer Aspekte für die meisten europäischen Investoren wenig attraktiv – unsere US-Fonds gründen wir daher bevorzugt nach dem Recht Delawares. Die vielleicht exotischsten Offshore-Strukturen verwenden wir für Indien – diese Fonds werden grundsätzlich über Mauritius gestaltet.

 

VC-Magazin: Was sind potenzielle Risiken bei der Strukturierung eines Offshore-Fonds?

Schatz: Aus steuerlicher Sicht ist sicherzustellen, dass der Fonds nicht in Deutschland seine steuerliche Ansässigkeit hat. Andernfalls kann er wie ein Inlandsfonds behandelt werden. Üblicherweise wird hierzu im Ausland entsprechende Substanz aufgebaut und im Inland eine Beratungsgesellschaft eingerichtet. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass die Tätigkeit dieser Beratungsgesellschaft keine unerfüllbaren aufsichtsrechtlichen Anforderungen auslöst. Stichworte sind hier insbesondere MiFID und die mögliche Erlaubnispflicht einer Anlageberatung.

 

VC-Magazin: Hat die Kreditkrise Auswirkungen auf die Bedingungen von Mid-Market Buyout-Fonds im deutschsprachigen Raum?

Pauls: Mid-Market Buyout-Fonds mit Fokus auf die DACH-Region befinden sich gegenwärtig in einem recht günstigen Fundraisingklima. Gerade die aufgrund der Kreditkrise geringere Anzahl großer LBO-Transaktionen erhöht die Attraktivität des Mid-Market-Bereichs und etablierter Spieler in diesem Segment. Die Kreditkrise hat aus unserer Sicht kaum Auswirkungen auf die Fundraisings führender deutscher Mid-Market-Teams – im internationalen Vergleich konnten wir als Vertreter der General Partner die Fondsbedingungen sogar aggressiver gestalten als die vergleichbarer europäischer Teams. Die Kreditkrise hat aber selbstverständlich signifikante Auswirkungen auf der Dealseite, insbesondere auf die Bedingungen der entsprechenden Finanzierungsverträge als auch die Verfügbarkeit von Leverage insgesamt.

 

VC-Magazin: Vielen Dank für das Interview!                  

 

andreas.uhde (at) vc-magazin.de

 

 

Zu den Gesprächspartnern .

Sonya Pauls und Christian Schatz sind Partner im Münchner Büro der europäischen Anwaltssozietät SJ Berwin LLP. Beide sind im Bereich Private Equity-Fonds tätig und dort u. a. auf die Fondsstrukturierung spezialisiert.