Macquarie Infrastructure Group: Das Geld liegt auf der Straße

Straßennetze auf drei Kontinenten .

Der Tätigkeitsschwerpunkt der Macquarie Infrastructure Group (MIG) besteht in der Planung, der Finanzierung und dem Betrieb kostenpflichtiger Straßenverkehrsprojekte wie Autobahnen, Tunneln und Brücken, wobei der Fokus der australischen Gesellschaft insbesondere auf dem Heimatland, Nordamerika und Europa liegt. Mit einem Anteil von knapp zwei Dritteln machen die Beteiligungen am kanadischen Highway 407 ETR und der Autobahn M6 Toll bei Birmingham den Löwenanteil des aus elf Positionen bestehenden Portfolios aus. Hinzu kommen Anteile an der französischen Autoroutes Paris-Rhin-Rhône (APRR), Europas viertgrößtem Autobahnbetreiber, dem Skyway in Chicago und an Renommierprojekten, wie etwa der Vasco de Gama Bridge in Lissabon. .

 

Unter Wasser .

Hierzulande ist die MIG am Warnowtunnel, Deutschlands erstem privat finanzierten Infrastrukturprojekt, mit 70% beteiligt. Zusammen mit dem französischen Baukonzern Bouygues Travaux Publics und einem aus 14 Kreditinstituten bestehenden Bankenkonsortium wurden bis zur Eröffnung im September 2003 rund 230 Mio. Euro investiert. Heute wird die 790 Meter lange Tunnelverbindung zwischen den beiden Ufern der Warnow im Norden Rostocks täglich von ca. 11.000 Autos passiert. Ursprünglich war allerdings mit über 20.000 Fahrzeugen kalkuliert worden. Aufgrund der sinkenden Einwohnerzahlen, des nicht ausgelasteten Rostocker Hafens und der Fertigstellung der kostenlosen Ostseeautobahn als Alternative zum Tunnel wurden die zu optimistischen Prognosen bisher deutlich verfehlt. Im Sommer 2006 stand die Betreibergesellschaft deshalb auch schon einmal kurz vor dem Konkurs, der nur durch Kreditstundungen, eine Bürgschaft der Hansestadt sowie die Verlängerung des Konzessionsvertrags von 30 auf 50 Jahre abgewendet werden konnte. Bei den Gesellschaftern kam es zu hohen Abschreibungen. So setzt die MIG bei einem ursprünglich investierten Eigenkapital von 28,4 Mio. Euro ihren Anteil heute nur noch mit 1,8 Mio. Euro an.

 

Gut vernetzt.

So gesehen hat sich dieses Investment für die Australier nicht gelohnt, was es von der Mehrzahl der eingegangen Beteiligungen allerdings ganz elementar unterscheidet. Insgesamt konnte das Nettovermögen durch den Bau und den in der Regel erfolgreichen Betrieb mautpflichtiger Straßenverkehrswege seit dem Börsengang Ende 1996 um durchschnittlich 18% pro Jahr auf zuletzt 10,2 Mrd. AUD (6,2 Mrd. Euro) gesteigert werden. Zurückzuführen sei der Erfolg der Gesellschaft laut John Hughes, CEO der MIG, insbesondere auf „unsere – auch im Vergleich zu Mitbewerbern – langjährige Erfahrung beim Aufspüren, Integrieren und Managen hochwertiger Mautstrecken sowie unseren Zugang zu dem aus fast 1.200 Infrastrukturexperten bestehenden internationalen Netzwerk der Macquarie Group“ (siehe Kasten). „Hinzu kommt das starke Portfolio aus elf hochwertigen Assets in sieben Ländern“, so der CEO weiter. Nicht ganz so befriedigend stellt sich dagegen der derzeitige Aktienkurs dar. Während das ausgewiesene Nettovermögen Ende vergangenen Jahres bei 4,95 AUD pro Anteil lag, notiert die Aktie an der Australian Stock Exchange derzeit nur bei 2,86 AUD.

 

Strenge Auswahl.

Um geeignete Objekte zu identifizieren, hat die Macquarie Infrastructure Group in den vergangenen elf Jahren mehr als 160 Möglichkeiten in über 20 Ländern geprüft. Investiert wurde schließlich in 31 Projekte, von denen bisher 20 an andere Investoren weitergereicht wurden. Die dabei realisierte Internal Rate of Return liegt nach Angaben der Gesellschaft bei durchschnittlich 20%. Beteiligungen werden grundsätzlich nur an solchen Projekten eingegangen, die eine dem Portfolio entsprechende Eigenkapitalrendite zuzüglich eines angemessenen Risikozuschlags erwarten lassen. In der Bauphase liegt dieser bei 6 bis 8%, zu Beginn der Nutzung bei 3 bis 6% und später bei 2 bis 3%. Darüber hinaus muss das jeweilige Projekt mit der nachhaltigen Ausschüttungspolitik der MIG in Einklang stehen und durch einen steigenden operativen Cashflow in hinreichendem Maße ausschüttungsfähige Mittel generieren, wie Hughes erläutert. „Zudem sollte Wertsteigerungspotenzial durch aktives Management des Betriebs und der Kapitalstruktur gegeben sein.“ Investiert wird nur in Verkehrsprojekte, die in OECD- oder OECD-ähnlichen Staaten angesiedelt sind.

 

Fazit: .

Die Macquarie Infrastructure Group ist als einer der weltweit führenden Betreiber gebührenpflichtiger Straßen in einem sehr interessanten Markt tätig. So fordert die kontinuierliche Steigerung des weltweiten Verkehrsaufkommens die immer stärkere Einbeziehung privater Kapitalgeber. Dabei weisen mautpflichtige Verkehrsprojekte meist überaus stabile Renditen und hohe Cashflows auf. Die schwere physische Ersetzbarkeit der Anlagen sorgt für einen strategischen Wettbewerbsvorteil, der in der Regel zu einer Preissetzungsmacht führt. Hinzu kommen der ausgeprägte Inflationsschutz sowie die geringe Korrelation mit vielen anderen Assetklassen. Investoren müssen sich allerdings bewusst sein, nicht an einem eigenständig agierenden Unternehmen, sondern eher an einem von der Macquarie Group gemanagten Private Equity-Fonds beteiligt zu sein.                                      

 

Dr. Martin Ahlers

 

 

 

Steckbrief Macquarie Infrastructure Group .

          Standort: Sydney, Australien

          Börsengang: 16. Dezember 1996

          Marktkapitalisierung: 6,92 Mrd. AUD

          Anzahl Beteiligungen: 11

          Ausgewiesenes Nettovermögen: 10,2 Mrd. AUD (6,2 Mrd. Euro)

          www.macquarie.com/mig

 

Investitionsschwerpunkte .

          Phase: mehrheitlich Early Stage

          Art: Strassenverkehrsprojekte

          Kriterien: Ertragserwartungen entsprechend der IRR  zzgl. Risikoprämie, Wertsteigerungspotenzial durch aktives Management, angesiedelt in OECD- oder OECD-ähnlichen Staaten

          Regionen: Nordamerika (49%), Europa (43%), Australien (8%)