Hands-off-Management?

Liebe Leserinnen und Leser,

seit ich vor etwa drei Jahren die Rolle des Chefredakteurs des VentureCapital Magazins übernommen habe, ist mir im Gespräch mit Private Equity-Managern eines immer wieder aufgefallen: Obwohl sich ein wesentlicher Teil der von Buyout-Investoren 2006 und 2007 erzielten Renditen auf den Einsatz von Fremdkapital als Gewinnhebel sowie allgemein gestiegene ­Bewertungsmultiples zurückführen lässt, gab das fast niemand offen zu. Nein, während die meisten anderen nur darüber redeten, sei das eigene Managementteam stark operativ ­involviert und leiste echten „Mehrwert“ in den Portfoliounternehmen. Das fing an bei Buyout-Veteran Henry Kravis, der stolz das Konzept des heute branchenweit üblichen 100-­Tage-Plans für jedes neue Portfoliounternehmen präsentierte, und ­endete beim kleinen Buyout-Fonds, der natürlich über ausgezeichnete Managementexpertise in so ziemlich jeder Branche verfüge.

Grundsätzlich ist ja nichts verwerflich daran, eine hohe Rendite durch den Einsatz von Fremdkapital und die Wette auf eine Veränderung von Bewertungsmultiples zu erzielen – das Geschäftsmodell zahlreicher Anlagestrategien basiert auf derartigen Überlegungen. Man sollte dann aber auch den Mut haben, dieses offen zu kommunizieren. Dabei will ich nicht in Frage stellen, dass sich jeder ­Finanzinvestor auf irgendeine Weise strategisch in seine Portfoliounternehmen einbringt. Das macht aber ­jeder andere Mehrheitseigentümer auch.

So ist das Interessante am aktuellen Marktumfeld, dass es die Spreu vom Weizen trennt. In der Rezession werden sich diejenigen Managementteams behaupten, die tatsächlich über operatives Know-how verfügen und dieses transferieren können. (Portfolio-)Unternehmen, die jetzt smarter aufgestellt werden als ihr jeweiliger Wettbewerb, werden aus den kommenden Konsolidierungsprozessen als Sieger hervorgehen. Als Gewinner stehen aber plötzlich auch diejenigen Buyout-Häuser da, die in den vergangenen Jahren oft belächelt wurden, weil ihre auf Basis konservativer Finanzierungsmodelle abgegebenen Kaufpreisangebote regelmäßig von aggressiven Wettbewerbern überboten wurden. Wer sein Pulver trocken gehalten hat, kann jetzt auf Schnäppchenjagd gehen.

Mich erinnert diese Zeit an das, was sich nach dem Jahr 2000 in der ­deutschen Venture Capital-Branche abgespielt hat: Die Trittbrettfahrer sind vom Markt verschwunden, die soliden, aktiv involvierten Risikokapitalgeber haben (größtenteils) überlebt.                                                      

Also, packen wir’s an!

andreas.uhde(at)vc-magazin.de