Gelungene Verstaatlichung

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

noch Anfang dieses Jahrzehnts zählte die Münchener Venture Capital Tagung jeden Herbst zum Pflichtprogramm der Investorengemeinschaft. Nachdem allerdings bei der 11. Auflage im Jahr 2007 – ausgerechnet als sie den Untertitel „Leistungsschau der deutschen Venture Capital-Industrie“ trug – die Zahl der Referenten die Zahl der Teilnehmer zu übersteigen drohte, wurde die Konferenz im Folgejahr abgesetzt.

Dem Veranstalter gelang es nicht mehr, die Venture Capitalisten zu mobilisieren. Vielleicht lag es daran, dass der formalisierte Wissenstransfer für die mittlerweile professionalisierte Branche obsolet wurde; vielleicht auch daran, dass sich die Überlebenden nach dem Platzen der Internetblase mittlerweile bestens kannten, so dass sie das Netzwerktreffen nicht mehr brauchten.

Neuen Schwung in die Veranstaltungsszene brachten 2007 zwei im wesentlichen aus öffentlichen Mitteln getragene Institutionen, für die das Eventgeschäft gar nicht im Fokus der Geschäftstätigkeit steht: Die NRW.Bank mit der Private Equity Konferenz NRW und der High-Tech Gründerfonds mit dem Family Day. Bereits für die 1. Private Equity Konferenz NRW im Jahr 2007 registrierten sich über 400 Gäste. Zur diesjährigen Konferenz im Mai 2009 zählte der Veranstalter sogar rund 900 Anmeldungen. Die Private Equity Konferenz NRW hat sich damit in kurzer Zeit zur größten deutschsprachigen Veranstaltung für außerbörsliches Beteiligungskapital entwickelt.

Der Family Day des High-Tech Gründerfonds verfolgt ein anderes Ziel: Er steht nur ausgewählten Gründern, ihren Coaches und Investoren offen. Das geschlossene Konzept der Veranstaltung und die hohe Qualität der mittlerweile 150 Portfoliounternehmen des größten Frühphasenfinanzierers in Deutschland funktioniert. Mehr zum Family Day des High-Tech Gründerfonds auf den S. 52-53 dieser Ausgabe.

Sicherlich ist ein Erfolgskriterium der beiden Veranstaltungen, dass sie für den Besucher kostenfrei sind. Die positive Resonanz allein darauf zu reduzieren, wäre aber verfehlt. Den Ausrichtern ist es vielmehr gelungen, mit ganz unterschiedlichen Konzepten das zu bieten, woran es so häufig mangelt: auf der einen Seite erstklassige Referenten, die sich nicht vor allem dadurch qualifizieren, dass sie das Event als Sponsor unterstützen. Auf der anderen Seite so viele spannende, innovative Unternehmen, mit denen Geldgeber Kontakt aufnehmen können, wie an keinem anderen Ort der Republik.

Interessante Einblicke wünscht

andreas.uhde (at) vc-magazin.de