No Track Record – no Money
Im Jahr 2004 lag der deutsche Venture Capital-Markt am Boden. Dennoch wollten Friedrich von Diest und Ernst Mayer mit Sirius Venture Partners loslegen: „Es war eine Mischung aus Zufall und Gelegenheit“, erklärt Managing Partner von Diest. Gerade erst hatte er seine zweite Unternehmensgründung Cobion in die USA verkauft, und da er bereits seit 1998 – neben dem Aufbau des Chipbrokers ACG AG als Mitgründer – als Business Angel aktiv war, wollte er seine gesammelte Erfahrung nun zu seinem nächsten Unternehmen machen. Zufällig telefonierte er Ende 2003 mit Ernst Mayer, der kurz zuvor aus der Geschäftsführung der Technologiebeteiligungsgesellschaft tbg ausgeschieden war und ebenfalls die Selbstständigkeit anstrebte. Das Fundraising indes gestaltete sich mühsam, denn der fehlende reine Venture Capital-Track-Record erwies sich als hohe Hürde, berichtet von Diest: „Wir waren zwar als Unternehmer, Business Angel und als Investor bei der tbg erfolgreich, aus der Sicht großer Dachfonds ist man deswegen aber nicht zwingend ein guter Venture Capital-Geber.“
Zwei kleine Fonds zum Auftakt
Anstatt stur das avisierte Fondsvolumen von 50 Mio. Euro zu verfolgen, legten die beiden Ende 2004 mit zwei kleinen, je rund fünf Mio. Euro schweren Fonds einfach los. Für „Sirius Start 1“ öffnete die Dreifaltigkeit aus Family, Friends und Fools die Geldbörsen, in „Stella Polaris“ wurde von Diests altes Business Angel-Portfolio gebündelt. „Diese Lösung war ursprünglich aus der Not geboren, aber mittlerweile hat sich alles zusammengefügt“, erklärt von Diest. Denn damit konnte Sirius Venture mitten in der Trockenphase erste Investments eingehen und mit einem Portfolio die eigene Kompetenz demonstrieren. Erfolgreiche Exits aus dem Portfolio von Stella Polaris waren u. a. CircleSmartCard, ciao.com und Anteile an der Scout24-Gruppe. Als absoluter Highflyer von Sirius Start 1 entpuppte sich die inzwischen börsennotierte BGI Ecotech, die sich in nur drei Jahren zu einem Unternehmen mit rund 130 Mio. Euro Jahresumsatz nach IFRS entwickelt hat.
Ein Kölner in Düsseldorf
Die kontinuierliche Aufbauarbeit führte Anfang 2007 zum ersten externen Fundraising-Erfolg: Die Wiesbadener erhielten das Management für den Sirius Seedfonds Düsseldorf, einen der jeweils ca. zehn Mio. schweren Seedfonds der NRW.Bank. Obwohl die Firmenzentrale und Düsseldorf nur gut 200 km entfernt sind, hat Sirius rheinabwärts eine Dependance eröffnet. „Die Lage im Life Science-Center ist nahezu perfekt, vor Ort sitzen große Industriepartner wie Henkel und Bayer, und viele spannende Hightech-Standorte und Universitäten liegen im Umkreis“, listet von Diest die Vorteile Düsseldorfs auf. Führender Sirius-Kopf vor Ort ist Mitgründer Ernst Mayer, dessen Fokus auf BioTech, MedTech und industriellen Anwendungen liegt. Sein Handwerk verstehe er jedenfalls, berichtet von Diest mit einem Schmunzeln: „Obwohl er aus Köln stammt, ist er in Düsseldorf ein gerne gesehener Gast.“
„Wir lieben knackige Präsentationen“
Rund 40 Gründerteams im Jahr lädt das Sirius-Team zu Präsentationen ein, von denen vier bis fünf dann finanziert werden. Insgesamt werden jährlich rund 300 Businesspläne gesichtet. „Man kann uns ganz normal ansprechen, wir kochen ja auch nur mit Wasser“, gibt sich von Diest bodenständig. Allerdings hat sich Sirius neben den bekannten Wegen Telefon, Post und E-Mail noch eine kleine Besonderheit einfallen lassen: ein spezielles Upload-Formular auf der Website, das rund 10% der Anfragen generiert. Auch bei den angelegten Kriterien wählt von Diest eine lockere Formulierung: „Die sind bei jedem Venture Capital-Haus gleich, um diese Sache sollte man kein unnötiges Aufheben machen.“ Wichtig seien vor allem exzellente Teams und technologisch interessante Geschäftsmodelle mit hohen Wachstumspotenzialen. Mit Biotech, Internet und erneuerbaren Energien stehen populäre Venture Capital-Themen im Fokus, die Start-ups sollten nach Möglichkeit jünger als 18 Monate sein und einen Kapitalbedarf zwischen 250.000 und 500.000 Euro in der ersten Runde haben. Etwas anders ausgerichtet ist der erst vor wenigen Tagen am 23. September offiziell vorgestellte „Sirius Ecotech Fonds Düsseldorf“. Im Blickpunkt stehen Technologien und technologienahe Dienstleistungen im energienahen Umfeld; erlaubt sind Finanzierungen von der Seed- bis zu späteren Wachstumsphasen. Das erste Closing im August lag bei 16,25 Mio. Euro, noch in diesem Jahr soll das Volumen auf 22 Mio. Euro erhöht werden. Ein Punkt sei bei allen Fonds aber gleich, erklärt von Diest mit Nachdruck: „Gründer sollten uns prägnant ansprechen – wir lieben knackige Präsentationen.“
Ausblick und Fazit
Von der derzeitigen Schockstarre vieler Venture Capital-Investoren scheint Sirius nicht betroffen – 2010 beginnt das Fundraising für Sirius Start 2, das Zielvolumen beträgt 15 Mio. Euro. Mittelfristig sollen auch kleine Büros in München und Berlin eröffnet werden, um den Finger an den Puls weiterer spannender Start-up-Regionen zu legen. Für Gründer sollte sich die Zusammenarbeit lohnen: Hinter der jungen Venture Capital-Gesellschaft Sirius Venture stecken zwei Köpfe, die langjährige Erfahrung als Unternehmer und Investor gesammelt haben. Es kann Start-ups nur nutzen, dieses Wissen anzuzapfen.
Torsten Paßmann
Kurzprofil
Typ: VC- und PE-Gesellschaft
Firma: Sirius Venture Partners GmbH
Standorte: Wiesbaden, Düsseldorf
Gründung: 2004
Zahl der Investment-Professionals: 5
Bisher investiertes Kapital: keine Angabe
www.sirius-venture.com
Investitionsschwerpunkte
Phase: Seed, Early Expansion
Branchen: Biotech, Internet und Umwelttechnologien
Region: Düsseldorf, bundesweit
Portfolio (u.a.): BGI Ecotech AG, Biocell Biotechnologie GmbH, firstbrands AG