Der Schutz geistigen Eigentums ist sinnvoll – wenn er maßvoll umgesetzt wird. So sind die Europäer bislang gut damit gefahren, beispielsweise Software „nur“ unter das Urheberrecht zu stellen. Damit ist die konkrete Umsetzung durch Codes abgesichert, aber die Idee selbst bleibt frei. Das ist gut so, denn diese Einstellung gegenüber Geistesblitzen ermöglicht neben Konzernen auch Start-ups und dem Mittelstand die Teilnahme am Innovationskreislauf. Hingegen führt die US-Gepflogenheit, auch vagen Konzepten Rechtsschutz gewähren, zu kaum kalkulierbaren Risiken und bremst bei kleinen und mittleren Unternehmen den Erfindungsgeist aus. In diesem Fall dient der Schutz geistigen Eigentums im Regelfall nur Konzernen, statt einen volkswirtschaftlichen Nutzen zu entfalten.
In Branchen wie Life Science aber ermöglichen Patente erst Innovationen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise in der Forschung nach Wirkstoffen einen zwei- oder sogar dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nimmt, hat es einen nachvollziehbaren Anspruch auf jahrelange Exklusivität, um die aufgelaufenen Kosten abzustottern. Allerdings muss noch eine andere Bedingung erfüllt sein, damit Innovationen entwickelt werden: Die Akteure brauchen Geld – und das ist knapp (siehe Titelgeschichte S. 12–16). So sanken binnen Jahresfrist die Investitionen in Biotechnologie, Medizintechnik, Healthcare und Pharmazie von 0,54 Mrd. EUR um gut 50% auf 0,26 Mrd. EUR. Unter ähnlicher Kapitalknappheit leiden Unternehmen der Nanotechnologie: In diesem Segment wird der Geldhahn nur sporadisch aufgedreht (siehe S. 22–23). Überhaupt hat sich im vergangenen Jahr Kapital als knappes Gut erwiesen: Während die Summe der finanzierten Unternehmen über alle Branchen und Phasen sich um 11% reduzierte, nahm das hierzulande investierte Kapital gleich um 74% ab. Dennoch lassen sich aus den Marktzahlen im Artikel auf den Seiten 28–29 auch positive Erkenntnisse ziehen. So kletterte beispielsweise die Zahl der Start-up-Transaktionen im vierten Quartal auf ein Zwei-Jahres-Hoch.
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