Die Wahl wird zur Pflicht

Liebe Leserinnen und Leser,

mit deutlicher Mehrheit hat das EU-Parlament am 11. November die sogenannte AIFM-Direktive durchgewunken. Damit sind lange Monate des Wartens und vielleicht auch des Bangens vorbei, denn nun wissen europäische Private Equity-Manager, in welchem Rahmen alternative Anlageklassen reguliert werden sollen. Positiv daran ist, dass einige Stolperfallen beseitigt wurden, z.B. die undifferenzierte Anwendung auf alle Alternativen von Hedge- über Private Equity- bis hin zu Schiffsfonds. Ebenso wird es die Branche erfreuen, dass der sogenannte EU-Pass den Vertrieb über Landesgrenzen erleichtert. Allerdings können die Akteure nur auf den ersten Blick aufatmen, denn bis endgültig Klarheit in Gesetzesform herrscht, können weitere zwei Jahre verstreichen.

Erstens haben die Mitgliedstaaten 24 Monate nach der offiziellen Veröffentlichung Zeit, die Direktive in nationales Recht umzusetzen. Zweitens wurde an 97 Stellen auf die zweite Ebene des Entscheidungsprozesses verwiesen, wie Dörte Höppner vom BVK im Interview (S. 8–9) aufzeigt. Konkret heißt das: Während des legislativen Prozesses arbeiten EU-Kommission und Mitgliedstaaten zahlreiche Details der Richtlinie erst einmal aus. Zwei Dinge sind aber jetzt schon klar – die Direktive wird massiven Einfluss auf die gesamte Fondslandschaft in der EU haben und kein Anbieter kann sich ihr entziehen. Zwar bestehen Erleichterungen abhängig von der Größe, aber Registrierung bei und Transparenz gegenüber den Aufsichtsbehörden werden sich zu einem wichtigen Trademark entwickeln. Es steht zu erwarten, dass vor allem institutionelle Investoren ihr Kapital nur noch in regulierte Gesellschaften stecken. Die freiwillige Unterwerfung unter die AIFM-Direktive wird damit faktisch zur Pflicht.

Neben solch zukunftsorientierten Fragen müssen sich die Vertreter der gesamten Private Equity-Branche aber vor allem mit Aspekten des Tagesgeschäfts auseinandersetzen. Hier dominieren meist Zahlen, aber manchmal sind Worte eben doch wichtig. Die Heuschreckendebatte vor fünf Jahren hat aufgezeigt, wie sich das Image verändern kann, wenn die Akteure sprachlos bleiben. Bis heute habe sich wenig daran geändert, konstatieren vier Kommunikationsexperten in einer Stimmungsumfrage (S. 26–27). „Mehr informieren!“ heißt in einem Fall daher die deutliche Aufforderung. Angesichts der neuen Rahmenbedingungen kann sich gerade gegenüber institutionellen Investoren eine aktive Kommunikation als weiterer wichtiger Aspekt herausstellen.  

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe!

Ihr

torsten.passmann(at)vc-magazin.de