Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
im vergangenen Jahr zeigte sich die Private Equity-Branche auf ihrem wichtigsten Treffen, der SuperReturn, demütig. Ein Blick in das aktuelle Programm weist darauf hin, dass dieses Gefühl bis heute anhält. So wird in Berlin vom 28. Februar bis 3. März beispielsweise diskutiert, auf welche neuen Due Diligence-Fragen sich Fonds im Fundraising einstellen müssen, wie sich die General Partner mittels aktiven Managements voneinander unterscheiden können und ob es eine Konsolidierung geben wird. Grundsätzlich aber scheinen die Player Morgenluft zu wittern: Die anziehende Konjunktur verspricht eine Gesundung der Portfoliogesellschaften sowie höhere Bewertungen bei Verkäufen, dazu verfügen (große bzw. Mega-) Buyout-Häuser noch über hohe Mittel in ihren Fonds (siehe Titelgeschichte S. 12–16). Auch der Umstand, dass der Private Equity-Gigant Blackstone hierzulande im Herbst 2010 in Düsseldorf wieder ein Büro eröffnet hat, belegt sowohl die Zuversicht der Branche als auch die Attraktivität des Standorts Deutschland. Nach einer Phase der Neustrukturierung von Portfoliounternehmen sei „Private Equity wieder da“, sagt denn auch David Cayet von Accuracy Deutschland im Doppelinterview (siehe S. 18–19).
Für Euphorie scheint es aber zu früh. Unsere Kollegen des GoingPublic Magazins erstellen derzeit wieder den „Corporate Finance & Private Equity Guide“, das umfangreichste Adressverzeichnis des deutschsprachigen Kapitalmarktes. Mehr Gesellschaften als im Vorjahr wollten auf die Listung mit Profilangaben verzichten. „Wir setzen unsere Strategie neu auf und sind im nächsten Jahr wieder dabei“, lautete eine häufige Erklärung. Vor besonderen Herausforderungen stehen dabei vor allem die Venture Capital-Gesellschaften, von denen viele dringend neues Kapital einwerben müssen. Derzeit seien 20 bis 30 deutsche Gesellschaften im Fundraising, davon „werden es etliche nicht schaffen“, prognostiziert Dr. Markus Schillo vom ERP-EIF-Dachfonds (siehe S. 46–47). Wer dennoch ein Final Closing melde, werde wahrscheinlich kleinere Brötchen backen, vermuten langjährige Marktbegleiter im vertraulichen Gespräch.
Auf der Exit-Seite sendet der Markt aber sowohl für Early Stage- als auch Buyout-Investoren positive Signale aus: Die Industrie steht unter permanentem Innovationsdruck, sucht die Nähe zu innovativen Start-ups (wie etwa im Rahmen der High-Tech Partnering Conference, siehe Seite 52) oder übernimmt sie gleich. Auch öffnet sich wieder das Börsenfenster, wie unser „Deal des Monats“ (S. 62) zeigt: das IPO von Derby Cycle. Dazu werden weitere Börsengänge aus dem Private Equity-Umfeld erwartet. Des Weiteren verfügen strategische Investoren vielfach über prall gefüllte Portemonnaies, falls sie anorganisch wachsen wollen.
Ich wünsche eine informative und anregende Lektüre
torsten.passmann(at)vc-magazin.de