Zentrale Lage im Herzen Münchens
Jeden Tag schieben sich Tausende von Menschen durch die Theatinerstraße – Touristen auf dem Weg von der Feldherrnhalle zum Marienplatz oder Shoppinglustige im Kaufrausch. Dazu kommen zahlreiche Geschäftsleute in dunklen Anzügen, denn die Münchner Innenstadt beherbergt Banken ebenso wie Corporate Finance-Beratungen und Private Equity-Gesellschaften. Eine von ihnen ist die Afinum Management GmbH, die im gleichen Block sitzt wie die bekannte Schumann’s Tagesbar. „Die zentrale Lage erleichtert die Kommunikation. Die Anreise fällt leicht und man kann sich unkompliziert austauschen“, freut sich Michael Hildisch, der seit Sommer 2010 als Partner an Bord ist. Auch sind die Räumlichkeiten deutlich repräsentativer als in den Anfangstagen. „Wir haben uns am 19. Januar 2000 gegründet und waren die ersten Monate in einem Regus-Bürocenter“, erzählt Dr. Thomas Bühler. „Wir sind aber bereits im gleichen Jahr hierher gezogen“, ergänzt Dr. Gernot Eisinger. Er ist ebenso wie Bühler geschäftsführender Gesellschafter und hat mit ihm Afinum aus der Taufe gehoben.
Nur gesunder Mittelstand
Noch im Gründungsjahr konnten die beiden die Auflage ihres ersten 94 Mio. EUR schweren Fonds melden, 2003 folgte der zweite Fonds mit 140 Mio. EUR. „Wir haben damit sieben bzw. vier Übernahmen gestemmt. Mittlerweile sind beide Fonds aber komplett abgewickelt“, schaut Bühler zurück. Der jüngste eigene Fundraising-Erfolg mit 230 Mio. EUR datiert aus dem Jahr 2007. „Der Fonds ist etwa zur Hälfte investiert und wird es in den kommenden 18 bis 24 Monaten komplett sein“, erläutert Eisinger. Um es den Kapitalgebern einfach zu machen, haben sich die Afinum-Macher bislang ein enges Korsett geschnürt: „Nur Mehrheiten im gesunden Mittelstand in Deutschland und angrenzenden Ländern“, unterstreicht Bühler. Bei den Branchen herrscht dagegen eine gewisse Offenheit, wie Eisinger mit einem leichten Schmunzeln beschreibt: „Wir machen alles, was wir verstehen. Wenn wir wegen der Fachsprache entweder Manager oder Kunden nicht verstehen, wie beispielsweise im Pharmasektor, lassen wir die Finger davon.“ Der Zugang zum Mittelstand speist sich dabei aus einem breiten Netzwerk von Banken, Anwälten und Beratern.
Auf Augenhöhe mit dem Unternehmer
Insgesamt 400 mögliche Transaktionen werden pro Jahr einer ersten Überprüfung unterzogen, 50 kommen in die engere Auswahl und zwei bis drei Übernahmen pro Jahr werden dann getätigt. „Diesen Rhythmus hatten wir auch in der Krise. Denn unser Geschäft wird biologisch bestimmt und weniger von Moden oder Zyklen“, erläutert Eisinger. Üblicherweise fließen zwischen 10 und 45 Mio. EUR an eigenem Kapital, die durch Fremdkapital auf bis zu 100 Mio. EUR gehebelt werden können. Afinum legt das Augenmerk auf Nachfolgesituationen, wenn der Unternehmer wegen Alter oder Krankheit ausscheiden will und der Nachwuchs kein Interesse zeigt. Eine Prämisse ist dabei, nur vom Unternehmer selbst zu kaufen. „Das ist zwar etwas mühsamer, weil er solche Prozesse meist nur einmal anstößt und die Unterlagen dann wenig professionell aufbereitet sind. Allerdings macht es uns allen auch Spaß, bei einer Due Diligence wirklich in die Tiefe zu gehen“, fügt Bühler hinzu. Ein wesentlicher Pluspunkt bei Verhandlungen ist die Zusammensetzung des Teams: „Wir haben 14 Investment Professionals, die alle über einen mittelständischen Hintergrund verfügen und hier gut vernetzt sind. Das ist ein Vorteil gegenüber angelsächsischen Investoren“, meint Hildisch. „Es ist außerdem wichtig, authentisch aufzutreten“, ergänzt Bühler. Was das bedeutet, lässt sich auf der Website afinum.de überprüfen: Es gibt von den Teammitgliedern Bilder im dunklen Anzug ebenso wie mit Kordsakko oder Pullover.
Partner für Strategie und Finanzierung
Aus dem operativen Tagesgeschäft halten sich die Investmentmanager von Afinum nach eigenen Angaben heraus – als Sparringspartner in Strategiefragen nehmen sie aber schon Einfluss auf den Kurs der jeweiligen Gesellschaft. Dazu bringen sie sich noch an zwei anderen Stellen ein. Hildisch: „Wir verfügen über umfangreiches Know-how in Finanzierungsfragen und setzen dieses bei der Strukturierung des Fremdkapitals, dem Einsatz von Factoring und Leasing oder bei Zukäufen im Ausland ein.“ Vor allem in dem letztgenannten Punkt bringt Afinum ein schweres Pfund auf die Waage, hebt Eisinger hervor: „Wir verfügen über ein Büro in Hongkong, wo ein mittelständischer Unternehmer mit langjähriger Erfahrung sitzt. Er ist unser Brückenkopf für organisches oder anorganisches Wachstum unserer Portfoliounternehmen in Asien.“
Neuer Fonds für Minderheiten
Ein Bedürfnis des Mittelstands konnte das Afinum-Team bis vor Kurzem nicht stillen – die Nachfrage nach Minderheitsbeteiligungen für Wachstumssituationen. Mit der KfW Bankengruppe sorgte ein alter Bekannter aus zwei früheren Fonds aber für Abhilfe. Gemeinsam mit der Commerzbank legte die staatliche Förderbank im Sommer 2010 einen bis zu 500 Mio. EUR schweren Eigenkapitalfonds für den Mittelstand auf. „Es gab einen Schönheitswettbewerb mit vermutlich acht bis zehn Teilnehmern, und wir haben anscheinend den besten Eindruck gemacht“, erklärt Bühler. Die KfW sei mit den bisherigen Renditen zufrieden, sie wisse, dass Afinum einen guten Ruf im Mittelstand genieße, und das Team war faktisch sofort einsatzbereit, zählt er als Argumente auf. Wie sich die Strategie des neuen Fonds vom bisherigen Ansatz unterscheidet, beschreibt Hildisch: „Die Grundlagen sind identisch – nur gesunder Mittelstand, wir müssen die Branche verstehen und die Haltedauer beträgt fünf bis acht Jahre. Allerdings wollen wir nur Beifahrer mit Mitbestimmungsrechten sein.“ Einen wesentlichen Unterschied gebe es aber doch, erläutert Eisinger: „Mit 10 bis 30 Mio. EUR ist das Investment pro Transaktion etwas niedriger. Wir hebeln unseren Einsatz stattdessen mit den Wachstumsperspektiven.“
Aktuelles Portfolio und Exit-Optionen
Ein Investment für den Minderheitenfonds wurde bislang noch nicht getätigt, weshalb die derzeit sieben Portfoliogesellschaften alle zum Afinum-Fonds von 2007 gehören. Frühere Beteiligungen umfassen u.a. Sigg Switzerland, den bekannten Hersteller von Trinkflaschen aus Aluminium, und die Swisshaus Wohnprofil AG, die Einfamilienhäuser in Massivbauweise herstellt. Ein prägendes Unternehmen für die Reputation von Afinum gebe es aber nicht. Vielmehr habe jeder seine Lieblingsunternehmen, sagen Bühler, Eisinger und Hildisch unisono. Wenn es später dann zu Exits kommt, führt die jeweilige Ausrichtung der aktuellen Fonds zu unterschiedlichen Routen, erklärt Hildisch: „Bei einer Minderheitsbeteiligung ist der Unternehmer oder seine Familie unser erster Ansprechpartner, bei einer Mehrheitsbeteiligung dagegen strategische oder Finanzinvestoren.“
Fazit:
Eigene unternehmerische Erfahrungen, unaufgeregtes Auftreten, faire Verhandlungen – mit diesen Aspekten punktet das Team von Afinum gegenüber mittelständischen Unternehmern. Förderlich für den Ruf ist auch, dass es unter den bisher übernommenen Gesellschaften keine Ausfälle gab. Seit Sommer 2010 kann Afinum auch eine bisherige Angebotslücke schließen und Minderheitsbeteiligungen anbieten. Vor diesem Hintergrund dürfte sich der bisherige Wachstumskurs fortsetzen.
Torsten Paßmann
Kurzprofil: Afinum Management GmbH
• Typ: Private Equity-Gesellschaft
• Standorte: München, Zürich, Wien, Hongkong
• Gründung: 2000
• Verwaltetes Kapital: ca. 430 Mio. EUR
• Zahl der Investment Professionals: 14
• Internet: www.afinum.de
Portfoliounternehmen (Auswahl)
Name /// Branche /// Standort
Caseking GmbH /// PC-Komponenten /// Berlin
d&b audiotechnik GmbH /// Professionelle Audiotechnik /// Backnang
Erpo Möbelwerk GmbH /// Möbel /// Ertingen und Donzdorf
Pinova AG /// Farben und Lacke /// Lengnau (CH)
Wallenborn Transports SA /// Luftfracht /// Munsbach (LUX)
Quelle: Afinum Management